
Zunächst drehte Herbig andere Projekte: Die Zuschauer der «Bullyparade» entschieden in einer Whal, dass «(T)Raumschiff Surprise – Periode 1» folgen sollte. Dieser wurde mit 9,1 Millionen Besuchern ebenfalls ein Blockbuster. Es folgten der Animationsfilm «Lissi und der wilde Kaiser» sowie «Bullyparade – Der Film», der trotz mäßiger Kritiken 1,9 Millionen Zuschauer ins Kino lockte. Nach dem gefeierten Drama «Ballon» schien Herbig ernsteren Stoffen zugewandt, ehe er mit «Tausend Zeilen» wieder in satirisches Fahrwasser zurückkehrte. Nun läuft seit dem 14. August 2025 «Das Kanu des Manitu» in den deutschen Kinos – ein Comeback, auf das viele Fans lange gewartet haben.

Doch ausgerechnet hier leistet sich der Film handwerkliche Schnitzer: Eine Flucht in den Fluss wirkt billig inszeniert, ein wackelnder Felsen im Hintergrund nimmt jeder Spannung die Glaubwürdigkeit. Bei einer Wiederbelebungsszene ist deutlich ein Schlauch hinter Tramitz zu sehen. Solche Patzer gleich zu Beginn schmälern den Gesamteindruck, zumal der Film später durchaus solide Spezialeffekte zu bieten hat.
Natürlich darf Dimitri (ebenfalls Rick Kavanian) nicht fehlen, der inzwischen ein zweites Restaurant eröffnet. Dort heuert Mary (Jasmin Schwiers) als Kellnerin an – später stellt sich heraus, dass sie Rangers Tochter ist. Bei einer geplanten Hinrichtung werden Abahachi und Ranger befreit, nur um direkt in die Hände der neuen Bande zu geraten. Angeführt wird diese von „Der Boss“ (Jessica Schwarz), deren Figur nicht einmal einen richtigen Namen erhält. Ihre sechs Untergebenen bleiben ebenfalls blass. Little Rock (Daniel Zillmann) spielt seine Rolle zwar überzeugend, orientiert sich jedoch stark an einer Figur aus der ZDFneo-Serie «Ich dich auch». Neuzugang Wolfgang (Merlin Sandmeyer) wirkt wie ein Abziehbild von „Jonas“ aus «Die Discounter».

In den vergangenen Jahren stand vor allem Abahachis Zwillingsbruder Winnetouch in der Kritik. Die effeminierte Darstellung galt manchen als nicht mehr zeitgemäß. Herbig reduziert dessen Auftritte drastisch: Winnetouch ist nur in etwa zehn Prozent der Laufzeit zu sehen, Interaktionen mit Abahachi und Ranger sind fast gar nicht vorhanden. Ob dies der dramaturgischen Schwäche des Drehbuchs geschuldet ist oder einem bewussten Rückzug von der Figur, bleibt offen.

«Das Kanu des Manitu» leidet unter einem schwachen Drehbuch, handwerklichen Patzern im Auftakt und Figuren, die kaum Tiefe entwickeln. Die wenigen kreativen Einfälle können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film zu sehr im Schatten seines erfolgreichen Vorgängers steht. Statt einen eigenständigen Western-Spaß zu schaffen, liefert Herbig ein nostalgisches, aber blutleeres Nachspiel. Für eingefleischte Fans vielleicht ein nettes Wiedersehen – für alle anderen eher ein Kinobesuch, den man sich sparen kann.
«Das Kanu des Manitu» ist seit 14. August im Kino zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel