Die Kino-Kritiker

«Red Sparrow»: Jennifer Lawrence erobert die Macht über ihren Körper zurück

von   |  32 Kommentare

Sie ist die Herrin über ihren Körper: Der Agententhriller «Red Sparrow» ist Jennifer Lawrences Antwort auf den iCloud-Hackerangriff 2014.

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Kühle Selbstbestimmung tritt ein, wo zuvor Scham war


Frei nach dem Motto "Ach, ihr wollt meinen Körper sehen? Unbedingt, ja? Okay … immer noch?" spielt Jennifer Lawrence alle Szenen, die theoretisch ausbeuterisch sein könnten, mit einer ihrer Figur innewohnenden, galligen Abscheu. Francis Lawrences fängt den Körper seines Stars mit einer unsexualisierten Abgeklärtheit ein: Die zumeist stählern-gräulich-bläulichen Bilder des Kameramanns Jo Willems pressen, bildlich gesprochen, die Lebendigkeit aus Lawrences Haut, die akribisch gewählten Kameraeinstellungen nehmen subtil, aber bestimmt, die Mechanik der Sex-, Folter- und Sexfolterszenen in den Fokus. In diesem Film wird das nichts mit "Die heiße Agentin Jennifer Lawrence, die ihren knackigen Körper als Waffe verwendet", ganz gleich, wie dringlich manche Marketingmaterialien «Red Sparrow» diesen Stempel aufzudrücken versuchen.

So sehr die Parallelen zwischen Hautfigur und Hauptdarstellerin das Thrillerdrama bestimmen mögen, ist es jedoch nicht so, als hätte Drehbuchautor Justin Haythe aus der Romanvorlage einen Sexthriller geformt: Der «Lone Ranger»- und «A Cure for Wellness»-Drehbuchautor nutzt Sex zwar, um einige Wendepunkte in Dominikas Wandlung voranzutreiben, die Rückeroberung ihrer Selbst treibt Haythe dennoch größtenteils auf andere Weise fort. Sukzessive lässt er die geschockte, traumatisierte Heldin an Härte gewinnen, in nachvollziehbaren Schritten gewinnt Dominika an Abgeklärtheit hinzu und findet immer geschicktere Wege, ihre Agenda, die Agenda ihrer Auftraggeber und die Sehnsüchte ihrer Zielpersonen auszubalancieren – auch, ohne blank zu ziehen.

Dadurch, dass Haythe zwar einerseits unmissverständlich durchschimmern lässt, dass Dominika ihre Eigenständigkeit und ihren Selbststolz zurückgewinnt, andererseits jedoch ihr endgültiges Ziel im Unklaren lässt, ist «Red Sparrow» keine rund 140-minütige Charakterstudie mit einem voraus telegrafierten Ende. Der Spionagefilm zieht durchweg Suspense daraus, wo die Titelheldin letztlich hinsteuert und wer sich in diesem verstrickten Komplott dumm stellt oder wirklich naiv ist – damit erhält Jennifer Lawrences "Celebgate"-Abrechnung auch einen konventionellen Haken, an dem sich Fans des langsam brodelnden Agentenkinos festhalten können.

Erst gegen Schluss verzettelt sich «Red Sparrow» in betont detaillierten Erklärungen des Geschehens, doch sonst verlassen sich Francis Lawrence und Justin Haythe darauf, dass ihr Publikum die sich behutsam entwickelnden Teilkonflikte selber in einen größeren Kontext setzt. Vereinzelte, für eine FSK ab 16 Jahren recht harsche Gewaltspitzen und mit besonnenem Tempo eingefangene Actionpassagen geben dieser Romanadaption über den das Projekt bestimmenden Metaspekt hinausgehende, zusätzliche Rauheit.

Dass das Ensemble abseits der Hauptdarstellerin zumeist funktionale Darbietungen abgeben, von Stichwortgebern (Schoenaerts, Jeremy Irons) über Feindbildern (Charlotte Rampling) bis hin zum schwer durchschauberen Gegenpart (naiv oder sensationell gut im Bluffen: Joel Edgerton als CIA-Agent Nathaniel Nash) ist hier eher Nebensache. «Red Sparrow» gehört allein Jennifer Lawrence sowie ihrer Mission, sich zurückzuerobern, und Francis Lawrence stellt sich mit seiner frostigen, zwischen streng und elegant chargierenden Inszenierung ganz in ihren Dienst.

«Red Sparrow» ist ab dem 1. März 2018 in vielen deutschen Kinos zu sehen.

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Es gibt 32 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
28.02.2018 12:10 Uhr 1
Krass...Sie hatte in einem Interview erst letztens verlauten lassen, sich ab sofort wohl 1 Jahr vom Filme Drehen zurück ziehen zu wollen und sich ihren ehrenamtlichen Projekten widmen zu wollen, die ihr sehr am Herzen liegen!!



