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DASDING: Ein SWR Programm für die Jugend?

von   |  2 Kommentare

Die öffentlich-rechtlichen Sender werden oftmals dafür kritisiert, dass ihr Programm veraltet sei und fernab der jungen Zeilgruppe liegt. Doch gerade der SWR arbeitet seit Jahren mit DASDING dagegen. Quotenmeter.de nimmt das Jugendprogramm unter die Lupe.

DAS DING Eckdaten

- 1997 gegründet
- Als Radiosender und auf Facebook, Instagram, YouTube und TikTok verfügbar
- Hörerschaft von ca. 500.000 Menschen
- Sendegebiete Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg mit 23 UKWs
- Mehrfach ausgezeichnet: Kulturpreis Deutsche Sprache (2005), Grimme Online Award (2002), Deutscher Radiopreis (2017)
Eine wiederkehrende Kritik an dem öffentlich-rechtlichen Programm ist, dass es sich praktisch nur an eine Zielgruppe richtet, die jenseits der fünfzig liegt. Und auch wenn diese Kritik in vielerlei Hinsicht gerechtfertigt ist, arbeiten die Öffentlich-Rechtlichen doch deutlich in Richtung jüngerer Zielgruppen, als man annehmen mag. Vor Kurzem stellte Quotenmeter.de etwa das Programm von funk vor.

Dabei handelt es sich um das Online-Angebot von ARD und ZDF, das ausnahmslos auf eine Zuschauerschaft bis maximal dreißig Jahre ausgelegt ist. Überwiegend findet man die funk-Formate, die politisch, humorvoll oder informativ sein können, auf YouTube, aber auch auf Instagram. An der Entstehung von funk war maßgeblich der Südwestrundfunk beteiligt. Und dabei hat der SWR bereits seit Jahrzehnten sein eigenes Jugendprogramm: DASDING.

Primär handelt es sich bei DASDING um ein Radioprogramm, das jederzeit und überall abrufbar ist, auch als Webradio online. Natürlich war das nicht von Anfang an der Fall. Denn DASDING wurde bereits 1997 ins Leben gerufen und leistete aus heutiger Perspektive eine regelrechte Pionierarbeit. Dass der Jugendgeschmack in jeder Generation anders ist, war einer der Gründe, warum der SWR mit DASDING begann. Auf diesem Kanal sollte fortan die Musik der jüngeren Generationen laufen, die auf den anderen Kanälen des öffentlich-rechtlichen Senders nicht repräsentiert wurden.

Zudem versteht sich DASDING als Einstieg für viele junge Redakteure und Moderatoren. Für den redaktionellen Nachwuchs ist das Programm sozusagen die Möglichkeit die journalistischen Abläufe und Strukturen des SWR genauer kennen zu lernen. DASDING hat seinen Hauptsitz in Baden-Baden und produziert, sendet und verarbeitet von dort aus die einzelnen Formate. Dabei sind die genauen Sendegebiete nur Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, jedoch gilt das nur für die jeweiligen Radiofrequenzen. Diese sind in jeder Stadt anders, während die Online-Formate universell sind.

Über dasding.de kann man jedoch das Webradio des Senders auch im Norden oder Süden Deutschlands hören und ist nicht an die lokale Sendefrequenz gebunden. Auch die gleichnamige YouTube-Seite fällt darunter und wird regelmäßig mit Videos versorgt. Der Erfolg der Videos fällt dabei aber sehr unterschiedlich aus. Während Interviews mit aktuellen und beliebten Musikern innerhalb kürzester Zeit auf eine sechsstellige Klickzahl ansteigen können, kommen andere Videos auch nach Tagen noch über tausend Klicks hinaus. In der Regel sind die DASDING-Videos zwar im Bereich der zirka 60.000 bis 80.000 Klicks, Ausreißer nach oben und unten tauchen aber immer wieder auf.

Eines der dominantesten Formate auf dem YouTube-Kanal ist das Song-Tindern. Bei dem handelt es sich um ein lockeres Interview mit einem Musiker oder einer Band, bei dem der Künstler verschiedene Songs zu hören bekommt. Er kann entscheiden, ob ihm das jeweilige Lied gefällt oder nicht. Der Moderator spinnt das Gespräch daraus weiter, stellt Fragen über den Werdegang, persönliches oder zukünftige Alben. Auch Scratched ist eines der YouTube-Formate. Dabei muss ein Künstler eine Schallplatte freikratzen und sich Fragen stellen, sobald er auf etwas stößt. Auch das Straßenquiz erzielt auf YouTube meist hohe fünfstellige Klickzahlen. Dieses Format folgt der Idee, dass man die älteren Generationen auf der Straße über aktuelle Musiker befragt, die in der jungen Szene populär sind. Das entbehrt nicht nur einer gewissen Komik, sondern ist gut geschnitten, hat einen angenehmen Rhythmus und stellt den Generationenunterschied auf eine respektvolle Art dar.

