Die Zehn

Wirklich wahr: Hier sind sie, die zehn besten «Star Trek»-Folgen aller Zeiten

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Der dreizehnte Kinofilm läuft seit Donnerstag in den Lichtspielhäusern und eine neue Serie steht für 2017 in den Startlöchern. Scheint so, als wäre das 50 Jahre alte Franchise wieder auf dem Weg nach oben. Doch was waren die absoluten Highlights aus über 700 Fernsehepisoden? Hier gibt es die Antwort – und das Warum.

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Platz 5:

In the Pale Moonlight (In fahlem Mondlicht)


Serie: «Star Trek: Deep Space Nine»
Erstausstrahlung: 15. April 1998 (Season 6)
Autor: Peter Allan Fields

Das passiert: Der Krieg gegen das Dominion läuft schlecht für die Föderation. Captain Sisko, zerfressen von Selbstzweifeln und düsteren Zukunftsvisionen, sieht keine andere Möglichkeit, als die Romulaner als weiteren Verbündeten ins Boot zu holen. Dazu muss er jedoch viele Kompromisse eingehen und sein Gewissen auf eine heikle Probe stellen...

Deswegen gehört sie dazu: Die Episode stellt eine ganz zentrale Frage. Wenn wir uns in Krisenzeiten selber über jede Grenzen hinaus korrumpieren, wie viel ist der Sieg unserer vermeintlich guten und richtigen Sache dann am Ende überhaupt noch wert? Heiligt der Zweck immer die Mittel? Und welche Opfer sind am Ende zu groß? Sisko geht zuerst vorsichtig, dann jedoch zunehmend rasant einen Schritt nach dem anderen. Ein wenig ist es wie bei Forrest Gump: Wenn ich schon so weit gekommen bin, kann ich doch auch noch weiter gehen. Und noch weiter. Oder? Doch was bleibt Sisko hier am Ende? Ein taktischer Erfolg, der den Krieg zugunsten der Föderation entscheiden könnte - und das belastete Gewissen eines Mannes, dessen Integrität ihm eigentlich über alles geht. Sisko spricht am Ende der Episode sein Logbuch direkt in die Kamera und versucht sich selber und den Zuschauern einzureden, dass er mit seinen Taten leben kann. Er und wir wissen jedoch, dass der Preis diesmal zu hoch war. Eine sensationell geschriebene und besonders von Avery Brooks alias Captain Sisko brilllant und schmerzhaft authentisch gespielte Episode.

Platz 4:

Blink of an Eye (Es geschah in einem Augenblick)


Serie: «Star Trek: Voyager»
Erstausstrahlung: 19. Januar 2000 (Season 6)
Autor: Michael Taylor

Steckbrief

Björn Sülter ist bei Quotenmeter seit 2015 zuständig für Rezensionen, Interviews & Schwerpunkte. Zudem lieferte er die Kolumne Sülters Sendepause und schrieb für Die Experten und Der Sportcheck.
Der Autor, Journalist, Podcaster, Moderator und Hörbuchsprecher ist Fachmann in Sachen Star Trek und schreibt seit 25 Jahren über das langlebige Franchise. Für sein Buch Es lebe Star Trek gewann er 2019 den Deutschen Phantastik Preis.
Er ist Headwriter & Experte bei SYFY sowie freier Mitarbeiter bei Serienjunkies, der GEEK! und dem FedCon Insider und Chefredakteur des Printmagazins TV-Klassiker und des Corona Magazine.
Seine Homepage erreicht ihr hier, seine Veröffentlichungen als Autor auf seiner Autorenseite.
Das passiert: Eigentlich möchte die Crew der Voyager nur einen ungewöhnlichen Planeten untersuchen, sitzt jedoch einige Zeit in der Atmosphäre fest. Unten auf dem Planeten wundert man sich derweil über das leuchtend helle Objekt am Himmel, das so plötzlich aufgetaucht ist. Da die Zeit auf dem Planeten deutlich schneller abläuft als an Bord der Voyager, wird das Himmelsobjekt über die Jahrhunderte zu religiösem Objekt, Gottheit und Ansporn für technischen Fortschritt...

Deswegen gehört sie dazu: Was bringt Menschen dazu, immer weiter zu forschen, immer neue Wege zu suchen um Krankheiten zu heilen, technische Geräte zu entwickeln und zu verbessern? Was lässt uns niemals stillstehen in unserem Bestreben, mehr zu werden als wir sind? Anhand der Geschichte einer fremden Kultur, die im Zeitraffer erzählt wird, erleben wir den Einfluss eines unerklärlichen Objekts am Himmel (der Voyager, deren Crew gar nicht merkt, was durch ihre pure Anwesenheit auf dem Planenten angerichtet wird), das die Neugier und die Phantasie der Bewohner befeuert und über die Jahrunderte einen Fixpunkt in Glaubensfragen wie Lebensplanung einnimmt. Von der zuerst verehrten, dann gefürchteten Gottheit über ein Objekt der Forschung hin zu einer offenbar fremden Lebensform, die es zu ergründen und zu besuchen gilt. Nebenbei verfolgt das Drehbuch Themen wie Schuld (ist das Objekt für die Erdbeben verantwortlich? Ist es eine Strafe?) oder Opferbereitschaft für etwas an das man glaubt (einer der Forscher verliert durch die zeitliche Diskrepanz bei seinem Besuch auf der Voyager alles was er kannte und kehrt trotzdem dankbar in eine ihm fremde, neue Welt zurück). Eine phantasievolle Geschichte, die auch sinnbildlich für uns Menschen steht. Zudem wunderbar erzählt.

