Sonntagsfragen

Ex-«Glückrad»-Mann Frederic Meisner: „Die Sat.1-Zeiten kann man nicht mehr toppen“

von   |  2 Kommentare

Frederic Meisner hat mit uns über seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg, über die «Glücksrad»-Neuauflage und über aktuelle Projekte gesprochen.

Zur Person: Frederic Meisner

Frederic Meisner wurde am 25.05.1953 in München geboren. Er besuchte die Schauspielschule bei Annemarie Hanschke von 1972 bis 1974. Außerdem arbeitete er als Model unter anderem für Quelle, den Otto-Versand und das Hirmer Modehaus. Nach Rollen in TV-Reihen wie «Der Kommissar», «Tatort» und «Derrick», folgte die Moderation des Sat.1 Magazins «Aufgeblättert». Von 1988 bis 1998 moderierte er die Spielshow «Glücksrad», das nach dem Ende bei Sat.1 bei kabel eins fortgesetzt wurde. Heute ist Frederic Meisner für den Sky-Sender Goldstar TV tätig und ist Unternehmer.
Wie ist das Projekt «Old Guys on Tour» zustande gekommen? Spezifisch auch die Pilger-Gruppe mit Ihnen selbst und Herr Draeger, Herr Wijnvoord und Herr Schimpf?
Ich muss vorwegschicken, dass Jörg Draeger den Weg schon neunmal zuvor gelaufen ist. Er hatte aber erst einmal wegen einer anderen Sache einen Termin bei Tele 5. Dort kam das Gespräch darauf, dass er demnächst wieder den Jakobsweg gehen wolle und da ist Kai Blasberg, der Programmdirektor und Geschäftsführer von Tele 5, hellhörig geworden. Er hielt es für eine tolle Idee und danach ergab ein Gang den anderen. Er fragte Jörg, ob er die alten Gameshowstars aus den 90ern dafür zusammentrommeln könne, damit diese gemeinsam den Jakobsweg entlang wandern. Und so ist diese Geschichte entstanden. 

In der Kirche Carrión de los Condes, wo Sie fünf Kerzen angezündet haben, ist es richtig emotional geworden. Sind das Momente, die Sie selbst überraschen? Oder haben Sie neben den körperlichen Anstrengungen auch mit emotionalen Anstrengungen gerechnet?
Nein, man rechnet in der Tat nicht damit, dass das einen so sehr emotional mitnimmt. Wir waren schon ein paar Tage davor auf der Suche nach einer Kapelle, in der man Kerzen aufstellen kann. Es hat sich schließlich einfach ergeben, dass wir genau am Todestag meines Vaters gerade an diesem Ort diese wirklich traumhaft schöne Kirche fanden. Schon als wir reingegangen sind, ist uns die immense Ausstrahlung dieses Ortes aufgefallen. Ich habe dort zwei Kerzen für meine Lieben und nochmal drei Kerzen für meinen verstorbenen Bruder, für meine Mutter und für meinen Vater aufgestellt. Ich habe meine Eltern schon relativ früh verloren. Ich glaube, ich hätte auch in jeder anderen Situation und in jeder anderen Kirche ein paar Tränchen vergossen, wenn es gerade dieser Anlass gewesen wäre. Dieser Moment war aber nicht der Müdigkeit von der langen Wanderung gezollt.

In der dritten Episode mussten Sie und Herr Dräger einen besonders heftigen Anstieg bewältigen und ich habe mir ein bisschen Sorgen um Sie beide gemacht.
Aber ich bin keine Mimose, die rum jammert und rum nölt. Ich sage auch nicht einfach, dass ich mich jetzt mit dem Bus fahren lasse, weil ich so große Schmerzen habe. Nein. Jörg Dräger und ich waren letztendlich die einzigen, die das Pensum voll durchgezogen haben. 
Frederic meisner
(Lacht) Ja, da können Sie sich auch bewusst Sorgen machen. Hierbei handelte es sich wahrlich um eine Steigung von 18 Prozent bei einer Temperatur von 30 Grad, wenn nicht noch mehr. Und ich hatte mir am Tag zuvor eine Blutblase gelaufen. Der Arzt, der dabei war, Dr. Michael Caspers vom Klinikum Köln, hat mich Gott sei Dank am Vorabend sehr gut behandelt und mit dem Skalpell die überschüssige Haut vom kleinen Zeh abgetrennt. Er hat mich über Nacht verarztet und den Zeh am nächsten Morgen getaped. Danach ging es einigermaßen, aber trotzdem muss ich sagen, der kleine Zeh hat große Schmerzen verursacht und dieser Schmerz war im Grunde die ganze Zeit existent. Aber ich bin keine Mimose, die rum jammert und rum nölt. Ich sage auch nicht einfach, dass ich mich jetzt mit dem Bus fahren lasse, weil ich so große Schmerzen habe. Nein. Jörg Dräger und ich waren letztendlich die einzigen, die das Pensum voll durchgezogen haben. 

