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Comeback der Kult-Brüder: Das Phänomen Ludolf

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Ab dem 10. Januar widmet kabel eins den legendären Brüdern einen Sendeplatz in der Sonntags-Primetime. Von der Faszination um die schrägen Schrotthändler-Originale.

Die Ludolfs und ihr neues Format

Nicht alle Ludolfs kehren zurück, doch ein Teil der Originalbesetzung wagt den Sprung von DMAX zum Vollprogramm kabel eins - und erhält dort sogar einen Programmplatz in der Primetime.
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Als „Comeback der wohl kultigsten Schrottfamilie Deutschlands“ kündigt kabel eins großspurig die Rückkehr der «Ludolfs» an. Obwohl vor allem in der Werbung gerne übertrieben wird, kann man den Schrotthändlern aus dem rheinland-pfälzischen Dernbach diesen Titel nicht absprechen. Tatsächlich blicken die einst vier herrlich authentischen Brüder Peter, Uwe, Manni und Horst-Günter auf eine beispiellose TV-Karriere zurück, die der Familie nun sogar einen Primetime-Sendeplatz am kabel eins-Sonntag bescherte.

Im Jahr 2006, als die Autoverwerter dem deutschen Fernsehpublikum erstmals in der DMAX-Dokusoap «Die Ludolfs – 4 Brüder auf’m Schrottplatz» begegneten, gingen wohl weder die kauzigen Protagonisten noch der Männersender davon aus, dass sich die Ludolfs bis heute im Fernsehprogramm halten würden, erweckten sie doch so gar nicht den Anschein, langfristig eine groß angelegte Fernsehkarriere verfolgen zu wollen. Genau das machte den Charme der Doku-Soap von Anfang an aus. Hier blickte man nicht auf Selbstdarsteller, die eine Laufbahn in den Medien als erklärtes Ziel verfolgten, sondern auf unverstellte Originale, die sich ihres Ruhms auch lange nach Sendungsstart noch nicht so richtig bewusst waren und ihrem gewohnten Lauf auf dem Ludolfschen Schrottplatz unbeirrt weiter nachgingen.

Das Potenzial der vier Brüder erkannten TV-Stationen jedoch schon früh. Bevor die Familie ihre erste eigene Serie bei DMAX erhielt, widmeten sich ab 2002 bereits der SWR, kabel eins oder auch RTL II verschiedenen Beiträgen und Reportagen über Peter, Uwe, Manni, Günter und der damals noch lebenden Mutter Marianne. Es dauerte nicht lange, bis «Die Ludolfs» beim Spartensender zum absoluten Aushängeschild avancierten, was zwischen 2008 und 2010 sogar einige Ludolf-Sendemarathons zur Folge hatte, die zu den bis dahin höchsten Tagesmarktanteilen seit Bestehen von DMAX führten. Selbst in die Niederlande und nach Russland wurde die Produktion verkauft, ehe die Ludolfs nach einem kurzen Aufenthalt im Internet ab Sommer 2012 erstmals bei Sport1 zu sehen waren, wo sie sich in «SEK Ludolf – Das Schrott-Einsatz-Kommando» (Foto links) neben ihrem Schrottplatz-Alltag auch Spezialaufträgen annahmen. Der Schritt in die kabel eins-Primetime stellt einen weiteren Aufstieg der Schrotthändler dar, die nach dem Tod von Horst-Günter und dem Ausscheiden von Peter in «Die Ludolfs – Das Schrottimperium ist zurück» nur noch mit Uwe, Manni und ‚Juniorchef‘ Tommy dem Bau des größten Schrottplatzes aller Zeiten nachgehen.

Zwar erhielt ihr DMAX-Format sogar bereits eine Grimme-Preis-Nominierung, so richtig greifbar ist der Kult um die Brüder aber bis heute noch nicht. Schon von Beginn an versprachen die Folgen um das Schrott-Quartett ein buntes Potpourri aus ungewöhnlichen Arbeitsmethoden, teilweise weltfremden Eigenarten der Protagonisten, dem ein oder anderen Leckerbissen für Auto-Freunde und nicht zuletzt dem Aufeinandertreffen der doch höchst unterschiedlichen Brüder, die ganz natürlich ihren eigenen Platz in den Produktionen einnahmen: Ob Geschäftsführer, Küchenfee und Frohnatur Peter, dessen nudellastige Koch-Tutorials auch heute noch auf YouTube ein Hit sind oder Frauenheld Uwe, der immer noch gegenüber seiner Ehefrau ganz offen mehrere Beziehungen zu anderen Frauen unterhält und Spaßvogel Manni (Foto), der sich bei Konflikten regelmäßig im Dialog mit seinen Gartenzwergen abreagiert. Nicht zuletzt der mittlerweile verstorbene und stets stoische Horst-Günter, der zu Lebzeiten die Telefonzentrale des Schrottplatzes besetzte und sich meist von 20 Tassen Kaffee und zwei Schachteln Zigaretten am Tag ernährte, begeisterte die Fernsehzuschauer. Die Ludolfs leben seit jeher in ihrem eigenen Kosmos, sind sich ihrer Medien-Präsenz dabei auf charmante Weise unbewusst und legen daher eine zuweilen kindliche Freude an den Tag, wenn sie in neuen Formaten auftreten oder von Fans gefeiert werden.

Selbige zeigten sie bereits in unzähligen Formaten, in denen sie weiter unbedarft redeten, wie ihnen der Mund nunmal gewachsen ist. So gastierten sie bereits in den Talks von «Schmidt & Pocher», «TV total», «Kerner», dem «Sat.1 Frühstücksfernsehen» oder «stern TV» und waren aufgrund ihrer authentischen Art dort immer dankbare Gäste. Darüber hinaus mischten sie in Stefan Raabs «Wok WM» und mehrere Male in der «TV total Stock Car Crash Challenge» mit, während sich ProSieben auch einem «Ludolf Weihnachtsspecial» und kabel eins dem «Rallye-Abenteuer der Ludolfs» widmete. Ein Kinofilm, drei Bücher und ein Musik-Album befeuerten das Phänomen Ludolf weiter.

Mit «Die Ludolfs – Das Schrott-Imperium ist zurück» haben Manni, Uwe und dessen Sohn Thommy ab dem 10. Januar eine weitere Möglichkeit die Schrott-Familie unsterblich zu machen. Fraglich bleibt bis dahin, ob die neue Personenkonstellation an den herzerweichenden Charme von früher heranreicht und die Ludolf-typischen Tugenden um Familiengefühl und Heimatverbundenheit als Kontrast zur hektischen, modernen Welt weiter in ausreichendem Maße bedient werden. Ganz abseits von Autoren, die die nostalgische Unschuld der Familie niemals herbeischreiben könnten.

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