Stab
Darsteller: Silvana Damm, Oleg Tikhomirov, Joachim Król, Sabine Vitua, Jaëla Probst, Lukas R. FrancisSchnitt: Günter Heinzel
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Enzo Brandner
Drehbuch: Uschi Müller
Regie: Dagmar Seume
Der Plot klingt zunächst nach dem vertrauten Pilcher-Baukasten: eine Frau im reichen Teil Englands, eine Sehnsucht, ein Garten, ein Fremder. Victoria Crayshaw, von Silvana Damm mit bemühter Ernsthaftigkeit gespielt, möchte den letzten Wunsch ihrer verstorbenen Mutter erfüllen und auf dem Familienanwesen einen japanischen Garten anlegen. Dass eine solche Idee durchaus poetische Schlagkraft besitzen könnte, zeigt der Film leider nur in Andeutungen. Die entsprechenden Szenen verhallen zumeist in klischeehaften Bildern. Inspiration soll Victoria in Japan finden – doch bevor die Reise überhaupt beginnt, stolpert der Film über sein eigenes Konstrukt.
Denn an Victorias Seite tritt nicht, wie geplant, der Mathematiklehrer und Hobbygärtner Carl Webber, sondern ein Hochstapler: der Finanzberater Jon Stebbings, auf der Flucht vor den Behörden und einer rachsüchtigen Ex-Geliebten. Was als romantische Verwechslungskomödie mit kriminalistischem Einschlag angelegt ist, entpuppt sich als wirres Hin und Her, das dramaturgisch kaum trägt. Statt funkelnder Verwicklungen reiht sich Ausrede an Ausrede, und Jon rettet sich mit einem Charme, der mehr aus dem Drehbuch als aus echter Chemie mit seiner Partnerin gespeist scheint.
Gerade die Figur der Selina Delbridge, einer IT-Spezialistin mit verletztem Ego, hätte eine zeitgemäße Schärfe in den Film bringen können. Doch ihre Rolle erschöpft sich in eindimensionalen Eifersuchtsszenen, die jede Nuance vermissen lassen. Sie dient als bloßer Katalysator, um Jon in die Enge zu treiben – ein verschenkter Charakter, der in einer klügeren Erzählung die Chance geboten hätte, das Genre aufzufrischen.

Regisseurin Dagmar Seume scheint dem Material nicht mehr zutrauen zu wollen, als es ohnehin schon bietet: gediegene Unterhaltung für ein treues Publikum. Das ist legitim, wirkt hier jedoch umso ärmer, weil das Drehbuch von Uschi Müller immerhin Ansätze für mehr bereithält. Identität, Schuld, die Suche nach Wahrheit und die Frage, ob Liebe sich auch gegen Täuschung behaupten kann – all das wären Themen, die in einem fein gesponnenen Film Resonanz entfalten könnten. Stattdessen bleibt der Stoff an der Oberfläche, wie eine Dekoration im japanischen Garten, die man zwar sieht, aber nie wirklich versteht.
Der Film «Rosamunde Pilcher – Wer immer du bist» wird am Sonntag, den 14. September um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.
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