Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Welche Filme funktionieren?

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. In dieser Woche geht es um die Film-Strategie der TV-Sender.

3,4 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen fuhr der Kindersender Super RTL, der in der Primetime RTL Super genannt werden will, am vergangenen Freitag ein. Zu sehen war der Science-Fiction-Film «Men in Black». Damit übertrumpfte der Spartensender die Programme von Nitro, ProSieben Maxx und sixx spielend leicht. Auch an RTLZWEI und VOX zog man vorbei, mit Kabel Eins lag man zu Beginn gleich auf. ProSieben brachte es mit «The Man from Toronto» auf 4,1 Prozent – mindestens ein Achtungserfolg von RTL Super.

Dabei mutete die Programmierung von «MiB» schon als Unfall an, schließlich zeigte Schwestersender VOX den Streifen vor weniger als einem Monat in der Primetime. Am 18. Juli lag der Sender mit der roten Kugel auf dem Gesamtmarkt gleichauf mit RTL, in der Zielgruppe reichte es hinter RTL mit 13,3 Prozent zu Platz zwei. War der Erfolg von RTL Super also Glück? Keineswegs, denn «Men in Black» zählt zu den Filmen, die – egal wie oft sie schon ausgestrahlt wurden – stets erfolgreich laufen und in der Regel für Zielgruppen-Quoten weit jenseits des jeweiligen Senderschnitts sorgen.

Doch nicht nur «Men in Black» lief in diesem Sportsommer erfolgreich. Abseits der Übertragungen der Fußball-EM und der Olympischen Spiele war das einzig erfolgreiche Gegenprogramm der Spielfilm. Alle Sender verbuchten seit Mitte Juni hier und da Ausreißer nach oben, wobei sich klare Sendeplatz-Favoriten herauskristallisierten. Einen Standort-Vorteil hatte VOX am Donnerstag. Während der Euro 2024 lief an jenem Tag nur einmal ein Fußball-Spiel, was die Quote prompt in den Keller zog, das beste Ergebnis holte wie erwähnt «Men in Black» mit 13,3 Prozent. Eine Woche später war aber auch «Men in Black II» mit 10,4 Prozent ein voller Erfolg. Auch die Ausstrahlungen der Dan-Brown-Adaptionen «The Da Vinci Code – Sakrileg», «Illuminati» und «Inferno» waren Ende Juni und Anfang Juli mit 9,9, 10,6 und 8,1 Prozent Marktanteil sehr beliebt beim umworbenen Publikum. Gegen Olympia performte auch «Das A-Team – Der Film» mit 8,9 Prozent außerordentlich gut. Vergangenen Donnerstag lief es mit «Seventh Son», der nur 2,4 Prozent erntete, ausnahmsweise schlecht.

Action statt Familie am Sonntag
RTL setzt derweil sonntags auf sein „Eventkino“. Aufgrund des katastrophalen «EM-Studios», das die Quoten auf ein mickriges Niveau schrumpfen ließ, gab es für den Kölner Sender nichts zu holen. Generell hatte am Sonntagabend eher die Konkurrenz von ProSieben die Hosen an. Einzig die Free-TV-Premiere von «The King’s Man – The Beginning» funktionierte auf diesem Sendeplatz. Eine Woche später, am 28. Juli, stand der Familienfilm «Boss Baby – Schluss mit Kindergarten» auf dem Programm – ebenfalls eine Erstausstrahlung. Diese holte aber weniger als sechs Prozent, genau wie «Die Croods – Alles auf Anfang». Da am Sonntag auch der Animationsfilm «Everest – Ein Yeti will hoch hinaus» mit nur 4,8 Prozent versagte, lässt sich festhalten, dass Familienfilme nicht von den RTL-Zuschauern nachgefragt werden.

Der Sonntag steht da schon eher im Zeichen der Action. Diese Farbe bedient sonntags ProSieben mit seinen „Blockbustern“. Zur EM-Zeit hatte der Unterföhringer Sender zwar ebenfalls kaum etwas zu melden – außer am spielfreien 7. Juli, als die Free-TV-Premiere von «The Tomorrow War» starke 12,4 Prozent Marktanteil holte. Mit «Deadpool 2» waren zwei Wochen später ebenfalls grandiose 13,0 Prozent drin. Seither laufen die Filme stets deutlich oberhalb des Senderschnitts. Mehr Probleme hat Schwestersender Sat.1, der gegen die Action-Blockbuster Hollywoods vor allem leichtere Komödien-Ware aus Deutschland sendet. Das funktionierte zuletzt nur ohne sportliche Konkurrenz, am 21. Juli sorgte «Der Vorname» für 8,6 Prozent, eine Woche später lief es mit 6,9 Prozent zwar ebenfalls ordentlich, aber es lief «Indiana Jones und der letzte Kreuzzug», der sich inhaltlich deutlich vom Sönke-Wortmann-Film sowie den Sonntagsfilmen «Es ist zu deinem Besten» (4,2%) und «JGA: Jasmin. Gina. Anna.» (5,2%) unterscheidet.