Vielleicht hilft es ihr ja, von diesem ganzen "Gewese" um ihre Person zumindest etwas Abstand zu gewinnen!
Kingsdale
28.02.2018 15:14 Uhr 2
Naja, aber im nächsten X-Men Film soll sie wieder als Raven dabei sein. Mh, bin mal gespannt, schließlich soll er dieses Jahr fertig gedreht werden.
Aries
28.02.2018 15:21 Uhr 3

Der ist schon abgedreht und befindet sich in Post-Production. : )
kauai
01.03.2018 08:11 Uhr 4
Ich habe jetzt kein Problem mit ihr und schaue mir auch Filme mit ihr an wenn mich die Thematik interessiert (Red Sparrow dann eher später im TV als im Kino), aber den ganzen Hype um sie kann ich nicht wirklich nachvollziehen.



Im übrigen hält sich mein Mitleid stark in Grenzen wenn Jemandem intime Fotos "entwendet" werden, die in einer cloud gespeichert waren. Mir erschließt sich nicht, weshalb man solche Fotos online speichern muß. Es gibt genügend Alternativen, die nicht hackbar sind!
Vittel
01.03.2018 09:35 Uhr 5
Den Hype um Jennifer Lawrence kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen. Natürlich ist sie eine gute Schauspielerin, sieht nett aus und hat eine angenehme Ausstrahlung.



Aber warum gerade sie so hochgejubelt wird? Die Tribute von Panem sind ok für die Kids, aber doch kein Meilenstein. In X-Men fand ich sie so lala und so viel mehr hat sie ja noch nicht gemacht.

Mit Erstaunen musste ich kürzlich feststellen, dass z.B. auch Evangeline Lilly außer Lost und den zwei Hobbitfilmen bisher kaum in Erscheinung getreten ist. Da passt die mediale Aufmerksamkeit auch nicht so ganz zum schauspielerischen Werk.




Im Zweifelsfall wusste sie (so wie ein Großteil der Iphone/Smartphonenutzer) gar nicht, dass die Bilder in der Cloud landen.



Aber das Problem fängt viel früher an, denn Dateien kann man nun mal sehr schnell kopieren und entwenden. Bei Lena war es glaube ich der geklaute Laptop des Freundes, auf dem die Bilder gespeichert waren. Der war dann wohl unverschlüsselt, da fängt es schon an.



Wer kein Interesse an solchen Leaks hat, der sollte sich einfach solche Bilder verkneifen.

Im Zweifelsfall ist die undichte Stelle am Ende noch eine (ehemalige) Vertrauensperson. Die macht sich zwar strafbar, aber in Rosenkriegen sind die Konsequenzen oft nebensächlich.





Wenn sie wirklich ein Interesse an Aufarbeitung hat, dann sollte Sie einen Film über Datenschutz, Datensparsamkeit und richtigen Umgang mit modernden Medien usw. machen.
Waterboy
01.03.2018 11:18 Uhr 6




Nun ja du zählst ja nur Mainstream Filme auf. Sie hat schon deutlich mehr in ihrer filmbiografie vorzuweisen inkl bisher 4 Oscar Nominierungen
Vittel
01.03.2018 12:05 Uhr 7
Ja, aber sie hatte ja schon 2014 diesen Starstatus. Ok, Silver Linings und ihr Oscar war schon 2013.



Die Amis pflegen und lieben ihre Stars halt auch.
Neo
02.03.2018 00:22 Uhr 8
Na, da wären dann noch Winter's Bone und The Beaver. Und der Hype speist sich nicht nur aus den Filmen (da waren ja auch nicht nur Knüller dabei, wobei sie in allen wirklich toll spielte), sondern auch aus ihrer kompletten Art.


Was für ein unfassbar dummer Kommentar.
kauai
02.03.2018 09:50 Uhr 9


Warum? Bei den Kapazitäten, die heutige Speichermedien haben kann man seine Fotos unproblematisch auf externen Medien speichern, auf die kein Hacker Zugriff hat. Gerade als Promi sollte man doch wissen, daß man ein bevorzugtes Ziel für solche Angriffe ist und sich dementsprechend verhalten.



Ich habe wirklich viele Fotos, aber davon ist nicht eins im Netz gespeichert!
Sentinel2003
02.03.2018 13:28 Uhr 10
@kauai:



Du kannst den Hype um ihre Person nicht nachvollziehen?? Das kann ich nicht nachvollziehen....das ist eine total hübsche Frau, grade mal kurz vor Ende der 20er Jahre, machte bis jetzt fast nur Blockbuser und ist in ihrer Generation total beliebt...das ist der Hype!! Und, ist Sie in den sozialem Medien megaaktiv!!

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