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«Die Höhle der Löwen» und ihre geplatzten Deals

von   |  2 Kommentare

Vor dem Start der neuen Staffel fragt sich Quotenmeter.de: Welche Gründe gibt es dafür, dass so viele «Die Höhle der Löwen»-Deals nicht zustande gekommen sind?

Die VOX-Gründershow «Die Höhle der Löwen» gehört zu den am meisten gefeierten neuen non-fiktionalen Formaten der jüngeren deutschen TV-Vergangenheit. Unter anderem erhielt die Sony-Produktion den Deutschen Fernsehpreis sowie eine Nominierung für den Grimme-Preis – darüber hinaus steht sie zum zweiten Mal in Folge für den Quotenmeter.de-Fernsehpreis zur Wahl. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es beim Quotenrenner jedoch zu bemängeln: Obwohl in «Die Höhle der Löwen» gelegentlich erzählt wird, was nach den in der Sendung gezeigten Pitches geschehen ist, so wird äußerst selten über die zahlreichen geplatzten Deals gesprochen.

So fiel einer der ersten «Die Höhle der Löwen»-Deals in sich zusammen, weil Frank Thelen Zweifel an seiner Entscheidung gekommen sind: Die Ortungsgeräte der Firma Locca, in die er investieren wollte, basierten auf einem Quellcode eines Drittanbieters, wie sich in den weiterführenden Verhandlungen nach der Show zeigte. Gegenüber 'Deutsche Startups' erläuterte er: „Wir konnten nicht darauf vertrauen, das Produkt ohne Ärger mit dem Fremdanbieter in den Markt zu bringen.“ Die Feinschmecker-Gewürzmischungen Gourmetfix unterdessen erhielten laut einer Öger-Unternehmenssprecherin die in der Show von Vural Öger versprochenen 250.000 Euro nicht, da die Auftragslage nicht so hoch liegen würde, wie in «Die Höhle der Löwen» angegeben.

Unter den geplatzten Deals befindet sich außerdem der Bio-Kakao kowach, dessen Pitch durch das Wettbieten unter den Löwen zu den spannendsten Showmomenten in der bisherigen Formatgeschichte zählt. Letztlich erhielt Jochen Schweizer den Zuschlag – zumindest vor den Fernsehkameras. In den Nachgesprächen habe man gemerkt, dass man doch nicht auf einen grünen Zweig kommen würde – wohlgemerkt ohne dabei in eine Auseinandersetzung zu geraten. „Beide Seiten haben lediglich übereinstimmend festgestellt, dass es am Ende doch nicht passt und wir den Deal nicht umsetzen können“, so kowach-Mitgründer Daniel Duarte bei 'Gründerfreunde'.

Beidseitiges Zurückrudern war auch bei App MyDog365 angesagt. Wie die Unternehmer in 'Wirtschaftswoche Gründer' festhielten, sei ihnen die Produktion der Hundetrainingsvideos der wichtigste Aspekt am Geschäft, während der Beinahe-Investor Frank Thelen eine technologische Neuaufbereitung der App vorgezogen hätte. Man beließ es letztlich dabei, dass Thelen die Gründer unentgeltlich beraten hat. Solch ein Ersatzdeal wurde auch mit den Gourmet-Kochboxen von Dinnery eingeschlagen, nachdem diese Firma letztlich nicht wie von den Löwen gewünscht aus dem bestehenden Unternehmen des Gründers gelöst werden konnte. Stattdessen wurde Jochen Schweizers Portal zu einem Partnerunternehmen von Dinnery.

Es kann auch umgekehrt laufen

In «Die Höhle der Löwen» kassierte Frey Oehle für ihre Shopping- und Produktverfolgungsplattform spottster noch harsche Kritik, da diese noch nicht ausgereift gewesen sei. Wie 'Deutsche Startups' berichtet, nutzte Oehle das Feedback, um spottster zu verbessern. Hinzu kam ein großer Nutzeransturm nach der «DHDL»-Ausstrahlung, was die Suche nach anderen Investoren erleichterte. Als spottster auf stabilen Beinen stand, ging Oehle erneut auf Jochen Schweitzer zu – und schloss dieses Mal erfolgreich einen Deal mit ihm ab.
Peter Karacsonyi von Kape Skateboard dagegen lehnte das Angebot von Investor Frank Thelen (60.000 Euro für 30 Prozent des Unternehmens) letztlich ab, weil ihm ein besseres Angebot von einer dritten Partei unterkam. Ähnlich lief es bei der Scooter-Vermietung Scoo.me, die laut 'Gründerszene' ein attraktiveres Angebot als das von Lencke Steiner versprochene erhalten habe. Vergleichbares kam bei Jonathan Goutkin und Daniel Dmitriouk vor, die Wein in handlichen PET-Gläsern verkaufen und vor dem angedachten «DHDL»-Deal zurückschreckten, um neue Investoren suchten. Laut 'Gründerszene' hätten sie festgestellt, dass die Löwen ihnen weniger Beratungszeit als erhofft hätten bieten können.

Zur Ehrenrettung der Löwen sei gesagt: Auch außerhalb der Gründershow gehen in der Finanzwelt häufig Deals selbst nach einem vermeintlich geglückten Pitch doch noch den Bach hinunter. Der Grund dafür ist, dass ein Pitch für die nach einer Investition suchenden Unternehmer dazu dient, sich bestmöglich zu verkaufen. Zahlen werden angerissen, primär geht es aber darum, sich menschlich kennen zu lernen sowie die zu unterstützende Idee zu präsentieren. In der anschließenden, so genannten Due Diligence werden von beiden Seiten die Wirtschaftszahlen und Geschäftsbedingungen intensiv geprüft, woraufhin Abmachungen gelegentlich abgeblasen werden.

Die Schlagzahl an schlussendlich misslungenen Deals (bis dato über 20) ist also nicht zwingend eine Schande für «Die Höhle der Löwen». Bedauerlich ist indes, dass der Fernsehzuschauer bislang über diese zumeist im Unklaren gelassen wurde. Ab dem 23. August 2016 zeigt sich immer dienstags bei VOX zur besten Sendezeit aber, ob die dritte Staffel dies korrigieren wird.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Gnutzhasi
22.08.2016 17:05 Uhr 1
Das ist seichte Unterhaltung, aber die vermeintlichen Deals nimmt doch keiner ernst. Öger pleite, Schweitzer promotet auf dem Weg seinen überteuerten Kram usw.
P-Joker
22.08.2016 17:36 Uhr 2
Na ja, unter "seichter Unterhaltung" verstehe ich was anderes!

Und die Deals kann man im gewissen Maß schon Ernst nehmen.

Immerhin ist aus einigen ja tatsächlich etwas gutes geworden.



Öger ging übrigens erst nach der letzten Staffel Pleite, hat damit also gar nichts zu tun.

Und Schweitzer "promotet" in der Sendung überhaupt nichts.
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