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James Corden und die «Late Late Show» - Der energiegeladene Hofnarr

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Mit seinem neuen, jungen und via App ausgestrahlten Programm holt sich RTL II You die «Late Late Show» ins Programm. Wir haben einen Blick auf James Corden und sein mittlerweile zwei Jahre altes Late Night Programm geworfen.

James Corden - Preisgekröntes Multitalent

James Corden, ist einer der wenigen Talente, auf den das abgenutzte Wort "Multitalent" tatsächlich zutrifft. Er produzierte, spielte und schrieb mit an der BBC-Comedyshow «Gavin & Stacy» und gewann dafür einen BAFTA Television Award für das beste komödiantische Schauspiel und den Preis der Writers' Guild of Great Britain. Corden ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.
Eine der weniger drängenden Fragen war vor zwei Jahren, wer die kleine Lücke füllen soll, die der schottisch-stämmige Late Night-Talker Craig Ferguson mit seinem Abgang hinterlassen hat. Der späte Sendeplatz bei CBS nach der «Late Show with Stephen Colbert» ist vielleicht nicht gerade die reizvollste oder populärste Sendezeit, trotzdem wurden viele bekannte Namen im amerikanischen Comedy-Geschäft dafür gehandelt - Chelsea Handler, die momentan ihre eigene Late Night Show auf Netflix unterhält war einer dieser Namen, «Community»-Hauptdarsteller Joel McHale ein weiterer.

Eine leichte Aufgabe hatte der zukünftige Moderator der kleinen Show jedoch nicht, denn Ferguson schuf sich eine kleine, vertraute und sympathische Nische. Er spielte nicht nach den typischen Late Night-Regeln und versuchte die Grenzen des Formates so weit wie möglich auszureizen. Zum Beispiel setzte er ein elektronisch betriebenes Roboter-Skelett als permanenten Gesprächspartner (im amerikanischen Sprachraum „Sidekick“ genannt) ein, der zunächst nur alberne und generische Antworten beherrschte, später jedoch einen Sprecher erhielt und wesentlich lebhafter wurde. Zwei (angebliche) Praktikanten im Pferdekostüm, viel Gefluche, das natürlich zensiert wurde, ein Moderator, der seine vorgefertigten Fragen zeremoniell vor jedem Interview zerriss, eine Art Puppentheater und ein Produzent, der auf spielerische Art und Weise auf den Arm genommen wurde, verliehen Fergusons «Late Late Show» eine markante Note, die er auch mit spärlichen Produktionsmitteln aufrecht erhielt. Kein leichtes Erbe für die- oder denjenigen, die oder der es antreten sollte.

Erfolgreicher Schauspieler, Sänger und Entertainer


Dieser jemand sollte schließlich der korpulente Brite James Corden sein. Der 1978 geborene Schauspieler und Entertainer ist der Sohn eines Musikers und einer Sozialarbeiterin, hatte als 18-Jähriger seinen ersten Auftritt in einem Musical. Was folgte war eine überraschend lange und illustre Schauspielkarriere. Wer hin und wieder in den vergangenen 20 Jahren einen Blick ins britische Fernsehen geworfen hat, muss schon dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit zufolge über den stabilen, komödiantischen Darsteller gestolpert sein. Dabei waren langlebige und kürzer lebende Serien - auch wenn britische Serien nach amerikanischen und internationalen Maßstab immer etwas kürzer ausfallen - wie die dramatischen Komödien «Teachers» oder «Fat Friends» und Gastauftritte in der Science-Fiction-Serie «Doctor Who».

Auch tat er sich in kleineren Rollen prominenterer Filme hervor, wie in der James McAvoy und Benedict Cumberbatch Komödie «Starter for 10», dem Drama «History Boys», und unter anderem auch vor kurzem dem starbesetzten Musical «Into the Woods» an der Seite von Emily Blunt, Anna Kendrick, Meryl Streep und Chris Pine. Der Schritt zu einer Late Night Show wirkt ungewöhnlich für jemanden, der eine so vielversprechende und erfolgreiche Schauspielkarriere pflegt. Dennoch scheint dieses Intermezzo mit der Late Night - Welt seinen Erfolg, nicht seinen Enthusiasmus oder seine Energie in irgendeiner Form auszubremsen. Ganz im Gegenteil.

