Zur Lage der TV-Nation

RTL vs. ProSieben vs. Sat.1

von
Seite 2
Die Programmpräsentationen der großen Privatsender RTL, ProSieben und Sat.1 für das kommende Fernsehjahr liegen hinter uns. Welche TV-Station hat die besten Neustarts im Portfolio, wo wird Mut zum Risiko gezeigt und welche Sender haben enttäuscht? Quotenmeter.de mit der Analyse.

Show und Comedy


Im Show- und Comedybereich beweist Sat.1 Mut zum Risiko: In der Kindershow «Lieber Onkel Olli» soll Oliver Pocher endlich dem Sat.1-Anforderungsprofil als familienfreundlicher Soft-Moderator angepasst werden. Ob das ehemalige enfant terrible der TV-Comedyszene aber sein Image wirklich glaubwürdig wechseln kann, steht in den Sternen. Das Problem bei dieser Entwicklung ist zudem, dass sich sogar noch die alten Pocher-Fans von ihm abwenden könnten. Weiterhin wurde ein Quiz mit Johannes B. Kerner angekündigt – eine logische Folgerung der erfolgreichen Quiz-Segmente in seinem Magazin. Und schließlich werden sogar die «Hit-Giganten» mit einem neuen Moderatorenduo fortgesetzt. Fraglich aber, ob wirklich Hugo Egon Balder der Hauptgrund für die schlechten Quoten der Musik-Chartshow war.

Auch RTL traut sich im Showbereich an ein neues Format namens «101 Ways to Leave a Gameshow», in dem Daniel Hartwich seine Kandidaten auf spektakuläre Weise aus der Sendung befördert, wenn sie falsch antworten. Das britische BBC-Format ist weniger eine Gameshow, sondern eher ein visuell beeindruckendes Action-Fun-Programm, das in Deutschland mit Hartwich den passenden Moderator haben wird. Im Zusammenspiel mit dem «Supertalent» oder «DSDS» könnte die neue Show gute Quoten erreichen. ProSieben kündigte ein neues Action-Format namens «17 Meter» an, das von den MTV-Moderatoren Joko und Klaas moderiert wird. Diese Sendung ist damit auch die einzige aller drei TV-Stationen, die unverbrauchte Gesichter auf den Bildschirm lässt.

Interessant ist wieder einmal, in welchem Bereich die Sender nichts angekündigt haben: Das Comedy-Genre wurde bei den Programmpräsentationen sträflich vernachlässigt. Zwar haben die Fernsehstationen neue Staffeln bekannter Formate wie «Pastewka», «Ladykracher» (beide Sat.1), «Stromberg» oder «Comedystreet XXL» (beide ProSieben) bzw. einmalige Specials wie «Hapes zauberhafte Weihnachten» (RTL) bestellt, doch sonst gab es wenige Neuerungen zu verkünden: RTL plant einen Wochenrückblick mit dem Comedian Bülent Ceylan, Sat.1 eine Impro mit Annette Frier und Cordula Stratmann. Vertrauen in deutsche Comedy sieht anders aus – der Trend der vergangenen TV-Saison, als ohnehin schon sehr wenig Comedy bei den drei großen Privaten zu sehen war (und das dann meist mit desaströsen Quoten), setzt sich fort.

Doku


Ebenfalls setzt sich der Trend fort, die Primetime mit Doku-Soaps und Reality zu füllen. Kein Wunder, sind diese Formate doch kostengünstig zu produzieren und meist mit akzeptablen bis guten Quoten gesegnet. So zeigt RTL mit «Mietprellern auf der Spur», «Jugendliebe» und «Unschuldig» gleich drei neue Primetime-Formate. Erfolgreiche Vorabend-Sendungen wie «Helena Fürst» könnten zudem noch in das Abendprogramm wandern. Sat.1 startet mit Miriam Pielhau das Countrytainment-Format «…ins Grüne», das (mit ein paar Jahren Verspätung) auf den immer noch anhaltenden Dorf- und Landtrend aufspringen will, der mit «Bauer sucht Frau» seinen Anfang genommen hatte. Von einem Erfolg kann hier ausgegangen werden. Risikoreicher sieht es bei «Die Insider» aus: Hier besuchen Barbara Eligmann und Wigald Boning («Clever») das Innere des menschlichen Körpers – mit Mikro-Spaceshuttles. Ob dieses Format nicht eher Comedy als Doku wird, bleibt abzuwarten. Spannend hört sich diese Art „«Galileo» für den Körper“ in jedem Fall an.

Das Programm mit den meisten Neustarts bietet Sat.1. Der Sender will nach seinen ungewöhnlichen und unerwarteten Erfolgen wie «Danni Lowinski», «Die perfekte Minute» oder zuletzt sogar «Mein Mann kann» den Weg zur Umstrukturierung des Programms weitergehen und sich von alten Zöpfen trennen. Dabei helfen insbesondere zahlreiche neue Formate für die Sendergesichter Pocher und Kerner. Sat.1 wird im kommenden Jahr mehr im Show- und Magazinbereich produzieren als bisher – die teuren Investitionen in das Programm gehen also (unbeeindruckt von den bisherigen Misserfolgen mit Kerner und Pocher) weiter. Diese Entwicklung ist gut und notwendig; sie wird sich auch in besseren Marktanteilen auszahlen. Weniger überzeugend sind die Programmpräsentationen von ProSieben und RTL für TV-Fans gewesen, da wenig Neues angekündigt wurde. Leider allzu verständlich, da beide Sender aktuell großen Erfolg und nur wenige richtige Programm-Baustellen haben. Die letzte große Primetime-Lücke hat ProSieben mit dem nun erfolgreichen Dienstag schließen können. Dennoch müssen die Sender aufpassen, im US-Bereich nicht an Reputation und Material zu verlieren: Man will lediglich auf neue, erfolgreiche Serien aus den USA warten. Die neue TV-Saison verspricht also hauptsächlich bekannte Ware, dosiert mit einigen Neustarts, von denen sich «Kreutzer kommt» (ProSieben), «Die Insider» (Sat.1) und «101 Ways to Leave a Gameshow» (RTL) am interessantesten anhören.

vorherige Seite « » nächste Seite

Mehr zum Thema... ProSieben RTL Sat.1
Kurz-URL: qmde.de/43473
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelSpringfield bekommt Besuch vom «Glee»-Clubnächster ArtikelNeue Sat.1-Daily soll im Oktober starten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung