Die Kritiker

«Spuren des Bösen – Zauberberg»

von

Heino Ferch überzeugt auch im dritten Teil der hervorragenden Krimireihe «Spuren des Bösen».

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Regie: Andreas Prochaska
  • Drehbuch: Martin Ambrosch
  • Musik: Matthias Weber
  • Kamera: David Slama & Robert Stopfer
  • Schnitt: Alarich Lenz
Psychologe Richard Brock bekommt es mit einem überaus verschachtelten Fall zu tun: Die österreichische Chirurgin Karin Staller verdächtigt Brocks ehemaligen Patienten Max Rieger, einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter, ihre Tochter Aline entführt zu haben. Daher wird Richard von Kommissar Erich Wildner und Dr. Hans Haas, Leiter des Büros für Gewaltkriminalität in den Wiener Vorort Semmering geordert, um den Kinder fürchtenden Max zu verhören.

Während sich Richard dieser Aufgabe annimmt, bricht aber Riegers ehemalige Pflegerin Monika Kramer bei Karin Staller ein, und behauptet, Aline in ihrer Gewalt zu haben. Sie will das Mädchen nur freilassen, wenn sich die Chirurgin ihre rechte Hand abhackt. Karin Staller beginnt ernsthaft, über dieses Angebot nachzudenken, so lange sie dadurch ihre Tochter zurückerhält. Doch Richard Brock kann dies nicht zulassen, und recherchiert: Monika Kramer und ihre Tochter Birgit kreuzten einst die Pfade mit der angesehenen Ärztin, doch die Ergebnisse waren sehr tragischer Natur …

Darsteller


Heino Ferch («Das Adlon. Eine Familiensaga») als Richard Brock
Marie-Lou Sellem («Notruf Hafenkante») als Karin Staller
Ulrike Beimpold («Die Wand») als Monika Kramer
Thomas Stipsits («Braunschlag») als Erich Wildner
Gerda Drabek («Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott») als Anni
Gerhard Liebmann («Julia - Eine ungewöhnliche Frau») als Klaus Tauber
Gerald Votava («Die Liebe – Next Generation») als Haas
Patricia Aulitzky («Geld.Macht.Liebe») als Sabine Hein
Cornelius Obonya («Das Glück dieser Erde») als Max Rieger

Kritik


Zum nunmehr dritten Mal ermittelt Heino Ferch in der Rolle des Richard Brock. Und dies wenig überraschend: Die ersten beiden Fälle erreichten bei ihrer Erstausstrahlung sehr gute 5,40 und 4,94 Millionen Interessenten, weshalb eine Fortsetzung zu erwarten stand. Doch vor allem ist die Rückkehr des Psychologen Richard Brock für Fernsehende mit erlesenem Geschmack auch ein kleiner Anlass zu jubilieren. Denn die ersten beiden Folgen der Reihe «Spuren des Bösen» sind nicht bloß Publikumserfolge, sondern zudem auch mit dem hohen Presselob, das sie sammelten, auch wahre Kritikerlieblinge.

Der dritte Fall wird seinen beiden Vorgängern absolut gerecht: Die grundlegende Ausgangslage ist überaus vertrackt und erlaubt dem Zuschauer daher keine leichten Vorhersagen über den Ausgang des Neunzigminüters. Gleichwohl wird der Plot stets verständlich inszeniert und bleibt daher trotz der anspruchsvollen Zwischentöne verständlich. Diese sind in ihrer kritischen Weltsicht eine sehenswerte Rarität im Bereich des Fernsehfilms: Während Brocks Kollegen sich in grantigem Tonfall ganz klischeehaft eine heile Welt wünschen, „in der die Kinder sicher sind“, stellt sich der mit raubeinigem Charme gespielte Psychologe gegen solche Stammtischfloskeln. Die Mehrheit wünscht sich eine kontrollierbare Welt – was ein utopischer Wunsch und auch ein selbstgefälliger ist. Dies macht Ferch kompromisslos deutlich ohne den Helden dieser Krimireihe zum Anti-Helden zu verwandeln. Er hat schlichtweg eine realistische Weltsicht, die sich allein auf Fakten verlässt, statt auf „Was wäre wenn …“-Szenarien.

Dies zeigt sich auch in seiner Arbeitsweise, die «Spuren des Bösen – Zauberberg» noch weiter von Genrekollegen entfernt. Brock verzichtet auf nachbohrende Verhöre, Spekulationen über Motive oder wilde Mutmaßungen über den Tathergang. Brock sammelt besonnen Indizien und wartet darauf, dass sich das Puzzle vervollständigt. So testet dieser Krimi mit kritischem Blick die Geduld des vorschnellen Publikums: Wenn Brock sich nicht zu Verurteilungen hinreißen lässt, wird so mancher Zuschauer zunächst entnervt seine Flimmerkiste ankeifen, weil „der Kerl diese Drecksau doch endlich dingfest machen soll“, aber mit der Zeit sollte jedem klar sein, dass Brock nicht zu nachlässig ist, sondern das korrekte Rechtsverständnis hat.

Die Spannung von «Spuren des Bösen – Zauberberg» beruht somit einerseits auf den komplexen Darbietungen sowie der facettenreichen Hintergrundgeschichten der Opfer und Täter und andererseits auf der solch ein direktes, schnörkelloses Spiel unterstützende Inszenierung. Keine Verfolgungsjagden, keine hitzigen Diskussionen, die übertrieben kinetisch gezeigt werden. Stattdessen fängt die Kamera die vielsagenden Gesichter der Darsteller in schwach beleuchteten, authentisch wirkenden Räumen sowie die karg-realistische Umgebung ein, lässt Details Bände sprechen und Suspense durch Entschleunigung entstehen. Die TV-Krimis des Jahres werden es schwer haben, sich mit dieser Leistung zu messen!

«Spuren des Bösen – Zauberberg» ist am Montag, dem 13. Januar, ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen!

Kurz-URL: qmde.de/68403
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