Die Kino-Kritiker

«House at the End of the Street»

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Oldschool-Horror boomt! Nach «Die Frau in Schwarz» und TV-Serien wie «American Horror Story» kommt mit «House at the End of the Street» nun ein Streifen, der sich in diese Schiene einreihen möchte.

Aus verschiedenen Vorlagen zusammenklauen ist immer einfacher, als sich ganz neuen Stoff auszudenken. Eindrucksvoll beweist das in diesen Tagen der von Regisseur Mark Tonderai («Hush») inszenierte Psycho-Thriller «House at the End of the Street». Die Geschichte um eine Zwei-Frau-Familie, die in eine unheilvolle Nachbarschaft zieht, wirkt wie aus sämtlichen Genre-Vertretern zusammengepuzzelt und bedient dabei nicht nur Klischees, sondern ist sich auch nicht zu schade, sich mithilfe billiger Effekthascherei und ewig wiederholender Kamerafahrten selbst zu zerfahren. Doch es ist nicht so, dass das Drehbuch Potential gehabt hätte, welches der Herr auf dem Regiestuhl schlicht nicht umzusetzen wusste. Drehbuchschreiber David Loucka merkt man an, dass sich seine bisherige Arbeit ausschließlich auf das Schreiben von TV-Movies beschränkte: «House at the End of the Street» hat in keinem Moment die Gelegenheit, Leinwandausmaße anzunehmen.

Elissa (Jennifer Lawrence) und ihre frisch geschiedene Mutter Sarah (Elisabeth Sue) wagen mit dem Bezug eines Hauses einen Neuanfang. Von ihren neuen Nachbarn erfahren sie, dass eines der angrenzenden Häuser nicht nur verantwortlich für die geringen Mietpreise der Nachbarschaft ist, sondern auch, dass in ebenjenem vor langer Zeit ein Mord geschah. Carrie Ann (Eva Link) brachte eines Nachts im Wahn ihre Eltern um. Seitdem wohnt nur noch ihr Bruder Ryan (Max Thieriot) in dem halb verfallenen Gebäude. Den Anwohnern ist er nicht geheuer und sie meiden ihn. Als er Elissa jedoch eines Abends anbietet, sie nach Hause zu fahren, entwickelt sich zwischen den beiden Teenagern eine Romanze. Argwöhnisch beäugt Elissas Mutter diese Entwicklung und ist unsicher: Kann ein derartiges Verbrechen in der eigenen Familie so einfach an jemandem vorbeigehen, oder geht von Ryan tatsächlich Gefahr aus?

Bereits die Ausgangssituation des Streifens mutet zwar nicht ungeheuer bahnbrechend an – immerhin wissen wir spätestens seit «Poltergeist», dass man darauf achten sollte, in welcher Umgebung man sich niederlässt – doch wie Serien wie «American Horror Story» oder Filme à la «The Pact» beweisen, erlebt das Haunted-House-Subgenre gerade ein Revival. Auf die reine Horrorschiene möchte sich «House at the End of the Street» jedoch nicht begeben. Stattdessen zogen die Macher die Geschichte bierernst auf und gaben sich stellenweise sogar Mühe, dem Ganzen so etwas wie einen tieferen Sinn zu geben. Patin für dieses kuriose Unterfangen dürfte allen voran «Tribute von Panem»-Star Jennifer Lawrence sein, die sich seit dem Jugendfilm-Epos einen Namen als Hollywoods größter Shootingstar machte. Ein intelligenter Schachzug, denn seit ihrem kometenhaften Aufstieg in der Traumfabrik scheint es so, als bürge allein ihr Name auf dem Plakat für Qualität.

