Die Experten

16. März 2009

von
Heute mit Updates zu «Brothers & Sisters», «Dexter» und «Eli Stone» sowie Infos zu «Lipstick Jungle» und MTV-Quoten.

Christiane: Ich habe eine Frage zur Programmplanung der TV-Anstalten. Wieso probieren die Sender einige Serien nicht auf einem anderen Sendeplatzplatz aus? Fast jede Serie wird dann entweder abgesetzt oder in der Nacht vorgesetzt. Wieso sprechen Sie dann von einem Flop?

Christian Richter:
Das Gebiet der Programmplanung ist ein sehr komplexes Thema, bei dem sehr viele Facetten berücksichtigt werden müssen. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass bei jedem Format und jedem Sendeplatz ein Sender bemüht ist, Ergebnisse über dem Senderschnitt zu erreichen. Wird dieser Schnitt deutlich verfehlt, spricht man in der Regel von einem Flop. Da die durchschnittlichen Marktanteile der Sender recht unterschiedlich sind, haben die Programmplaner auch verschiedene Ansprüche an ihr Programm.

Wenn nun ein Sender mit der Ausstrahlung einer Serie beginnt und diese unter dem Senderschnitt startet, kann er verschieden reagieren, je nach dem, welche Ursache das schlechte Abschneiden der Serie haben könnte. Startet zum Beispiel die erste Folge schon mit schlechten Quoten fehlt oft der generelle Einschaltimpuls der Zuschauer (z.B. «Verrückt nach Clara»). Das heißt, den Zuschauer scheint die Serie einfach nicht zu interessieren. Wenn dieser Fall eintritt, besteht kaum Hoffnung, denn wenn das Interesse an der Serie fehlt, lohnt es auch kaum diese auf einem anderen Sendeplatz auszuprobieren, da sie offensichtlich am Geschmack der Zuschauer vorbei entwickelt wurde.

Beginnt hingegen eine Serie gut, aber die Zahlen brechen dann Woche für Woche ab, ist dies ein Zeichen der mangelnden Qualität des Formates. Die Serie scheint für viele Zuschauer interessant zu sein, aber kann diese offensichtlich nicht überzeugen. Bei eigenproduzierten Serien kann man dann steuernd eingreifen und die Sendung doch noch retten (z.B. «Alles was zählt»). Handelt es sich um Lizenzserien aus den USA fehlt diese Möglichkeit verständlicherweise. Die einzige Hoffnung besteht dann darin, dass die Serie inhaltlich eine positive Entwicklung durchmacht.

Zeigt sich nun jedoch, dass für die Serie keine Hoffnung mehr besteht, müssen die Sender Schadensbegrenzung betreiben. Eine Absetzung ist dabei das einfachste und drastischste Mittel. Allerdings stößt man damit den (wenigen) Fans der Serie vor den Kopf. Wenn diese besonders eingeschworen sind, bedeutet dies einen großen Imageschaden für den Sender. Die Alternative ist eine Verlegung ins Nachtprogramm. Dort können zum einen Fans die Serie (mithilfe von Aufzeichnungen) weiterverfolgen und zum anderen sind die Quoten nicht mehr so schädlich, da man in der Nacht wegen der geringeren Fernsehnutzung einfacher gute Marktanteile erzeugen kann. Außerdem ist die Nacht bei der Ermittlung der Tagesmarktanteile viel weniger ausschlaggebend als die Primetime, wodurch eine Flop nach 23 Uhr viel einfach zu kompensieren ist. Die Programmplaner müssen sich aber auch fragen, wie man die entstandenen Kosten wieder refinanzieren kann. Bei einer eingekauften Serie sind diese wesentlich geringer als bei selbstproduzierter Ware. Das Interesse des Senders wird also vor allem bei eigenen Produktionen sein, diese möglichst komplett auszustrahlen – allerdings nur solange wenigstens etwas Hoffnung besteht.

Allerdings sollte man manchen Formaten einen längeren Atem gönnen, da sie vielleicht erst von den Zuschauern entdeckt werden müssen. Die Beispiele von «CSI – Den Tätern auf der Spur» oder «Grey’s Anatomy» zeigen, dass sich auch zunächst schwach laufende Serien zu großen Hits entwickeln können.

