Hingeschaut

«Familien Duell»: Erfreuliches Comeback mit kleinen Schönheitsfehlern

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RTLplus mutet seinem Publikum bei der Neuauflage keinerlei konzeptionelle Verschlimmbesserungen zu - und macht damit alles richtig. Besonders schön: Die alten Jingles erfahren ihre Wiedergeburt. Inka Bause muss sich als Moderatorin der Kult-Gameshow allerdings noch finden.

Für viele Zuschauer steht der Name «Familien Duell» - ebenso wie «Jeopardy», «Ruck Zuck» und «Glücksrad», die in diesen Wochen ebenfalls neu aufgelegt werden - gewissermaßen für eine andere, ja bessere Fernsehzeit. Für eine, in der die großen deutschen Privatsender auch in der Daytime noch etwas Geld in die Hand nahmen und ihrem Publikum nicht stundenlang dieselbe lieblos hingeschluderte Scripted-Reality zumuteten oder alternativ Wiederholungen der selben drei US-Sitcoms über Jahre hinweg versendeten. So hat sich über die Jahre hinweg ein gewisser Kult um eben jene von Werner Schulze-Erdel von 1992 bis 2003 moderierte Gameshow entwickelt, der immer wieder zu meist mäßig ambitionierten und wenig erfolgreichen Neuauflagen führte. Der neue Spartensender RTLplus wagte sich nun an eine beinahe originalgetreue Kopie des Klassikers und machte genau damit zumindest bei Fans alter Stunde ziemlich viel richtig. Einzig mit der Moderation dürften viele noch fremdeln.

Aber zunächst zu den wahrlich erfreulichen Aspekten des neuen alten «Familien Duells»: Das simple Spielprinzip wurde vom Anfang bis zum Ende 1:1 übernommen. Zwei Familien spielen in vier Spielrunden gegeneinander und müssen zu verschiedenen Fragen die meistgenannten Antworten finden. Wer am Ende das Mehr an Punkten hat, kommt ins zweiteilige Finale, bei dem insgesamt mindestens 200 Punkte erspielt werden müssen. Ein feines zusätzliches Leckerli für alte Fans: Man bringt in der Tat sämtliche liebgewonnenen Jingles zurück, wenn auch in leicht modernisierter Form - was man dem Sender aber zugestehen sollte, denn ein wenig arg antiquiert hätten sie völlig unverändert dann doch gewirkt. Und man verzichtet angenehmerweise auf Promis zugunsten völlig normaler Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Hiermit wären schon zwei wesentliche Faktoren genannt, die das Seherlebnis ungleich angenehmer machen als bei der jüngsten Primetime-Neuauflage mit Daniel Hartwich, bei der insbesondere der Austausch der kultigen Anfangsmelodie durch den Random-Charthit "Get Lucky" einen arg unwürdigen Touch hatte.


Inka Bause: Noch nicht wirklich angekommen


Deutlich mehr Toleranz für Neues wird dem in Erinnerungen schwelgenden Nostalgiker bezüglich der Moderation abverlangt, die wie bei allen vier Vorabend-Shows nicht derjenige übernehmen darf, der das Format groß gemacht hat. Inka Bause dürfte hier spätestens nach der peinlichen Schlappe bei der «100.000 Euro Show» sicherlich nicht die Wunschlösung schlechthin für den Zuschauer darstellen und in der Tat vermisst man die kauzige Väterlichkeit ein wenig, die Schulze-Erdel an den Tag legte. Bause moderiert die Show bei ihrer Premiere von ein bis zwei kleineren Fauxpas abgesehen solide runter, wirkt aber bei allen Versuchen, mit den Kandidaten ungezwungen zu menscheln, sowohl ihnen als auch dem Format gegenüber noch ziemlich gleichgültig. Denkbar, dass es der Anfangsnervosität geschuldet ist und sie sich erst noch ein wenig in ihrer neuen Rolle zurechtfinden muss - ebenso denkbar ist allerdings nach den bisherigen TV-Auftritten Inka Bauses auch, dass ihr Moderationsstil schlichtweg nicht über diesen Punkt hinauskommen wird.

Schade ist vor allem, wie wenig Spannung zum Ende der Duell-Runde zwischen den beiden Familien aufkommt: Wurde in den alten Shows noch verstärkt auf die Bedeutung jeder Antwort im Zuge der dreifachen Punktzahl hingewiesen und jede Antwort ein wenig zelebriert, hakt man nun auch diesen prinzipiell recht dramatischen Part der Sendung eher ab - weshalb es kein Wunder ist, dass die Freude der Gewinner-Familie inmitten dieser "och joar, die Punkte gehen jetzt halt zur anderen Familie"-Grundstimmung arg verhalten ausfällt. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist die Optik, die deutlich farbenfroher bzw. "quietschbunter" daherkommt als zuvor. Hier allerdings dürfte recht schnell der Gewöhnungseffekt Einzug halten, wenn man dazu bereit ist.

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Ganz mies, das muss ich nicht noch einmal sehen.
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Fazit: Hübsches Revival mit Luft nach oben


Unterm Strich dominiert aber der positive Eindruck leicht, dass die Idee hinter dem «Familien Duell» auch im Jahr 2016 noch immer funktioniert und es weder bekannter Rategäste noch eines Konzept-Feuerwerks noch einer Aufblähung der Sendezeit bedarf, um den Geist der Sendung tauglich für die heutige Fernsehwelt zu machen. Es wäre wünschenswert, wenn Inka Bause im Laufe ihrer moderativen Tätigkeit ein wenig an Profil gewänne und an Lockerheit zulegt. Denn zum Auftakt merkt man doch etwas zu sehr, wie streng durchgeplant diese Sendung mit ihren gerade einmal knapp 23 Minuten Netto-Laufzeit eigentlich ist - Schulze-Erdel vermochte dies noch deutlich besser zu kaschieren. Einen wirklich schlechten Job macht aber auch sie nicht, bislang bewegt sich da halt viel noch auf dem "Okay, kann man ertragen"-Niveau. Aber sie hat ja insgesamt auch zunächst mal 60 Folgen Zeit, um unter Beweis zu stellen, dass sie sehr wohl auch Gameshow kann - und damit auch das Publikum erreicht.

Das «Familien Duell» läuft fortan immer montags bis freitags ab 19:25 Uhr in Doppelfolgen bei RTLplus. Im Vorfeld zeigt der Sender überdies jeweils zwei Episoden von «Jeopardy».

Kurz-URL: qmde.de/87914
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