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Raab, Jauch & Borg: Retten sie den Samstagabend?

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Schon längst gilt sie als mausetot, doch am Samstag könnte es zu einer Reinkarnation kommen. Denn gleich drei Unterhaltungs-Formate wollen um 20:15 Uhr ein möglichst großes Publikum erreichen. Kehrt die große Samstagabend-Show also wieder zurück?

Zuletzt gab es im deutschen Fernsehen nur noch wenige dieser großen Show-Formate: Klassiker wie «Wetten, dass.?» oder «Verstehen Sie Spaß?» bilden derzeit die Ausnahmen. Beide Formate gelten längst als Urgesteine oder „Dinos“ in der Fernsehlandschaft. Seit der Einführung sogenannter Zielgruppen muss man ansonsten immer häufiger nach weiteren großen Shows lange suchen. In Frage kommen derzeit wohl noch höchstens «Willkommen bei Carmen Nebel» und die «Feste der Volksmusik» im Ersten. Doch gerade diese Shows haben ein Problem: Die Zuschauer werden immer älter.

Dessen ist sich auch Schlagersänger Andy Borg bewusst, der am Samstag das Erbe von Karl Moik antreten wird. Künftig soll der angestaubte «Musikantenstadl» ein wenig aufgemöbelt werden – die letzte große Samstagabendshow, in der der ORF noch die Oberhand behalten konnte. Borg sieht bei Sendungen wie dem «Musikantenstadl» die Gefahr, dass die Zuschauer sogar aussterben könnten. „Eine Verjüngung in der Branche findet allerdings durch die Moderatoren und Künstler statt“, meinte der neue «Stadl»-Führer kürzlich im Gespräch mit der „Welt“. Und tatsächlich: Mit Florian Silbereisen konnte die ARD den jüngsten Showmaster aller Zeiten an Land ziehen – mit Erfolg. Seine Shows sehen oft mehr als sieben Millionen Menschen.

Doch um am Ende nicht ganz ohne Publikum dazustehen, braucht es Veränderungen – und das weiß auch Andy Borg. Doch der beliebte Schlagersänger möchte nicht alles anders machen als zuletzt Karl Moik: „Die Sender sprechen zwar von Verjüngung, aber wenn zu viel verändert wird, ist es nicht mehr der «Musikantenstadl». Wir werden jedenfalls den Nachwuchs fördern.“ Der Sieger oder die Siegerin dieses ganzjährigen Contests soll dann im «Silvesterstadl» einen großen Auftritt haben.

Der Spagat zwischen Jung und Alt ist also bei Formaten wie dem «Musikanstadl» gefragter denn je. Dazu Borg im Gespräch mit der „Welt“: „Wenn Johannes Heesters ein Theaterstück bei uns promoten wollte, würde ich das auch nicht ablehnen. Wegen mir könnte auch Tokio Hotel auftreten.“ Selbst Jeanette Biedermann habe schon Interesse geäußert, sagt er nicht ganz ohne Stolz.

Dass moderne Samstagabendunterhaltung ganz anders aussehen kann, will auch ProSieben-Moderator Stefan Raab am Wochenende beweisen. Der Late-Night-Star und Fernseh-Tüftler, der sich erst vor Kurzem von der Produktionsfirma „Brainpool“ trennte, geht mal wieder mit einer neuen Show-Idee an den Start. In «Schlag den Raab» will der 39-Jährige seine eigenen Zuschauer zum Duell aufrufen. „Das soll kein Kasperltheater sein, sondern ein Wettkampf, der emotionalisiert“, so Raab im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“.

Sollte Raab gewinnen, landet der Gewinn von 500.000 Euro im Jackpot. Wenn sich dann vielleicht über mehrere Shows mehrere Millionen anhäufen, könnte es passieren, dass ein „banaler Hundertmeterlauf“ über den Gewinn entscheidet.

Über 150.000 Menschen haben sich in den vergangenen Wochen bereits beworben, um gegen Stefan Raab antreten zu können. Doch wie diese Menschen aussehen, weiß auch der ehemalige Metzger-Geselle nicht. Allerdings hat er ein Ziel: „Ich will nicht als Conferencier durchs Programm führen, sondern selber eine Leistung erbringen“, sagte er über seine ehrgeizigen Pläne. Neu ist diese Erfahrung aber nicht, denn in seinen ProSieben-Events wie der «Wok-WM» oder dem «Turmspringen» bewies Raab immer wieder Mut – durchaus auch zur Peinlichkeit.

Selbst vor einem Samstagabend-Duell mit Thomas Gottschalk, den Raab als „väterlichen Freund“ bezeichnet, hat er keine Angst: „Wir werden das nicht provozieren, aber zu Überschneidungen kann es unter Umständen mal kommen“, meint er. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sei man durchaus „konkurrenzfähig“.

An diesem Samstag heißt Raabs Konkurrent jedoch nicht Gottschalk: Er muss gleich gegen zwei Abendshows seine Stärke unter Beweis stellen. Zwar dürfte selbst der erneuerte «Musikantenstadl» im Ersten keine ernsthaften Quotenprobleme machen, doch auch Günther Jauch versucht sich mal wieder in der Primetime. Diesmal nicht mit «Wer wird Millionär?», sondern mit der zweiten Neuauflage von «Typisch Frau – Typisch Mann». Zuletzt konnte die Geschlechter-Show von RTL stets hohe Marktanteil bei den Werberelevanten einfahren, jedoch dürfte es diesmal – «Schlag den Raab» sei Dank – nicht leicht werden für den künftigen Polittalker der ARD.

Grund zur Freude haben dafür Freunde großer Unterhaltungsshows. Für fast jeden Geschmack dürfte am kommenden Samstagabend wieder etwas dabei sein – auch wenn Borg, Raab und Jauch sicherlich nicht an die wahren Größen des Genres – beispielsweise Kuhlenkampff oder Rosenthal – heranreichen. Doch nach der lange anhaltenden Abendshow-Abstinenz gibt’s immerhin wieder ein wenig Licht im düster gewordenen Unterhaltungs-Himmel.

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