Es gab allerdings in der Vergangenheit einige Beispiele, bei denen ein Sendeplatzwechsel vollzogen wurde, denn manchmal kann dies der Schwachpunkt der Sendung sein. Läuft beispielsweise ein starkes, ähnliches Format im Gegenprogramm, kann ein Sendeplatzwechsel tatsächlich helfen. Zuletzt half die Verlegung der «Desperate Housewives» von Dienstag auf Mittwoch der Serie wieder auf die Beine. «Ally McBeal» lief zunächst mittwochs um 21.15 Uhr bei VOX, bevor der Sender die Show wenig später am Dienstagabend um 22.15 Uhr neu startete, wo sie sich zu einem großen Erfolg für den Sender entwickelte. Es ist auch möglich, dass eine Serie im Umfeld eines anderen Formates erst von den Zuschauern entdeckt wird. Als «Numb3rs» zunächst allein auf ProSieben ausgestrahlt wurde, war die Serie ein Flop.

Erst die Positionierung am Crimesonntag von Sat.1 im Lead-Out von «Navy CIS» machte die Serie erfolgreich. Ein Wechsel zu einem kleineren Sender kann auch eine Lösung für eine schwache Serie sein. Da kabel eins beispielsweise nur einen Senderschnitt von etwas mehr als fünf Prozent in der Zielgruppe hat, während ProSieben auf über elf Prozent kommt, müssen dort «Cold Case» und «Without A Trace» weniger Zuschauer erreichen, um trotzdem erfolgreich zu sein.

Bettina: Die Serie «Brothers & Sisters» soll laut Auskunft von Quotenmeter.de nun auf SAT.1 laufen. Wann wird sie dort auf Sendung gehen?

Christian Richter:
Auf eine Rückkehr der Dramaserie warten auch Mathias, Finn, Sven, Bianca, Steven, Klaus, Sebastian, Sven, Thomas und Tim. Die ProSiebenMedia AG teilte auf Nachfrage mit, dass es immer noch keinen Ausstrahlungstermin für die Serie gebe. Es sei auch noch nicht endgültig entschieden, welcher Sender letztendlich das Format zeigen würde. Noch ist es jedoch auf den Seiten von ProSieben.de aufgeführt.

Marcel: Ich würde gerne wissen, ob Premiere auch die dritte Staffel von «Dexter» zeigen wird und wenn ja, wann?

Christian Richter:
Auf die dritte Runde der Serie warten auch Adrian, Lukas und Stephan. Die aktuellen Planungen sehen vor, dass die 12 neuen Folgen ab September 2009 in deutscher Erstausstrahlung laufen werden. Dabei wird der PayTV-Sender zusätzlich neben der deutschen auch wieder die englische Originaltonspur anbieten.

Ivan: Mich würde sehr interessieren, ob und wann die US Serien «Cashmere Mafia» und «Lipstick Jungle» in Deutschland ausgestrahlt werden? Hat sich ein Sender die Rechte schon gesichert?

Christian Richter:
Die beiden Shows starteten im vergangen Jahr bei NBC und ABC und galten als Nachfolger von «Sex and the City». Dabei schlug sich das NBC-Format «Lipstick Jungle» mit Brooke Shields etwas erfolgreicher. Die zwanzig bisher ausgestrahlten Episoden hat sich ProSieben gesichert, die der Sender ab Herbst 2009 plant auszustrahlen. Noch immer ist übrigens die Zukunft der Serie ungeklärt, denn vom amerikanischen Heimatsender wurde die Serie offiziell weder verlängert noch abgesetzt. Da aber NBC demnächst seine Primetimeplätze stark dezimiert und Teile des Casts schon andere Engagements angetreten haben, gilt eine dritte Staffel als sehr unwahrscheinlich.

«Cashmere Mafia» mit Lucy Liu hat bisher noch keinen deutschen Abnehmer gefunden. Dies liegt zum einen am schlechten Abschneiden der Serie (zuletzt kam das Format bei ABC nur auf 3,5 Millionen Zuschauer). Zum anderen an der geringen Episodenzahl. Da die Serie nicht für eine zweite Staffel verlängert wurde, liegen insgesamt nur sieben Folgen vor. Bei so weinig Ausgaben lohnt es sich für einen Sender kaum einen Sendeplatz frei zu räumen.

