Der Spieler übernimmt die Leitung eines kleinen Blattes, das sich in der Metropole behaupten will. Von einem winzigen Büro mit klappernder Schreibmaschine aus gilt es, Reporter einzustellen, Themen zu setzen, Layouts zu entwerfen und die Zeitung schließlich zu drucken und zu vertreiben. Ziel ist es, die Auflage zu steigern, Einnahmen zu sichern und journalistische Integrität zu wahren – oder sie für Profit zu opfern. Die Balance zwischen Idealismus und Wirtschaftlichkeit bildet den Kern des Spiels. Wer zu kritisch schreibt, riskiert den Zorn der Politik oder der Werbekunden. Wer sich anbiedert, verliert Leser. Diese moralischen Entscheidungen machen «News Tower» weit mehr als zur klassischen Wirtschaftssimulation – es ist eine pointierte Satire auf die Medienwelt.
Der namensgebende „News Tower“ ist wörtlich gemeint: Das Redaktionsgebäude wächst Stockwerk für Stockwerk in den Himmel. Jede Etage beherbergt eine andere Abteilung – Recherche, Redaktion, Druck, Vertrieb oder Personalwesen. Der Aufbau funktioniert wie in klassischen Managementspielen: Räume planen, Geräte platzieren, Mitarbeiter einstellen, Abläufe optimieren. Reporter gehen auf Spurensuche, Fotografen liefern Bilder, Lektoren prüfen Texte. Sobald ein Artikel fertig ist, entscheidet der Chefredakteur (also der Spieler), ob und wie er veröffentlicht wird. Die Themenvielfalt reicht von Politik über Sport und Kultur bis zu Klatschgeschichten. Jede Rubrik zieht ein anderes Publikum an – Arbeiter, Intellektuelle, Hausfrauen oder Geschäftsleute.
Besonders clever: Die Spielwelt reagiert dynamisch auf Veröffentlichungen. Ein kritischer Bericht über den Bürgermeister kann Demonstrationen auslösen, ein Lob auf einen Filmstar steigert kurzfristig den Absatz, aber senkt das Ansehen in der Politik. News Tower ist damit auch ein Gesellschaftssimulator, der zeigt, wie Worte Macht entfalten.
Das Spiel fängt das Flair der 1930er perfekt ein. Jazzmusik, monochrome Grafiken, Typografie im Art-déco-Stil und leicht vergilbte Farbtöne schaffen eine dichte Atmosphäre. Zeitungsseiten werden haptisch dargestellt, Schlagzeilen wirken wie aus alten Archiven. Dazu passt der Sound: das rhythmische Klackern von Schreibmaschinen, das Rattern der Druckpresse, der Ruf des Zeitungsjungen auf der Straße – eine audiovisuelle Liebeserklärung an eine vergangene Epoche.
Doch hinter der Nostalgie steckt Ernst. Die Welt von News Tower ist von Korruption, Kriminalität und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt. Redakteure verschwinden, wenn sie zu viel wissen, Gewerkschaften fordern faire Löhne, und Mäzene versuchen, die Redaktion für ihre Zwecke zu nutzen. Diese Ereignisse tauchen als zufällige Herausforderungen auf und verlangen schnelle, oft unbequeme Entscheidungen.
Neben Geld und Material muss der Spieler auch das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter im Auge behalten. Überarbeitete Reporter produzieren schlechtere Texte oder begehen Fehler, Lektoren kündigen, wenn sie zu viel Druck erleben. Kleine Extras – wie Kaffeemaschinen, Pflanzen oder Musikzimmer – steigern die Moral. Das Personalmanagement ist dabei so charmant wie taktisch. Jeder Mitarbeiter hat Stärken, Schwächen und persönliche Vorlieben. Manche schreiben exzellente Sportberichte, andere liefern brillante Enthüllungen, aber sind anfällig für Erpressung. Das sorgt für eine ständige Abwägung: Wer bekommt den nächsten großen Auftrag – der Idealist oder der Opportunist?
«News Tower» wurde sowohl von Spielern als auch von Kritikern positiv aufgenommen. Auf Steam steht der Titel bei „sehr positiv“, viele loben die originelle Thematik, den Retro-Stil und die unerwartete narrative Tiefe. Besonders die Balance zwischen Humor und Ernst wird hervorgehoben: Das Spiel ist gleichzeitig liebevolle Hommage und bissiger Kommentar zur Medienindustrie. Kritik gibt es an kleineren technischen Schwächen – gelegentliche Performance-Einbrüche bei großen Türmen oder etwas umständliche Menüführung. Doch das Gesamtbild überzeugt: Sparrow Night hat ein Spiel geschaffen, das spielmechanisch solide und thematisch einzigartig ist.
«News Tower» ist kein gewöhnlicher Tycoon, sondern ein Spiegel unserer Informationsgesellschaft – verpackt im nostalgischen Gewand der 1930er. Es geht um Schlagzeilen und Macht, um Wahrheit und Manipulation, um Idealismus und Pragmatismus.







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