Meinungen

Sex meets Rock: Ein großer ‚Bravo‘-Abend für Deutschland

von
Christian Richter dankt ProSieben für die Ausstrahlung der großen Sex-Doku direkt im Anschluss an den Teenie-Film «Camp Rock».

Sex und Rock ‚n’ Roll gehören wohl seit ihrer Erfindung untrennbar zusammen. Das scheint auch ProSieben zu wissen. Aber irgendwie hat man es dort etwas falsch verstanden zu haben. Anders kann es nicht zu erklären sein, wieso der Sender am 20. September 2008 ausgerechnet nach der Free-TV-Premiere von «Camp Rock» seine neue Aufklärungsschiene programmiert.

Bei dem Film handelt es sich nämlich nicht um einen Musik-Streifen wie «The Doors» oder wenigstens «Almost Famous», sondern um einen Film des amerikanischen Disney Channels. «Camp Rock» ist der erste Film der angesagten Musikgruppe „The Jonas Brothers“, die in Amerika eine ähnlich große und gleichaltrige Fangemeinde haben wie hierzulande Tokio Hotel. Doch auch bei uns sind die Jonas Brothers aus den Jugendzeitungen und dem Musikfernsehen nicht mehr wegzudenken. Daher fiebern der Premiere des Filmes hauptsächlich 13 bis 17-jährigen Mädchen entgegen.

An dessen Anschluss nun den großen ProSieben Schweinkram-Abend zu zeigen wirkt doch etwas befremdlich. Immerhin wird der Sender ab 22.10 Uhr die größte Sex-Studie Deutschlands ausführlich auswerten. Bei der großen Umfrage, die ProSieben im Frühjahr in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung durchgeführt hat, wurden die Kandidaten unter anderem nach ihren Lieblingsstellungen, Pornokonsum und sexueller Zufriedenheit befragt. Themen, die noch nicht zwingend zum Alltag eines 13-jährigen Schulmädchens gehören sollten. Im Anschluss an «Sexreport 2008 - So lieben die Deutschen» dürfen in der Sendung «All about Sex - Promis klären auf» mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten Videoclips kommentieren, bevor der Sender die alten Oswald-Kolle-Aufklärungsfilme aus den 70ern hervorkramt.




Inspiriert wurden die Programmplaner von ProSieben sicher von ihren eigenen Kindern und deren Lektüre. Denn eigentlich ist der ProSieben-Abend nichts anderes als eine bewegte Ausgabe der „Bravo“. Auch dort wechseln sich Berichte über Teeniebands mit dem Aufklärungsteil des Dr. Sommer-Teams ab. Diese Mischung erfreut sich schließlich seit über 50 Jahren größter Beliebtheit.

Obwohl, glaubt man den aktuellen Ausgaben einschlägiger Printmedien mit den großen Überschriften ist unsere Jugend dermaßen verdorben, dass sie diese Studie sowieso nur langweilen dürfte. Immerhin berichten gerade mehrere Blätter über Sexorgien im Kinderzimmer, selbstgedrehten Pornovideos mit Klassenkammeraden und wiederholten Schwangerschaftsabbrüche bei 13-Jährigen. ProSieben wird daher über dieses Phänomen nicht einfach nur berichten, sondern dank des Audience Flows diese Entwicklung direkt fördern. Schließlich ist es hinlänglich bekannt, dass es in Deutschland zu wenig Nachkommen gibt.

Wir dürfen daher nur hoffen, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt. Vielleicht sehen wir dann bald die Themenabende bestehend aus «Hannah Montana» und dem Film «Brust oder Beule» oder «Die Teletubbies» in Verbindung mit «Am Pimmel ist die Hölle los». Deutschland wäre es nur zu wünschen.

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