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«Promi Big Brother»: Sind die dicken Jahre vorbei?

von   |  1 Kommentar

Nach dem bereits enttäuschenden Vorjahr befindet sich der große Bruder aktuell auf Rekordjagd - nur leider in negativer Hinsicht. Doch die vergangenen Tage wecken die Hoffnung auf eine Kehrtwende. Unsere Halbzeitbilanz von Staffel fünf.

«Promi BB»-Halbzeitbilanz

  • S1: 1,99 Mio. (9,1% / 13,4%)
  • S2: 2,88 Mio. (14,0% / 18,5%)
  • S3: 2,30 Mio. (12,1% / 17,0%)
  • S4: 2,04 Mio. (10,5% / 13,7%)
Durchschnittliche Werte der jeweils acht ersten Folgen einer jeden Staffel.
Man sollte sich als Fernsehmacher vielleicht nicht jedes Wort zu Herzen nehmen, das vor allem auf Social-Media-Kanälen in die Tasten gehauen wird. Täte man das nämlich, so gäbe es wohl kaum eine Sendung, kaum einen Verantwortlichen und erst recht keinen Sender, deren Existenz noch ihre Berechtigung hätte, so reflexartig prasselt die Häme oft ein. Im Falle der fünften «Promi Big Brother»-Staffel jedoch war die Skepsis bereits im Vorfeld so groß und so omnipräsent, dass man nun wahrlich auch nicht davon sprechen kann, dass die bisherige Enttäuschung aus komplett heiterem Himmel gekommen sei. Einstellung von Livestream und sixx-Latenight, kein Publikum mehr vor Ort, ein Teilnehmerfeld, das so viele Fragezeichen wie nie aufwarf - all das dämpfte die Vorfreude bereits vor Staffelbeginn. Und nach mittlerweile acht Tagen lässt sich zwischenbilanzieren: Es lief tatsächlich schwach wie nie für die Reality-Show.

Und das deutete sich bereits zum Staffelauftakt an, der mit nur noch 2,07 Millionen noch einmal schwächer performte als in den vergangenen beiden Jahren, wo jeweils knapp 2,3 Millionen eingeschaltet hatten. Mit 8,2 Prozent des Gesamtpublikums sowie 13,0 Prozent der werberelevanten Zielgruppe verzeichnete die solide, aber eben keineswegs herausragend starke Live-Sendung überdies die schwächsten Marktanteile, die jemals ein Staffelbeginn hinzunehmen hatte. Ein kleiner Achtungserfolg: Die siebte und letzte Folge von «The Wall», die RTL zur gleichen Zeit auf Sendung schickte, performte mit 12,6 Prozent der 14- bis 49-Jährigen minimal schwächer - und das, obwohl die Kölner gemeinhin deutlich stärker unterwegs sind als Sat.1 und die Mischung aus Glücksspiel und Quiz ein beinahe ebenso großes Prestige-Projekt ist wie «Promi BB».


Deftiger Sinkflug mit Tiefstwerten am Wochenende


Ab Samstag dann ging man wie gewohnt nicht mehr zur Primetime, sondern um 22:15 Uhr auf Zuschauerjagd, doch leichter hatte es das Format damit keineswegs. Ganz im Gegenteil musste die erste Tageszusammenfassung zu späterer Stunde deutlich schwächere 7,3 Prozent Gesamt- sowie 10,7 Prozent Zielgruppen-Marktanteil hinnehmen, was im Grunde bereits ewige Tiefstwerte waren. Immerhin gab es in den vier Jahren zuvor in acht Anläufen keine einzige Folge, die am Samstagabend schwächere Werte erreichte. Und auch die Gesamt-Reichweite von 1,63 Millionen entsprach einem historischen Tiefpunkt, nachdem die zweite Samstagsausgabe 2016 einen eben solchen mit 1,74 Millionen bereits verzeichnet hatte.

So richtig bitter wurde es aber erst am Sonntag, der ohnehin ein relativ schwieriges Terrain für Reality-Events ist - schließlich muss auch das Dschungelcamp seit Jahren am Sonntagabend immer wieder die schwächsten Zahlen hinnehmen. Dass mit 8,7 Prozent des besonders stark umworbenen Publikums aber gleich der schlechteste Marktanteil aller Zeiten hingenommen werden musste, war dann aber schon ein Schock - zumal auch die 1,36 Millionen Fernsehenden sowie die damit verbundenen 7,2 Prozent nahe an ewigen Negativrekorden waren. Und auch inhaltlich lief am Wochenende bei weitem nicht alles rund: Ein Live-Match am Samstag musste kurzfristig abgeblasen werden, die ohnehin vergleichsweise karge Lateshow im Netz musste kurzfristig von der Sat.1-Homepage auf Facebook verlagert werden und zu den Pleiten, der massiven Fan-Kritik und den enttäuschenden Quoten gesellte sich auch noch die kritische Stimme Borris Brandts, der ein vernichtendes Urteil über die ersten Tage fällte.


