
Angesichts des Zerfalls der Sowjetunion im Jahr 1991 versprach der russische Präsident Boris Jelzin seinen Bürgern Demokratie, Marktwirtschaft und Wohlstand wie im Westen. Doch viele Russen wussten mit der neuen Freiheit nichts anzufangen. Sie machten die Erfahrung, dass die Marktwirtschaft ihnen ebenso wenig zu bieten hatte wie die freien Wahlen. Die undurchsichtige Privatisierung von Staatsvermögen, die Geburtsstunde der Oligarchie und des „Raubtierkapitalismus“, der Verfall des Rubels, die organisierte Kriminalität, die gewaltigen Unruhen im Herbst 1993, zwei Kriege in Tschetschenien, die weit verbreitete Korruption und die Staatspleite im Jahr 1998 – die Erinnerung an die Ängste und Unsicherheiten dieser Jahre hat sich tief in der kollektiven Psyche der Russen festgesetzt. Genauso wie der Eindruck, all das dank Putin überwunden zu haben.
Im Film des Grimme-Preisträgers Artem Demenok erinnern sich die Historikerin und Influencerin Tamara Eidelman, der Schriftsteller Michail Schischkin, der Schriftsteller Wladimir Sorokin, der Publizist und Blogger Andrei Malgin, die Politikwissenschaftlerin Ekaterina Schulmann, der Bürgerrechtler Oleg Orlow sowie der ehemalige Kreml-Stabschef und heutige Unternehmer Alexander Woloschin an ihr Leben in den Neunzigern.
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