Hingeschaut

Von Macarena bis Mauerfall: Luke rockt die 90er

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TV-Rückblicke hat es zuletzt öfter gegeben - mit «Luke! Die 90er und ich» ist es Sat.1 aber gelungen, sich angenehm vom Einheitsbrei abzusetzen. Das lag vor allem an einer ziemlich stimmigen Mischung - und dem richtigen Moderator.

„Make Sat.1 great again“ - dieses durchaus ambitionierte Ziel rief Luke Mockridge erst kürzlich aus, als er im Oktober in Köln mit zwei Comedypreisen ausgezeichnet wurde. Fakt ist, dass Mockridge für Sat.1 außerordentlich wertvoll geworden ist. Seine Comedysendung am Sonntagabend stellte erst vor knapp zwei Wochen einen neuen Quotenrekord auf, und seine erste Primetime-Show in Sat.1, «Luke! Die Schule und ich», lief im Frühjahr ebenfalls erfolgreich.

In seinen Bühnenprogrammen habe er immer gute Erfahrungen damit gesammelt, die 90er-Generation anzusprechen, verriet uns Mockridge im Interview. Klar, dass eine 90er-Show für den 1989 geborenen Comedian als nächstes TV-Projekt somit durchaus auf der Hand lag.

Nun hat es TV-Rückblicke in jüngerer Vergangenheit tatsächlich schon öfter gegeben - ganz zu schweigen von all den alten Fernsehformaten, die in der Zwischenzeit eine mehr oder minder erfolgreiche Wiederbelebung erhalten haben. Zuschauern von Lukes 90er-Sause bietet sich am Freitagabend trotzdem ein Mehrwert. Dass die Sendung trotz ihrer Laufzeit von drei Stunden ziemlich kurzweilig daherkommt, hat dabei vor allem einen Grund: Die richtige Mischung - womit sich übrigens nicht nur bekennende Freunde der 90er von der Show angesprochen fühlen dürften.

Hella und The Hoff


Die richtige Mischung: Das bedeutet, dass «Luke! Die 90er und ich!» Einspieler, Musik, Spiele und Talk gekonnt unter einen Hut zu bringen und so für eine Menge Unterhaltung zu sorgen weiß. Hervorzuheben sind die Gäste, denn mit Namen wie David Hasselhoff und Thomas Hermanns hat man durchaus mehr zu bieten als die allbekannte Riege an Rankingshow-Stammgästen.

In dem Rahmen gelingt es dann auch, von Macarena bis zu Center Shocks, von Boybands und Talkshows sowie vom Mauerfall bis zu alter Werbung eine Menge an 90er-Themen anzureißen – immer vor einem unterhaltsamen Hintergrund, manchmal mit einem gehörigen Augenzwinkern wie sich von selbst verstehen dürfte.

Highlights finden sich dabei über die gesamte Show verteilt. Schon das musikalische Intro fällt bombastisch aus, hier darf Luke am Schluss sogar einen auf Michael Jackson machen. Für den einen oder anderen Lacher sorgen danach Spiele mit David Hasselhoff und DJ Bobo („Wer war ich?“). Besonders lustig wird letzteres, als der Synchronsprecher von Steve Urkel aus «Alle unter einem Dach», Santiago Ziesmer, auftritt. Für alle Jüngeren: Er ist auch die deutsche Stimme, die hinter Spongebob steckt.

In meinem Solo-Programm hatte ich immer gute Erfahrungen damit gesammelt, die 90er-Generation anzusprechen - aber halt nicht in diesem RTL-Style, wo man sich einfach zusammensetzt und Musik von damals anhört. Wir wollen viel mehr in die Materie einsteigen und das Kollektiv-Gefühl der 90er-Generation erreichen.
Luke Mockridge über seine 90er-Show
Ebenfalls sehenswert: Lukes moderne Interpretation der 90er-Filme Forrest Gump und Fight Club mit Liebe zum Detail. Wirklich warm ums Herz wird einem schließlich, als Luke und sein Team den König der Löwen in die Kölner Großstadthektik bringen. Der kurze Talkshow-Einschub mit Sonja Zietlow und später Hella von Sinnen weiß durchaus zu unterhalten - und unterstreicht die Vielschichtigkeit der Show. Es braucht bei Luke keine dramatische Musik-Untermalungen oder Lichteffekte. Keine atemberaubend spannenden Spiele. Es ist der Spaß an der Sache, den alle Akteure mitbringen.

Dieser Spaß ist es auch, der Luke und Brainpool am Ende mit verhältnismäßig kleinen Mitteln eine erstaunlich große Show auf die Beine stellen lässt, auf die zudem das gut gelaunte Studiopublikum ziemlich viel Lust zu haben scheint. Und ja: In Zeiten, in denen Menschen für den Besuch bestimmter TV-Formate sogar mit Geld gelockt werden, ist das alles andere als selbstverständlich.

«Die 90er und ich» – wie für Luke gemacht


Erst zum Ende hin beginnt sich die Sendung doch ein wenig hinzuziehen. Das liegt zum einen daran, dass die Sendezeit mit drei Stunden ziemlich üppig ausfällt. Und wenngleich offensichtlich ist, dass Sat.1 aus Gründen der Finanzierung Werbung zeigen muss: Ganz glücklich scheint auch sie nicht immer platziert. Wie klug es tatsächlich ist, die erste Unterbrechung nach etwas mehr als zehn Minuten Sendung einzuschieben, sei einmal dahingestellt.

Viel wichtiger ist allerdings ein Blick auf Moderator Luke Mockridge, der einen gehörigen Teil zum Erfolg des Formats beiträgt. Anders als bei «Luke! Die Schule und ich» kann der 28-Jährige im Rahmen seiner 90er-Show noch freier und kreativer agieren; er scheint dabei in kein enges Korsett gedrückt. Und das ist – neben dem angesprochenen guten Mix – ein zweiter Aspekt, der die Show so unterhaltsam und gut macht.

Wieso dem so ist? Luke kann singen und tanzen. In Gesprächssituationen überzeugt er mit Kindern wie mit Promis gleichermaßen. Und – das beweist er nicht zuletzt auch regelmäßig in seiner wöchentlichen Comedy: Er ist sich für keinen Spaß zu schade. Das Lob an Luke, das Thomas Hermanns am Ende der Sendung ausspricht, fällt deshalb keineswegs in die Kategorie „Schleimerei“. Ganz im Gegenteil fasst es ziemlich gut zusammen, was nach der Sendung bei vielen hängen bleiben dürfte.

Mit «Luke! Die 90er und ich» hat Luke Mockridge aufs Neue bewiesen, dass er äußerst talentiert ist. Sat.1 wäre gut damit beraten, in Zukunft weitere Konzepte mit Luke auszuprobieren – und zwar am besten solche, die dem Comedian genügend Raum zur eigenen Entfaltung lassen. Seine Vielseitigkeit hat er in jedem Falle unter Beweis gestellt; zugleich hat er auch schon durchscheinen lassen, dass er für weitere TV-Projekte offen ist.

Luke Mockridge ist aktuell einer der wenigen Jungen im TV-Business, die den Anschein erwecken, noch richtig Bock auf lineares Fernsehen zu haben. Was könnte es für Sat.1 Wertvolleres geben?
Wie gut hat Euch Lukes 90er-Show gefallen?
Ich habe mich hervorragend unterhalten gefühlt, mehr davon!
79,8%
Trotz einiger Schwachstellen war die Show ganz nett und kurzweilig
9,4%
Mir hat die Show nicht gefallen.
2,0%
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