Gab es Momente, an denen Sie trotzdem aufgeben wollten?
Es gab eine Situation, wo der Schmerz noch einmal immens auftrat. Etwa sieben Kilometer vor dem Endpunkt in Leon hatte ich schlagartig solche brutale Schmerzen, dass ich gedacht habe, ich kriege das nicht mehr auf die Reihe. Ich schaffe das nicht mehr. Aber wenn ich mir Dinge in den Kopf setze und davon überzeugt bin, dann ziehe ich das auch durch. Egal was passiert. Die Schmerzen waren zwar da, aber die Glücksmomente und die Endorphine, die freigesetzt werden, gehen in diesem Falle fast über den Schmerz hinweg. So habe ich das jedenfalls empfunden. Letztendlich sagt man sich: Nein, ich ziehe es jetzt durch. Obwohl man mir den Schmerz im Gesicht ansehen konnte. 

Ist das ein Weg, den Sie noch einmal auf sich nehmen würden? Oder vielleicht eine andere Wanderroute?
Es ist eine wirkliche Bereicherung und es hat einen großen Eindruck bei mir hinterlassen. Allein die Landschaft, die man zu sehen bekommt. Und man kann auch ein bisschen Zeit für sich haben, aber wir haben zugegebenermaßen ein bisschen viel gequasselt.  
Frederic meisner
Ich war ja von dem Konzept sofort überzeugt, als ich es auf den Tisch liegen hatte. Aber ich hatte auch ein bisschen Bammel, weil ich zwar sportlich veranlagt bin - ich bin z.B. gerne mit dem Rennrad unterwegs oder nehme auch an anderen sportlichen Aktivitäten teil - aber mit dem Wandern als solches konnte man mich noch nie so richtig begeistern. Allerdings habe ich festgestellt, dass man ungefähr nach dem dritten Tag einen gesunden Ehrgeiz entwickelt. Und man will tatsächlich die Kilometer gehen, die am Tag gefordert werden. Ich habe mittlerweile Geschmack daran gefunden und mich mit Jörg Draeger schon für 2018 verabredet, um die Route noch einmal zu gehen. Vielleicht nicht unbedingt genau dieselbe, die wir letztes Mal gegangen sind, und wahrscheinlich nicht mit einer Kamera, aber wir wollen es auf jeden Fall noch einmal anpacken. Es ist eine wirkliche Bereicherung und es hat einen großen Eindruck bei mir hinterlassen. Allein die Landschaft, die man zu sehen bekommt. Und man kann auch ein bisschen Zeit für sich haben, aber wir haben zugegebenermaßen ein bisschen viel gequasselt.  

Aber Sie sind schon ziemlich strikt durchmarschiert, so wie ich das gesehen habe.
Ja, wir sind schon strikt durchmarschiert. Es hatte am Anfang immer den Anschein, als würden wir vorne weg rennen. Dem war aber nicht so. Wenn man natürlich das Tempo von Harry Wijnvoord aufnimmt, dann würden wir wahrscheinlich heute noch laufen. (schmunzelt). Wenn man geht oder wandert, dann muss man mindestens ein Tempo von 3 1/2 bis 4 km/h haben. Und das hatten Jörg und ich so in etwa drauf. Wir sind also wahrlich nicht gerannt. Wir waren flott unterwegs, sagen wir es mal so.   

Vermissen Sie etwas, also Erfahrungen und Erlebnisse, die Sie gemacht haben, die es letztendlich nicht in die fertige Sendung geschafft haben?
Wir hatten natürlich immens viel Material. Wir waren sieben bis neun Stunden unterwegs. Da wurde natürlich einiges gedreht. Ein großes Kompliment geht an das Team, das uns tagtäglich mit den Kameras begleitet hat. Die hatten kleine Osmo-Kameras dabei und die waren stramm unterwegs. Ich habe großen Respekt vor dem, was dieses Team in den dreieinhalb Wochen geleistet hat. Da waren aber teilweise wahnsinnig viele, teilweise auch witzige Themen mit dabei. Aber dann wären wahrscheinlich noch ein paar Folgen mehr daraus geworden. Es war für mich eh erstaunlich, dass der Zuschauer 12 Folgen wahrgenommen hat. Es wäre auf jeden Fall noch reichlich Material da, um weitere Folgen zeigen zu können.   

Auf der nächsten Seite spricht Frederic Meisner über seine Erfahrungen beim Glücksrad und seine aktuellen Projekte als Moderator und Unternehmer.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
16.10.2016 11:15 Uhr 1
Sehr gutes Interview.
Traber
17.10.2016 00:34 Uhr 2
Und was seine Trabrennpferde betrifft, da hat Herr Meisner nicht geflunkert.

Seine Pferde liefen in den goldenen Zeiten des DTS erfolgreich unter

Stall Equipage hauptsächlich in München Daglfing. U.a. "Cremona",

eine Klasse Jahrgangsstute.
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