Die Darstellerin wird auch in diesem Streifen ihren Vorschusslorbeeren gerecht, scheint bei einem derart schwachen Drehbuch jedoch ganz klar hinter ihren Möglichkeiten zurückzubleiben bzw. zurückbleiben zu müssen. Allzu oft ist es ihre einzige Aufgabe, mit nachdenklicher Miene durch den immer gleich aussehenden Wald zu rennen und verstört dreinzublicken. Leider sind derartige Kamerafahrten durch das unheimliche Gestrüpp in der ersten Stunde das Einzige, was in der Anfangsphase Potential hätte, beim Publikum Gänsehaut auszulösen. So etwas wie eine Atmosphäre sucht man in «House at the End of the Street» zunächst vergeblich. Stattdessen reichten den Machern scheinbar billigste Effekthaschereien, um dem Zuschauer einen Aufschrei zu entlocken. Sei es der schnelle Kameraschwenk und das darauf folgende, plötzliche Auftauchen einer Person, ein durchschnittlich-unheimlicher Soundtrack oder das als „gruselig“ titulierte Spiel mit Licht und Schatten.

Währenddessen bleibt die Geschichte selbst, die in ihrer hier dargebrachten Erzählung maximal Stoff für eine gute halbe Stunde bietet, auf der Strecke. Viel zu früh erfährt der Zuschauer, welches Geheimnis das „Haus am Ende der Straße“ birgt und mit ein wenig Sachkenntnis im Bereich des Horrorgenres kann sich der geneigte Zuschauer den Verlauf des Plots selbst zusammenreimen. Schlussendlich nutzt der Streifen auch noch den gern genommenen End-Twist, um mit etwas vollkommen überraschendem aufzuwarten, was jedoch deshalb misslingt, weil der Film vorab all seine (ohnehin wenigen) Trümpfe ausspielt. So hätte die Erklärung innerhalb der ersten halben Stunde als Story-Schwerpunkt völlig genügt. Stattdessen versucht man, auf Biegen und Brechen noch eine Spur überraschender und bösartiger zu sein. Das hat natürlich zur Folge, dass der Streifen erst innerhalb der letzten zwanzig Minuten so richtig an Fahrt aufnimmt. Bis die jedoch erreicht sind, muss sich das Publikum durch Teenie-Probleme, eine klischeehaft-schwierige Mutter-Tochter-Beziehung und sogar eine gewollt moralische Storyline über Vorurteile und Mobbing kämpfen. Da die jeweiligen Punkte jedoch nur angerissen und obendrein nicht zu Ende erzählt werden, ergibt sich ein wildes Allerlei aus vielen (teil guten) Ansätzen. Sieht man «House at the End of the Street» jedoch als das an was er sein möchte - nämlich ein Psycho-Thriller - so ist es die fehlende Atmosphäre, die ihn davor bewahrt, genau das zu sein.

Was hingegen überzeugt, sind neben den Leistungen von Protagonistin Jennifer Lawrence auch die ihrer Kollegen. Vor allem Max Thieriot («Jumper», «Chloe») als eine Form des Antagonisten, der greifbar ist, es jedoch nicht allzu deutlich hervorkehren kann, ist durchaus ansehnlich. Jedoch lässt das Drehbuch den Darstellern nicht die Freiheiten, all ihr Können auszuspielen.

Schlussendlich ist «House at the End of the Street» ein müder Mischmasch aus «Disturbia» und «Panic Room», angereichert mit ein paar Schock-Effekten der späten 90er-Horrorfilme à la «Final Destination». Innovation sucht man hier vergebens, die Handlung zieht sich bis ins Unendliche und eh der Streifen Fahrt aufnimmt, muss das Publikum sich erst mal durchringen, bis zum Finale durchzuhalten. Alles kommt einem bekannt vor, selbst der Twist gen Ende ist so absurd, dass er schon wieder langweilig ist. Die Story macht stellenweise Spaß, weil die Darsteller ihr Bestes geben. Wäre dies der Geschichte auch vergönnt gewesen, hätte hier ein echter Oldschool-Horrorfilm entstehen können.

«House at the End of the Street» ist ab dem 17. Januar 2013 in den deutschen Kinos zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/61478
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