Inhalt:
Meinungsverschiedenheiten zwischen Manager und Künstler sind im Musikbusiness keine Seltenheit. Der selbsternannte Rockgott Marc O. treibt das Spiel aber etwas zu weit, indem er seiner besseren Hälfte erst ein blaues Auge verpasst und anschließend den Wagen stiehlt. Als wäre das noch nicht genug, fährt er den Oldtimer kurzerhand fast zu Schrott und taucht im beschaulichen Dorf Düvelsfleth unter. Zuflucht findet er bei Chris, einer attraktiven jungen Dame, die nach dem Tod ihres Vaters dessen Rolle im Haushalt übernahm.
So erzieht sie zum einen ihren rebellischen Bruder Simon und führt zum anderen die Tankstelle der Familie; ihre Mutter ist seit Verscheiden des Gatten nicht mehr dieselbe und von keinerlei Hilfe. Alles, was Chris inmitten dieser trostlosen Situation über Wasser hält, ist der örtliche Gospelchor. Der droht mit der Schließung der Fischfabrik allerdings unterzugehen – plötzlich sind nämlich nicht nur Lachs und Forelle, sondern auch Geld und Lust Mangelware in Düvelsfleth. Chris ist verzweifelt, nicht zuletzt weil der eingebildete Marc O. ihre letzte Hoffnung zu sein scheint.
Darsteller:
Jeanette Biedermann («Anna und die Liebe») ist Chris Hopper
Daniel Wiemer («Die Spezialisten: Kripo Rhein-Main») ist Marc O.
Luca Maric («Bis an die Grenze») ist Ronny
Willi Gerk («Die Kinder von Blankenese») ist Simon Hopper
Oliver Fleischer («Danni Lowinski») ist Leo
Gitta Schweighöfer («Der Meisterdieb») ist Ingeborg Hopper
Kirstin Hesse («Angie») ist Babsi
Annette Strasser («Doctor's Diary») ist Anja
Stephan Grossmann («Weissensee») ist Jansen
Kritik:
Kein Zweifel: die Platte, die Sat.1 dem Zuschauer hier andrehen möchte, hat einen Sprung. Das junge, aber unsichere (und vor allem weibliche) Talent, der abgehalfterte Rockstar – zusammen stark, gemeinsam durch das Chaos zum Glück, sei es nun in finanzieller oder romantischer Hinsicht. Sofort in den Sinn kommt da «Mitten ins Herz» (im Original «Music and Lyrics») mit Hugh Grant und Drew Barrymore in den Hauptrollen. Der uneimlich erfolgreiche US-Streifen aus dem Jahr 2007 drängt sich nicht nur in Sachen Story als großes Vorbild auf, lautet der deutsche Beititel doch tatsächlich 'Ein Song für dich'. Auch wenn das deutsche Pendant mit der Richtschablone wenig überaschend nicht wirklich konkurrieren kann, lässt sich «Mein Song für dich» dank zwei gut aufgelegter Hauptdarsteller, einem makellosen Schlussteil und durchaus hörenswerter Musik nichtsdestotrotz als Feelgood-Movie für einen ruhigen Abend empfehlen.
Das Drehbuch stammt von Aglef Püschel, der nun schon seit vielen Jahren für Jeanette Biedermann schreibt und so beispielsweise auch die Rolle der Anna in «Anna und die Liebe» entwickelte. Neben dieser Telenovela, zeichnete sich Püschel auch für ihren Vorgänger «Schmetterlinge im Bauch» verantwortlich – hinreichend Erfahrung im Bereich der Lovestorys ist also vorhanden. Für einen abendfüllenden Spielfilm gelten aber andere Regeln als für eine tägliche Seifenoper, auch wenn dieser im selben Milieu angesiedelt ist. Nicht immer wurde das bedacht und so kommt es zu einigen Durststreckem im Verlaufe des 90-Minüters. Der übergreifende Konflikt in puncto Räumung der Fabrik und dem damit einhergehenden Verlust des Engagements der Choristen ist ansehnlich skizziert; jedoch formuliert Hauptfigur Chris Hintergründe der Handlung oftmals viel zu direkt. Auch einige der Dialoge zu Beginn wirken hölzern, etwas Tempo hätte dem Film in seinen ersten Zügen nicht geschadet.
Schadensbegrenzung betreibt die gelungene letzte Viertelstunde, die mit diversen Überraschungen, flüssigen Übergängen und der richtigen Geschwindigkeit alles richtig macht. Der echte Hit-Faktor ist aber selbstverständlich die Musik: allein die Szenen des Gospelchors werten (und hellen) den Film gewaltig auf. Hören lassen kann sich auch der von Biedermann und Wiemer eingesungene Titel 'Don't Forget To Say I Love You'. Weniger übezeugend ist Biedermann selbst, die zu oft in alte Telenovela-Muster verfällt und ihre Zeilen wenig nuanciert und ohne Timing präsentiert. Da sie in «Mein Song für dich» aber ihre Stimme einsetzen darf, lässt sich das verkraften. Nicht zuletzt da sie mit Daniel Wiemer und Oliver Fleischer zwei Männer an ihrer Seite hat, die von Anfang an als Sympathieträger dienen. Auch die restlichen Darsteller und ihre Figuren, seien es der Spießer Jansen, oder die oberflächliche Babsi machen ihre Sache gut. Alles in allem also eine durchwachsene Produktion, die erst auf halber Strecke an Fahrt aufnimmt. Hier ist die richtige Stimmung und etwas Geduld gefragt.
Sat.1 zeigt «Mein Song für dich» am Dienstag, den 7. Dezember 2010 um 20:15 Uhr.