Was die Hörerschaft des Radioprogramms angeht, beläuft sich diese nach eigenen Angaben des Senders auf eine halbe Million Hörer. Erfolgreich ist DASDING zudem auch auf Instagram. Dort geht es weniger um Musik, sondern um tägliche Postings. Der Hauptkanal hat mittlerweile knapp 60.000 Abonnenten, hat sich aber auf mehr als nur Musik spezialisiert. Memes, Zitatposts aus YouTube-Videos, News und tägliche Storys über das Musikgeschäft. Dabei bekommt man stets einen Einblick in die Redaktion und die ausnahmslos jungen Personen, die hinter DASDING stehen.

Zudem spaltet dich DASDING auf Instagram und Facebook noch einmal in die sogenannten DASDING-vor-Ort-Kanäle. Diese haben alle einen starken lokalen Bezug und werden von jungen Journalisten in den SWR-Studios der jeweiligen Städte betreut. Mit diesen Instagram-Kanälen erhofft sich DASDING die jungen Menschen der Städte anzusprechen und an sich zu binden. Dafür werden kleine Videos über Menschen mit einer besonderen Geschichte produziert, lokale Geschichten präsentiert und Storys über lokale Geschehnisse hochgeladen. Die Kanäle unterscheiden sich in der Höhe ihrer Abozahlen, einen allgemeinen Anstieg der Follower haben aber alle Accounts gemeinsam.

Auch von Seiten der Presse und Kritiken ist DASDING erfolgreich. So hat das Jugendprogramm des SWR beispielsweise 2002 den Grimme Online Award gewonnen und 2017 den Deutschen Radiopreis in der Kategorie der „Besten Innovation“. Und innovativ ist DASDING zweifelsohne. Selbst das anfangs erwähnte Jugendprogramm funk hat nicht die Strukturen, die bei DASDING herrschen und verfügen nicht über einen so starken Social-Media-Output.

Dennoch wurden auch schon Aspekte von DASDING eingestellt, wie etwa dasding.tv. Die Fernsehsendung, die 2016 beendet wurde, lief ab 1998 und hatte knapp 600 Ausgaben. Die Sendung, die im SWR beheimatet war, behandelte nicht nur Musik, sondern beschäftigte sich auch mit anderen medialen Angeboten. Kinofilme, Videospiele, Comedy, Satire - das Angebot war groß. Die Formate fanden auch ihren Weg auf die DASDING-Website und mittlerweile ist das Jugendprogramm des SWR nahezu ausschließlich online verfügbar.

Wenn man DASDING unbedingt etwas vorwerfen möchte, dann, dass es zu sehr auf Musik fokussiert ist. Das resultiert natürlich daraus, dass das Ursprungsmedium des Programms das des Radios ist. Nach eigener Aussage ist der Einstieg in das Podcastgeschäft geplant, wobei auch Podcasts über Filme oder Serien eine Möglichkeit sind. Und auch die DASDING vor Ort Profile sind schon längst nicht mehr auf Musik konzentriert, sondern zeichnen sich durch ihre Vielzahl an Themen aus. Lediglich der YouTube-Kanal von DASDING setzt primär noch auf Musik und Interviews.

In Zukunft wird sich das Jugendprogramm des SWR noch vielseitiger zeigen, als es ohnehin schon der Fall ist. Die Frage dabei ist nur, inwiefern sich der YouTube-Kanal, der von allen DASDING Kanälen die größte Abonnentenzahl hat, verändern wird. Und auch der Einstieg in die Podcastwelt bleibt abzuwarten, da sie schließlich heiß umkämpft wird. Dennoch ist DASDING ein beliebtes Jugendprogramm, das zeigt, dass sich öffentlich-rechtliches und die Jugend keineswegs ausschließen müssen.

DASDING kann man über das Radio, auf Facebook, Instagram, YouTube und TikTok verfolgen.
Der Autor Martin Seng arbeitet für DASDING vor Ort in Trier und hat diesen Artikel im Auftrag von Quotenmeter.de geschrieben.

Kurz-URL: qmde.de/114292
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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Blue7
13.12.2019 13:55 Uhr 1
Für mich bleibt es dabei. Der SWR hat 2 Jugendradios SWR3 und DasDing/DeinDIng
troubled
17.12.2019 20:01 Uhr 2
DASDING fand ich schon nervig, als ich noch zur Zielgruppe gehört habe. Das hat damals schon gewirkt wie eine alte Oma, die krampfhaft versucht, im Hühnerstall Motorrad zu fahren, aber leider vergessen hat, zu tanken.
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