Mit der neuen Woche kommen auch die Zuschauer


Und so dürften tags darauf so einige Menschen mit bangem Blick auf die Quoten geschaut haben, da weitere Verluste schlichtweg kaum mehr hinnehmbar gewesen wären - und dazu kam es dann auch nicht. Die Zuschauerzahl für die Montagsausgabe stieg wohl nicht zuletzt auch dank eines Massenumzugs wieder ein wenig auf 1,61 Millionen, die damit verbundenen Marktanteile verbesserten sich auf immerhin 8,8 Prozent (ab 3) bzw. 10,8 Prozent (14-49). Und als dann am Dienstag mit 10,2 Prozent bei 1,83 Millionen sogar erstmals in diesem Jahr beim Gesamtpublikum die Zweistelligkeit knapp erreicht werden konnte und die Formkurve bei den Werberelevanten angesichts von 12,5 Prozent ebenfalls deutlich nach oben zeigte, schien man erstmal wieder aus dem Gröbsten raus - auch wenn der ohnehin eher kritisch beäugte Co-Moderator Jochen Bendel mit einer ungewohnt patzigen und genervt wirkenden Spielleitung sowie dem danach doch sehr abrupten Show-Ende erneut nicht gerade Anlass zu lobenden Worten gaben.

Am Mittwoch setzte eine Entspannung ein, mit 1,71 Millionen Fernsehenden und 9,7 Prozent Marktanteil gab es leichte Verluste zu verkraften, in der umworbenen Zielgruppe wiederum hielt man das Vortagsniveau mit 12,6 Prozent quasi aufrecht. Dem generellen Aufwärtstrend tat dies keinen Abbruch, wie sich am Donnerstag umso deutlicher zeigen sollte: 1,88 Millionen Fernsehende gingen in beiden Konsumentengruppen mit neuen Rekord-Marktanteilen in Höhe von 10,6 Prozent des Gesamtpublikums respektive 13,5 Prozent der werberelevanten Zielgruppe einher, Folge acht steigerte sich am Freitag sogar nochmals erheblich auf 15,3 Prozent des jungen Publikums - und das, obwohl man in den ersten Sendeminuten noch gegen das Bundesliga-Auftaktspiel anzutreten hatte. Insgesamt wurden 10,4 Prozent bei 2,06 Millionen erzielt, womit erstmals seit einer Woche wieder die Zwei-Millionenmarke geknackt wurde.

Enttäuschende «Promi BB»-Halbzeitbilanz: Woran liegt es hauptsächlich?
Am fehlenden Live-Stream und/oder der fehlenden Latenight auf sixx
23,9%
An der miesen Doppel-Moderation
15,6%
An den schwachen und uninteressanten Promis
29,9%
Am Fehlen des Kellers bzw. der schwachen 'Alles'- / 'Nichts'-Aufteilung
12,2%
An der schwachen Aufbereitung des Geschehens in den Tageszusammenfassungen
18,3%


Zwischenfazit: Klare Tendenz Allzeit-Tiefs - mit Resthoffnung


MA-Entwicklung 1. -> 2. Woche

  • S1: 13,4% -> 12,8% (-0,6)
  • S2: 18,5% -> 19,3% (+0,8)
  • S3: 17,0% -> 19,1% (+2,1)
  • S4: 13,7% -> 12,2% (-1,5)
Vergleich der Marktanteile (14-49 Jahre) der ersten acht bzw. der letzten sieben Folgen jeder Staffel.
Angesichts von durchschnittlich 1,77 Millionen Zuschauern und 9,1 Prozent Gesamt- sowie 12,1 Prozent Zielgruppen-Marktanteil spricht so Einiges dafür, dass die fünfte Staffel letztlich als bisher schlechteste in die «Promi BB»-Annalen eingehen wird - selbst bis zu den 12,9 Prozent Zielgruppen-Marktanteil, die im Vorjahr erzielt worden waren, fehlt immerhin noch ein gutes Stück. Vergleicht man die Entwicklung der bisherigen vier Staffeln, lässt sich kein klares Muster erkennen, was die Entwicklung von der ersten zur zweiten Woche anbetrifft (siehe Infobox). Neben der deutlichen und beinahe kontinuierlichen Verbesserung in den vergangenen Tagen sollten auch die Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre die Macher dazu motivieren, nicht jetzt schon den Kopf in den Sand zu stecken, immerhin sind rund zwei Prozentpunkte Gewinn durchaus möglich, sofern das Publikum hintenraus doch noch vermehrt Gefallen findet (wonach es ja aktuell stark ausschaut). Auf der anderen Seite aber können die Werte auch in ähnlich starkem Maße noch zurückfallen - was wiederum in diesem ohnehin nicht besonders überzeugenden Jahr möglicherweise sogar das Todesurteil für die Sendung bedeuten könnte.

Der Vollständigkeit halber sollte allerdings auch erwähnt werden, dass «Promi BB» noch immer deutlich oberhalb des mittlerweile auf nur noch gut acht Prozent zusammengeschrumpften Senderschnitts von Sat.1 liegt und sich dieser auch immerhin um rund einen Prozentpunkt nach unten bewegt hat, seitdem die Reality-Show 2013 erstmals an den Start gegangen ist. Damit alleine lassen sich die mauen Zahlen in diesem Jahr mit Sicherheit nicht erklären, doch zumindest ein Stück weit kann man die Schwäche des Formats auch mit dem zumeist sehr mäßigen Programmumfeld erklären. Umso wichtiger wäre es für den Bällchensender, einmal wieder mit echten Topwerten zu begeistern.

Kurz-URL: qmde.de/95209
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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
tommy.sträubchen
20.08.2017 11:38 Uhr 1
Gute Zusammenfassung. Fair und wirklich von allen Seiten beleuchtet.Danke
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