Hingeschaut

«United Voices» – Primetime- Unterhaltung mit Herz und Charme

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«United Voices» ist die neue abendfülle Show, die Sat.1 am Freitagabend zur besten Sendezeit ausstrahlt. Kann das ungewöhnlich neue Konzept überzeugen?

Fans werden zu Stars


Das Konzept der neuen Freitagabend-Show «United Voices» klingt zunächst fast ein wenig zu simpel. Bis zu je 300 der größten Anhänger zweier Popstars treten in drei Battles gegeneinander an und sammeln für ihre Idole Punkte. Wer am Ende die höchste Punktzahl erreicht, gewinnt. Was auf den ersten Blick wie ein weiterer uninspirierter Abendfüller klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen allerdings als eine ungewöhnlich nette Idee, die im Gesamtergebnis zu einem sehr unterhaltsamen und schönen Fernsehabend wurde. Zum ersten Mal standen in einer großen Gesangs-Show nämlich nicht die Stars im Rampenlicht, sondern die Fans selbst.

Sasha vs. Sido


Bereits die erste Ausgabe der neuen Show, die Sat.1 ab sofort freitags zur Primetime bringt, präsentiert sich mit überraschend viel Herz und Charme. Die erste Paarung, Sasha vs. Sido, mag bewusst provokant klingen. Doch so unterschiedlich die Musikstile der beiden Sänger auch sind – ihre Fans sind sich ähnlicher, als man vielleicht vermuten könnte. Mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft studierten 224 Sasha- und 231 Sido-Fans drei Performances ein, die sie gemeinsam mit ihren Idolen zum Besten geben durften. Punkte gab es in Runde 1 für die Anzahl der angereisten Fans, ab Runde 2 entschied dann eine Jury aus 100 neutralen Zuschauern, welche Darbietung ihnen besser gefiel. Vor allem für die erste Battle hätte man sich durchaus ein wenig mehr Ideenreichtum gewünscht. Doch die emotionalen und unterhaltsamen Auftritte Sashas und Sidos, die sich sichtlich über das tolle Engagement ihrer treuesten Fans freuten, entschädigten dafür. Mehr als das. Die beiden mit allen Wassern gewaschenen Performer zeigten sich ehrlich überrascht und konnten ihre mitreißenden Emotionen kaum unterdrücken. Es war schon ein schöner Fernsehmoment, Sido mit Tränen in den Augen, oder Sasha im Dauer-Smile-Modus zu erleben.

Der ganz normale Fan-Wahnsinn


Besonders hervorzuheben an «United Voices» ist, dass den Stars angemessen viel Raum gegeben wurde, ohne sie aber zu stark in den Fokus zu rücken. Beispielsweise verzichtete man unter anderem darauf, die relativ kurze Sendezeit von insgesamt 120 Minuten (inklusive Werbeblöcke) mit der Vorstellung neuer Hits oder Alben vollzupflastern. Auch die zu Beginn gezeigten Einspieler über die Stars gerieten nicht zu einer endlosen Beweihräucherung, sondern wurden kurz und knackig abgehandelt. Die in ähnlichen Formaten eigentlichen obligatorischen Star-Talks kamen sogar bisweilen etwas gehetzt daher, so dass eine um 15 Minuten längere Laufzeit durchaus wünschenswert gewesen wäre.

Der straffe Zeitplan machte allerdings Sinn. Denn die so frei gewordene Sendezeit widmete sich lieber dem ganz normalen Fan-Wahnsinn und den Menschen, die ihn täglich leben. Die von Tresor TV herausgepickten und eingespielten Lebensgeschichten einiger Fans schwankten erwartungsgemäß zwischen hoch emotional und etwas skurril. Da berichtete eine 48-Jährige von ihrer schrecklichen Brustkrebsdiagnose und wie Sashas Musik ihr über die schlimme Zeit hinweghalf, während es der größte Wunsch eines Sido-Hardcorefans ist, sich alle Tatoos seines Idols stechen zu lassen. Natürlich kennt man Ähnliches aus anderen Shows. Auffallend positiv war allerdings, dass die Protagonisten nicht als abgedrehte Extrem-Geeks verunglimpft, sondern eben als ganz normale Menschen mit einem intensiv ausgelebten Hobby dargestellt wurden. Überhaupt glänzte die Show mit einem erfreulich warmherzigen und respektvollen Ton, den Moderatoren, Sänger, Zuschauer und Fans miteinander pflegten.

Das Moderatoren-Duo: Übung macht den Meister


Das alles macht Lust auf weitere Folgen, vor allem auch, weil Sarah Lombardi und Jochen Schropp sympathisch durch die Show führten. Schropp ist ein Routinier, der seit 2001 als Schauspieler und Moderator vor der Kamera steht und unter anderem regelmäßig bei «Big Brother» und dem «Sat.1-Frühstücksfernsehen» zu sehen ist. Entsprechend locker und sicher gestaltete er den Abend. Sarah Lombardi brachte ihr Debüt sympathisch und charmant über die Bühne, wirkte aber in einigen Situationen noch ein wenig unsicher und überfordert. Die doch recht lautstarken Sido-Anhänger übertönten sie bisweilen so sehr, dass man sich unwillkürlich die Frage stellte, ob sie nicht mit den etwas gesetzteren Sasha-Fans die bessere Wahl getroffen hätte. Dennoch ließ sich die Debütantin nicht aus der Ruhe bringen und hinterließ letztlich einen positiven Gesamteindruck.

Fazit:


«United Voices» ist ein erfrischend neues Konzept, das mit den bekannten Casting- und Gesangs-Shows kaum Gemeinsamkeiten teilt und damit angenehm aus der Masse heraussticht. Die Show ist unterhaltsam und herzlich gestaltet und wird sicherlich viele neue Fans finden.

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