Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Trash-TV – Lernen die nix?

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Trotz zahlreicher Flops schickt Sat.1 demnächst wieder Promi-Dokus und Reality-Trash auf Sendung. Wann kommt die Einsicht?

«Die Promi-Singles – Traumfrau sucht Mann». «Die Superlehrer». «Jugendcoach Oliver Lück». «VIP-Charts». Und damit es noch nicht genug ist: «Der Ramschkönig – Alex Walzer und sein Billigreich». Diese Titel stammen nicht etwa aus den TV-Giftschränken alter Zeiten, sondern sind die Namen der Sendungen, die aktuell oder demnächst montags in der Sat.1-Primetime auf den Zuschauer losgelassen werden. Die Garantie, dass jede einzelne dieser Shows floppt, liegt für den geneigten TV-Fan bei gefühlten 99 Prozent. Doch warum lernt Sat.1 nicht, das einzusehen?

Zunächst fragt man sich als Außenstehender nicht nur bei Sat.1, wo das Gespür der Programmplaner für Erfolg und Misserfolg bleibt, sondern auch beim Schwesternsender ProSieben. Die Ausstrahlung des TV-Trashs zur besten Sendezeit gipfelt meist in einer kurzfristigen Umstellung des Programms mit gleichzeitiger Absetzung besagter Shows, die einfach keine Zuschauer erreichen. Bestes Beispiel: Erst vor wenigen Stunden hat ProSieben seine Primetime am Dienstag geändert und kurzerhand die «superspots» aus dem Programm genommen, «MyVideo Star» ins Nachtprogramm verbannt sowie am Donnerstag «Giulia in Love?!» auf sechs Ausgaben verkürzt. Und dies wird möglicherweise nicht die letzte Änderung dieses TV-Sommers sein.

Die Liste kurzfristiger Programmänderungen, abgesetzter Trash-Dokus und gefloppter Promi-Realitys lässt sich dutzendfach weiterführen. Und doch wird der Zuschauer immer wieder mit neuen Formaten dieser Art bombardiert. Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob die Privatsender ihre Zuschauer noch für ernst oder ansatzweise gebildet halten – schaut man sich eben die hier genannten Sendungen an, erweckt dies jedenfalls nicht diesen Eindruck. Doch gerade die miesen Einschaltquoten solcher Shows und die darauf folgenden Absetzungen stellen den ultimativen Sieg des mündigen Zuschauers über das veraltete, beschränkte Denken mancher Programmmacher dar, die eine Ausstrahlung des Trash-TV verbrochen haben.

Kurz gesagt: Der Zuschauer ist nicht so blöd, wie mancher Senderboss denkt. Und doch lässt sich beispielsweise Sat.1 immer wieder zu Reality-Dokus hinreißen, genau deswegen, weil es so ziemlich die günstigste Art ist, Primetime-Programm herzustellen. Und auch wenn die Sendungen dann nur Marktanteile deutlich unter dem Senderschnitt erreichen, so sind sie wohl immer noch erfolgreich genug, um einen guten Profit zu erwirtschaften. Abgesehen vom wirtschaftlichen Faktor ist aber auch der Image-Faktor für die Sender nicht ganz unerheblich – und Shows wie «Die Promi-Singles», «Giulia in Love?!» oder «Sommermädchen 2009» tragen nicht nur bei TV-Fans, sondern auch beim normalen Zuschauer dazu bei, dass das Senderimage deutlich leidet. Doch ist der Ruf erst ruiniert, sendet es sich bekanntermaßen ganz ungeniert. Auf die nächsten floppenden Promi-Dokus!

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.

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