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«Gülcan & Collien»: Ereignislos inszenierte Dummheit

von
Dieses Mal sah Quotenmeter.de-Autor Alexander Görke die neue ProSieben-Doku-Soap «Gülcan & Collien».

Es war einmal «The Simple Life». Die zwei verwöhnten Vorzeigedummchen Amerikas, Paris Hilton und Nicole Richie, wurden ins triste Landleben geschickt, bauten dort ständig Unsinn und keiner wollte sie haben. Die Landwirtschaft wurde gegen andere Schauplätze getauscht, fünf Staffeln wurden bis heute weltweit ausgestrahlt.

Das können wir auch, dachte sich wohl ProSieben als es zwei hübsche Inventarmädels diverser Formate des Privatfernsehens bei der Hand nahm und einen abgelegenen Bauernhof in Bayern für sie fand, der sich bereit erklärte, die beiden drei Wochen lang gegen einen netten kleinen Zuverdienst zu ertragen.

Die beiden Moderatorinnen, bekannt geworden durch das deutsche Musikfernsehen, sind Gülcan Kamps und Collien Fernandes. Frau Kamps sammelte bereits Erfahrungen mit Doku-Soaps bei ihrer inszenierten Hochzeit, welcher sogar der eigene Schwiegervater fernblieb. Frau Fernandes vermochte bisher nur ihr eigenes Aussehen gekonnt zu vermarkten. Was hätte sie auch mehr anzubieten?




Die beiden 25- und 26-jährigen „Jet Set Ladies“ helfen hier und da ein wenig auf dem Bauernhof mit und... machen den Mist, den man von ihnen erwartet. Gleich zu Anfang der Sendung werden die Hühner (versehentlich) freigelassen und Frau Kamps versucht diese dann unter Einsatz der lustigen Wortspielkiste („Du dummes Huhn“) und eines spontan aufgeführten Ententanz wieder einzufangen, gepaart mit allerlei Dummschwätzerei, welche zum kontinuierlichen Fremdschämen förmlich einlädt.

Das Highlight der Woche stellt die Geburt eines Kalbs dar, welches auf der Suche nach einem möglichst männlichen Namen kurzerhand „Macho“ getauft wird. Die Geburt veranlasst die beiden Blondinen im Geiste zu philosophisch anmutenden Überlegungen, während das frisch geborene Lebewesen bei den Empfangsworten „Hallooo! Du bist auf der Erde!“ aus dem Mund von Frau Kamps möglicherweise lieber wieder zurück in seine Mutter flüchten möchte. Es hat keine Wahl. Im Gegensatz zu den Zuschauern, welche schon einiges an mentaler Stärke mitbringen sollten, um im geistigen Tiefflug vor sich hin zu segeln.

Als sich beide vor der Arbeit drücken und stattdessen ein Quartett mit Panzern spielen, ist es fast wie im Original mit Paris Hilton. Nur langweiliger. Das zu allem Überfluss mit Untertiteln synchronisierte Landwirte-Ehepaar verfrachtet die Frauen mit Rechen bewaffnet aufs Feld. Der Zuschauer darf ihnen beim Herumstehen zuschauen und im Anschluss daran einem wissenschaftlichen Diskurs beiwohnen, in dessen Zentrum der stark ausgeprägte Akzent des Hofältesten steht. Keine der beiden ist in der Lage, den Großvater zu verstehen. Es folgt eine kräftige Abreibung, welche ProSieben wie einen Actionfilm zusammenschneidet und musikalisch untermalt, bevor Frau Fernandes davonläuft und fast kleine Tränchen über ihr zierliches Gesicht laufen lässt. Frau Kamps ist, als sie davon erfährt, wenig berührt und orakelt lieber über die Möglichkeit des Vollzugs körperlicher Nähe ihrer Gasteltern im Silo. Zumindest für heute hat sie sich den Titel „The next Paris Hilton“ (alternativ: „Germany’s next Nicole Richie“) wahrlich verdient.

Erkenntnisgewinn des Abends: Die beiden jungen Damen sind weder leichte Mitarbeit im Haushalt oder die Reinigung ihres Zimmers, noch körperliche Arbeit gewohnt. Wer hätte das gedacht. In diesem Sinne: Wie viele Zitzen hat der Euter einer Kuh? a) 4 oder b) 53


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