Pamela: TNT Serie wiederholt gerade die erste Staffel von «Smallville» und «Emergency Room» wie geht es denn hier weiter? Wie viele Staffeln zeigen sie von den anderen Serien wie «30 Rock» und «Without a Trace»?

Christian Richter:
Daran ist auch Fenix interessiert. Der PayTV-Sender wird von allen Serien mit der Ausstrahlung der weiteren Staffeln fortfahren. Ab 13. April werden die Abenteuer des jungen Supermans in «Smallville» in die zweite Runde gehen. Wenige Tage zuvor, genauer ab 11. April, startet auch die zweite Staffel von «Emergency Room». Einen Tag später wird die „Girlie Show“ aus «30 Rock» aus ihrer fiktiven Sommerpause zurückkehren. Bei «Without A Trace» gehen die derzeitigen Planungen sogar mindestens bis zur vierten Staffel.

Dirk: Ich bin an der Ausstrahlung von «The Office - Das Büro» bei SuperRTL interessiert. Man fing an und sendete einige Folgen, machte eine Pause und sendete nochmals zwei bis drei, um dann «Der Nanny» den Vorzug zu geben. Wann gibt es wieder «The Office» im deutschen TV?

Christian Richter:
So schnell nicht mehr. Derzeit plant SuperRTL keine Ausstrahlung von weiteren Episoden der Comedyserie mit Steve Carrell. Zu schlecht waren die Quoten am späten Samstagabend. Im Moment ist ORF1 der einzige Sender, der das Format freitags kurz nach Mitternacht zeigt.

Julian: Mich würden MTV-Quoten interessieren. Wie laufen dort Shows wie «Flavor of Love»?

Christian Richter:
Die Zuschauerzahlen in der Primetime bewegen sich meist zwischen 50.000 und 100.000 Zuschauern. Im Januar 2009 war «Family Guy» mit durchschnittlich 90.000 Zuschauern das erfolgreichste Programm des Senders. Danach folgten «Drawn Together» und «American Dad» mit jeweils einem Schnitt von 0,07 Millionen Zusehern. Platz vier und fünf teilen sich mit je 60.000 Zuschauern im Mittel die Shows «Criss Angel Mindfreak» und «Flavor of Love».

Franziska: Hat Diane Neal als Staatsanwältin Casey Novak in «Law & Order: New York» in der neunten Staffel eine neue Synchronstimme bekommen?

Christian Richter:
Ja, ab der Folge 184 übernahm Tatjana Pokorny die Aufgabe von Melanie Manstein, die seit der fünften Staffel der Figur ihre Stimme lieh.

Christina: Ich nutze die Seite „kino.to“ und gucke da gerne meine Lieblingsserien. Laut eigener Aussage der Website ist das Schauen von Livestreams legal. Ich weiß aber nicht genau, ob ich dem vertrauen kann. Kann ich ohne schlechtes Gewissen die Website nutzen?

Christian Richter:
Dieses Thema führt immer wieder zu Verwirrungen, weswegen Quotenmeter.de einen ausführlichen Bericht über Onlinestreams plant, in dem genau diese Frage mithilfe von rechtlichen Experten geklärt werden wird. Die Veröffentlichung des Artikels ist für Mittwoch, den 18. März 2009, geplant. Reinschauen lohnt sich also!

Update zu «Eli Stone»:

In der vergangenen „Experten“-Ausgabe vom 09. März 2009 wurde geschrieben, dass es ab dem 11. März 2009 keine weiteren Ausstrahlungen von «Eli Stone» mehr geben würde. Wie ProSieben nun jedoch bekannt gab, würden die fehlenden Folgen der zweiten Staffel ab 29. April 2009 gezeigt werden. Da es sich bei den vier verbliebenen Ausgaben um Episoden handele, die wegen der vorzeitigen Absetzung noch nicht einmal in den USA ausgestrahlt wurden, hätte dies zu Verzögerungen bei der Auslieferung geführt, die eine Pause nötig gemacht haben.

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Aufgrund der vielen Einsendungen können jedoch nicht alle Fragen beantwortet werden. Die nächste Experten-Ausgabe erscheint am Montag, den 23. März 2009.


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