Am Samstag zeigte sich der Bällchensender, der an diesem Abend familiengerechte Filme verwertet, etwas stabiler. Während der Pariser Spiele holte zunächst «Jäger des verlorenen Schatzes» solide 6,3 Prozent, zuletzt bewegte man sich mit «Sing» mit 6,2 Prozent ebenfalls im Senderschnitt. «Als Hitler das rosa Kaninchen stahl» war am 3. August mit 4,6 Prozent schwächer unterwegs. Während sich die meisten Vollprogramme eher zum Wochenausklang auf die Ausstrahlung von Filmen konzentrieren, ist Kabel Eins montags, dienstags und mittwochs im Einsatz. Eine wirkliche Strategie bei der Programmierung scheint es aber nicht zu geben. Am Montag lässt sich zumindest erkennen, dass man besonders actionreich unterwegs ist. Am Dienstag wechselte man zuletzt zwischen der «Die Tribute von Panem»-Reihe und Komödien wie «Urlaubsreif» und «Ballermann 6». Der Mittwoch deckt ein enormes Spektrum. Am 31. Juli lief «Terminal», während in der vergangenen Woche «Der Soldat James Ryan» zu sehen war.

Entsprechend inkonstant waren auch die Werte. Die Tom-Hanks-Komödie holte 4,9 Prozent, Steven Spielbergs Weltkriegsepos generierte 6,2 Prozent. Auch am Dienstag schwankten die Werte zuletzt. Innerhalb der «Panem»-Wochen bewegten sich die Werte zwischen 3,6 und 5,5 Prozent, die ironischerweise aufeinanderfolgten. Die Komödien seit Mitte Juli hatten mit «Urlaubsreif» (8,9%) ihren Höhepunkt, «Werner – Eiskalt» schaffte dagegen nur 4,1 Prozent. Am Montag lief es ebenfalls nicht wirklich konstant, aber immerhin stets erfolgreich. «Top Gun» fuhr am 8. Juli 9,6 Prozent ein, in den Wochen danach waren stets mehr als sechs Prozent drin, «The Amazing Spider-Man» bescherte vor sieben Tagen 5,2 Prozent.

Ähnlich wie das große RTL konnte RTLZWEI in den vergangenen Wochen nur selten mit Filmen überzeugen. Sonntags taten sich vor allem die Komödien sehr schwer, der mit Actionfilmen gepackte Freitag war dagegen nur ohne sportliche Konkurrenz beliebt. Allerdings funktionierte nur der Western «Die glorreichen Sieben» mit 6,2 Prozent wirklich gut. Die Gauner-Komödie «Ocean’s Eleven» holte eine Woche später am 19. Juli immerhin leicht überdurchschnittliche 4,5 Prozent. Die niedrige Erfolgsrate von Action-Filmen hat RTLZWEI mit ProSieben gemeinsam, wo freitags ebenfalls Action-lastige Filmware gesendet wird. Dort sicherten sich «Terminator: Genisys», «Robin Hood» und «The Man from Toronto» zuletzt nur Marktanteile zwischen 4,1 und 5,1 Prozent. RTL Super stellt mit dem Erfolg von «Men in Black» somit eine kleine Ausnahme dar.

Filme mit Sinn und Verstand
Häufig wirkt das Filmprogramm der Sender undurchdacht, es folgt weder inhaltlich noch qualitativ einem roten Faden. Auffällig ist das bei Kabel Eins besonders am Mittwoch sowie RTL am Sonntag, wo es zuletzt einen harten Genre-Wechsel gab. Eingespielte Sendeplätze wie der Familienfilm bei Sat.1 am Sonntag, der Actionblockbuster am ProSieben-Sonntag oder die Actionfilme von VOX am Donnerstag überzeugen derweil mit konstant guten Quoten. Auch über gut kuratierte Filme wie im «ARD Sommerkino» freuen sich die Zuschauer, wie Das Erste in den vergangenen Wochen einmal mehr unter Beweis stellte. Bei ausbleibendem Erfolg sollten die TV-Stationen also nicht einfach weiter senden um des Sendens willen, sondern darauf achten, was man eigentlich sendet. Eine Strategie mit Sinn und Verstand hilft, um die Quoten zu steigern.

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