Die Kritiker

«IK 1 - Touristen in Gefahr»

von

Story:


Florian Blessing ist Verbindungsbeamter des Bundeskriminalamtes. Er reist um die ganze Welt, wenn Deutsche im Ausland mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Und er ist ein Allein- und ein Draufgänger. Deshalb ist Blessing auch kein bisschen begeistert, dass ihm eine Kollegin zur Seite gestellt wird – und zwar Nadja Hansen, Anfang 30, eine Spezialistin in operativer Fallanalyse. Obwohl er die Psychoschnecke, wie Blessing Nadja Hansen nennt, nicht gebrauchen kann, bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit ihr zusammen nach Thailand zu fliegen.

Dort wartet der nächste Fall auf ihn: Felix, ein deutscher Rucksacktourist, sitzt dort wegen Mordverdachts im Gefängnis. Als die beiden BKA-Beamten am nächsten Tag mit den thailändischen Kollegen sprechen, ist Blessing sehr positiv gestimmt. Bei einem Abendessen will er den Deal, Felix nach Deutschland mit zu nehmen, fix machen. Denn Felix bekommt ein Alibi von seiner Freundin Lisa, eine Deutsche, die seit Jahren in einem thailändischen Kinderheim arbeitet.

Als Blessing zusammen mit Hansen und Felix' Mutter am nächsten Tag vor dem Gefängnis stehen, merken sie, dass sie sich zu früh gefreut haben. Da Lisa ihr Alibi zurückgezogen hat, gilt Felix nun als Mörder.

Darsteller:


Tobias Oertel («Bella Vita», «Crashpoint») ist Florian Blessing
Eva-Maria Grein («Tessa», «Kreuzfahrt ins Glück») von Friedl ist Nadja Hansen
Uwe Bohm («Leo und Marie») ist Lukas Hoffmann
Maxx Kidd («Unter Uns») ist Felix
Jana Pallaske («Männerherzen») ist Lisa Blum

Kritik:


Wenn man bei einem Fernsehfilm vor allem die Location – im Falle von «IK 1 – Touristen in Gefahr» Thailand – lobt, dann heißt das meistens durch die Blume, dass eine Produktion bis auf die Drehplätze nicht sonderlich viel hergab. Das aber trifft auf den RTL-Serienpiloten nicht zu; und dennoch kommt man nicht an lobenden Worten über die Drehorte vorbei. Auch Produzent Stephan Bechtle gab zu, dass die exotischen Schauplätze ein großer USP für das neue Format sind. Sie kannte man bislang in Serien nur aus Specials («SOKO Leipzig» lässt grüßen). Nun sollen sie bei der Bavaria-Produktion also ein Argument für das Einschalten sein. Der eigentliche Film beginnt so, wie neue Krimireihen immer beginnen.

Mit Nadja Hansen kommt eine neue Kollegin ins Team – der Zuschauer und sie starten sozusagen zeitgleich durch. Neueinsteiger sind schlicht eine gute Methode um dem Zuschauer die neue Serienwelt möglichst einfach nahezubringen. Das ist mittlerweile fast etwas ausgelutscht, allerdings in diesem Fall auch nicht so schlimm, da Hansen im Laufe der 90 Minuten noch eine eigene Geschichte mitbringt. Sie wird Florian Blessing an die Seite gestellt (gespielt von Tobias Oertel), der den typischen Macho verkörpert. So habe sie gehört, dass er sich für eine Mischung aus James Bond und Indiana Jones halte – sagt sie nach einigen Minuten – und diese Beschreibung passt.

Blessing hält sich nicht an sonderlich viele Regeln, hat aber dennoch eine recht hohe Erfolgsquote. Trotzdem passt sein Vorgehen einigen seiner Vorgesetzten nicht – und deshalb haben sie eigentlich Nadja Hansen auf ihn angesetzt. Sie ist es, die ihn mehr oder weniger überführen und vom Dienst entfernen soll. Genau das führt im Laufe des Piloten zu einem spannenden Twist, in dem es für Hansen nicht nur um den Erfolg der Ermittlungen, sondern auch um ihre eigene soziale Ader geht.

Hansen und Blessing passen sehr gut zusammen – für diese Zusammenstellung gehört den Verantwortlichen Lob ausgesprochen. Weder Oertel noch Eva Maria Grein von Friedl waren bislang im Privatfernsehen und schon gar nicht in einem Action-Format aufgefallen. Grein von Friedl schipperte bislang für das ZDF durch die Weltmeere, war zuvor in der gefloppten Telenovela «Tessa» zu sehen und auch Oertel könnte man eher Rentnerfernsehen als Primetime-Highlights an die Brust klemmen. Dabei machen beide auch optisch eine sehr gute Figur – Grein als Männertraum und Oertel als eine Art etwas verjüngter George Clooney.

Der Pilot überzeugt auch durch die guten One-Liner. „Eine Frau als Kommissarin ist wie ein Schwuler in der Bundesliga – man will einfach nicht wahrhaben, dass es das gibt“ ist nur einer von zahlreichen markanten Sprüchen, die dafür sorgen, dass es dem Zuschauer wirklich nie langweilig wird. Natürlich: Die obligatorischen Verfolgungsjagden dürfen nicht fehlen – da gelingt dann auch die Neuerfindung dieser nicht, sodass man über Märkte und Hinterhöfe rennt. Unrealistisch erscheint aber, dass weder Blessing noch Hansen nach diesen Sprints auch nur ansatzweise schwitzen – hier entschied sich die Produktion die Hauptfiguren weiterhin sehr gut aussehen zu lassen. Geschmackssache.

Der eigentliche Kriminalfall gestaltet sich bis zum Ende spannend, ist an der ein oder anderen Stelle aber dennoch ein wenig zu konstruiert. Da finden die Ermittler entsprechende Hinweise sofort in der ersten Strandbar – dabei könnte man solche Dinge ganz einfach umschiffen, in dem man nur kurz erwähnt, dass man schon zuvor drei oder vier Clubs abgeklappert hat – und das ohne Erfolg. Allgemein verläuft der Ermittlungsweg zu geradlinig: Spätestens am Ende eines Gesprächs folgt ein „Ach übrigens, Herr Kommissar“ und schon können die beiden Ermittler eine neue Fährte aufnehmen.

«IK 1» ist ein empfehlenswerter Film – nicht nur wegen der Aufnahmen in Thailand, sondern auch deshalb, weil man sich in manchen Einstellungen (beispielsweise der Speedboat-Fahrt) nicht vor Jerry Bruckheimer verstecken muss. Und das soll etwas heißen. Die Hauptdarsteller (bitte mehr von Eva Maria Grein von Friedl abseits der ZDF-Sonntagsfilme) tun ihr übriges, sodass man über das stellenweise nicht ganz starke Drehbuch von Arne Nolting hinwegsehen kann.

RTL zeigt «IK 1 – Touristen in Gefahr» am Donnerstag, 1. September 2011, ab 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/51731
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