Platz 3:

Far Beyond the Stars (Jenseits der Sterne)


Serie: «Star Trek: Deep Space Nine»
Erstausstrahlung: 11. Februar 1998 (Season 6)
Autor: Marc Scott Zicree

Das passiert: Captain Sisko wird von Visionen geplagt. Plötzlich befindet er sich als Science-Fiction-Autor in den 1950er Jahren und muss mit den Problemen eines Farbigen in einem zu dieser Zeit eher ungewöhnlichen Job umgehen. Als er auch noch beginnt, gegen den Willen des Verlegers und seines Redaktionsleiters Geschichten über einen farbigen Captain auf einer entlegenen Raumstation zu schreiben, gerät sein Leben nach und nach aus den Fugen...

Deswegen gehört sie dazu: Atemberaubend: Die vermutlich beste, weil ehrlichste, aufwühlendste und authentischste Episode über den täglichen Rassismus bietet nicht nur sämtliche Schauspieler in gänzlich anderen Rollen (und somit auch ohne das sonst eingesetzte Make-up) sondern auch das stimmige Portrait einer Zeit, die so fern scheint, aber doch noch so nah an den heutigen Realitäten liegt. Avery Brooks spielt sich als Autor Benny Russel in einen wahnhaften Zustand aus leidenschaftlicher Hingabe, kindlichem Trotz und dem festen Willen, etwas in der Welt zu verändern. Dass er am Ende an einer Welt scheitert, die noch nicht bereit ist, schmerzt. Die Hoffnung auf eine Zukunft, die sowohl farbenblind wie auch blind für verschiedene Geschlechter oder die sexuelle Ausrichtung eines Individuums ist, bleibt jedoch. Perfektes «Star Trek».

Platz 2:

The Inner Light (Das zweite Leben)


Serie: «Star Trek: The Next Generation»
Erstausstrahlung: 1. Juni 1992 (Season 5)
Autor: Morgan Gendel

Das passiert: Eine Sonde ergreift besitzt von Captain Picard. Durch ihren Einfluss durchlebt er ein vollkommen anderes Leben auf einem weniger hoch entwickelten Planeten, der aufgrund ungünstiger Umweltbedingungen dem Untergang geweiht ist. Mit diesen Erinnerungen aus Jahrzehnten auf der fremden Welt muss Picard schließlich in sein eigentliches Leben zurückkehren...

Deswegen gehört sie dazu: Schlicht eine der schönsten Episoden aller Zeiten. Der beherrschte, oft unnahbar und steif wirkende Picard erhält durch den Einfluss einer Sonde die Chance, noch einmal ein gänzlich anderer Mensch zu sein. Glücklich verheiratet, ohne Technik und Luxus, künstlerisch und musisch tätig, zwar angesehen aber nicht im Mittelpunkt des Interesses der Gesellschaft und letztlich sogar als engagierter und begeisterter Vater und Großvater. Picard wird für das untergegangene Volk somit nachträglich zum Botschafter. Er soll anderen von ihnen und ihrer Lebensweise berichten und dafür sorgen, dass diese lange vergangene Kultur nicht vergessen wird. Picard lernt: Es zählt der Moment, das was wir haben. Nicht das, was war oder sein könnte. So sagt er in einer der schönsten Szenen zu seiner Tochter Meribor: Seize the time. Live now. Make now always the most precious time. Now will never come again.

Platz 1:

The Visitor (Der Besuch)


Serie: «Star Trek: Deep Space Nine»
Erstausstrahlung: 9. Oktober 1995 (Season 4)
Autor: Michael Taylor

Das passiert: Bei einem Unfall auf der Defiant stirbt Captain Sisko einen sinnlosen Tod. Sein Sohn Jake, der bereits vor Jahren seine Mutter verloren hatte, kommt mit dem Verlust seiner einzigen Bezugsperson nicht klar und wird über die Jahrzehnte ein einsamer und verbitterter Mann, der nicht einmal mehr seinem größten Talent, dem Schreiben, nachgeht. Doch lässt ihn eine immer wieder aufflammende und unerklärliche Verbindung zu seinem toten Vater niemals aufgeben - in der Hoffnung, vielleicht auch nach so vielen Jahrzehnten noch alles ungeschehen zu machen...

Deswegen gehört sie dazu: Ein Tränenschocker. Vielleicht muss man selber Vater sein um die ambivalenten Gefühle zwischen Vater und Sohn verstehen zu können? Vielleicht ist die Episode aber auch schlicht derart packend geschrieben, inszeniert und gespielt, das gar keine andere Reaktion möglich ist, als Mitfiebern, Mitweinen, Mitleiden. Tony Todd brilliert hier als alter Jake Sisko, der gramgebeugt nur einen einzigen Lebensinhalt verfolgt, und dabei nicht nur sein eigenes Leben vergisst und verschleudert, sondern auch das seiner Familie ruiniert. Die Machart, die Story aus der Sicht einer jungen Autorin zu erzählen, die den alten Jake besucht und langsam hinter sein Geheimnis und seine Geschichte kommt, schließt auch auf der Meta-Ebene den Kreis aus Schicksal, Bestimmung, Trauerbewältigung und Lebensreflektion. Man mag sicher innerhalb der verschiedenen Serien einige Episoden finden, die inhaltlich tiefschürfender waren, aber mit Sicherheit keine, die so sehr berührt und so nah an den Emotionen seiner Charaktere dran ist. Wunderbar!

Nun seid ihr dran: Welche Episoden habe ich vergessen? Welche gehören unbedingt in eine Top10? Welche von meinen vielleicht aber auch gar nicht? Benutzt gerne die Kommentarfunktion!

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