Sein Début am 8. September 2014 wurde mit viel Lob von Publikum und Kritikern aufgenommen und war mit Stars und Sternchen gespickt: In einer Parodie auf das Kinderbuch bzw. die Verfilmung von «Charlie und die Schokoladenfabrik» schickt die CBS-Führungsspitze Schokoladentafeln in die Welt. Eine dieser Tafeln enthält ein goldenes Ticket, das einzig und allein vom auserwählten, neuen Moderator der neuen «Late Late Show» gefunden werden kann. Simon Cowell, Chris Rock, Lena Dunham, Eddie Redmayne und Joel McHale gehören unter anderem zu den prominenten Spaßmachern, die spielerisch hunderte von Schokoladenverpackungen aufreißen und wütend oder heulend zusammenbrechen, als sie kein goldenes Ticket darin finden. Natürlich ist James Corden letztendlich der Auserwählte, der zuvor allerdings noch trainiert werden muss, und zwar von niemand geringerem als Talkshowlegende Jay Leno. Weiterhin ist Arnold Schwarzenegger im Trainingscamp für Fitness zuständig; Schauspielerin Alison Janney erzählt eine nicht sehr amüsante Anekdote und Corden muss lernen, ein unehrliches Lachen richtig vorzutäuschen; Shia LaBeouf gibt eine „Künstler“-Anekdote zum Besten und Corden darf dabei nicht einschlafen und muss Interesse heucheln; zu guter letzt schaut auch Oscarpreisträgerin Meryl Streep im Marien-Kostüm vorbei, um einem verzweifelten Corden noch einmal Mut zuzusprechen.

Breitflächiger Humor, der niemanden wehtut, aber viel Spaß macht


Es ist nicht schwer zu erkennen, was Corden so beliebt macht. Er ist ein energiegeladener Jedermann, der niemanden wehtut und ebenso Jedermann und Jederfrau mit einem breitflächigen Humor bedienen kann. Das ist noch nicht einmal negativ gemeint, denn es ist schwer bei vielen seiner Späße, sich ein Grinsen zu verkneifen. Die Stars, die er zu Gast hat, wissen diesen guten Willen offensichtlich zu schätzen: So spielt Tom Hanks mit Corden, dem Teddybär auf Duracelbatterien, 10 seiner beliebtesten Filmszenen nach. Matt Damon ließ sich ebenfalls dazu hinreißen. «Big Bang Theory»-Star Johnny Galecki und Christoph Waltz diskutierten mit Corden und seinem Bandleader Reggie Watts im hauseigenem Buchclub mit todernster Intellektualität die literarische Qualitäten der Amber Rose Autobiographie «How to be a bitch». Und vor kurzem durften Gwen Stefanie, George Clooney und Julia Roberts mit Corden in einem Mini-Van durch Los Angeles cruisen und bei beliebten Songs wie ‚Shit (Bananas)‘ oder ‚We are the Champions‘ mit schmettern. Diesem geballtem Charme kann sich kaum jemand entziehen. Und warum sollte man auch?

Für Abwechslung und Absurditäten sorgt auch Bandleader Reggie Watts, der für seine abstrakte und exzentrische komödiantische Musik bekannt ist und zuvor die Ein-Mann Band in der Alternativ-Comedy-Show «Comedy Bang Bang» darstellte. Im Gegensatz zu anderen Bandmitgliedern von Late Night Shows hat Watts einen Hintergrund in der Improvisations-Comedy, wird auch gern mal als Darsteller genutzt und in der «Late Late Show» nicht zu einem bloßem Stichwortgeber degradiert. Er darf seine Stärken voll ausspielen, Cordens Gästen (egal welchen ernsten Hintergrund sie mitbringen) absurdeste Fragen stellen, oder in einem Gartensegment simpelste Gartenarbeit verrichten und den verdutzten Corden erklären, dass man jetzt nur noch drei Wochen warten müsse, bis die ersten Pflanzen sprießen werden - das Segment endet mit einem verwirrten Corden, einem aufgeregten Reggie Watts und etwa fünfminütiger Stille.

Individualität bei Interviews, statt PR-Konformität


In seinem Interview-Stil unterscheidet sich Corden von den meisten seiner amerikanischen Kollegen. Anstatt sich hinter einem großen Schreibtisch zu verstecken und einem Gast nach dem anderen zu empfangen, holt er wie sein britischer Kollege Graham Norton alle seine Gäste gleichzeitig aufs Interview-Sofa, woraus sich immer unterschiedliche Paarungen ergeben, die jeweils andere Projekte (meistens Filme oder Serien) präsentieren. Schon allein dadurch ergibt sich immer eine interessante und unterhaltsame Dynamik: Der Moderator verlässt sich als Folge nicht nur auf vorgefertigte Fragen, die der entsprechende Gast mit von seiner PR-Abteilung abgesegneten Antworten und Anekdoten beantworten darf, sondern es entsteht viel Raum für Spontanität, Improvisation und gute Laune.

James Corden bietet nicht unbedingt den anspruchsvollsten Nischen-Humor, kann aber gerade deswegen, wie schon Jimmy Fallon vor ihm, für ein internationales und bei RTL II You für ein deutsches, junges Publikum reizvoll sein. Beim neuen Jugendsender läuft sein Format werktags gegen 23 Uhr. Sicher, der ein oder andere Donald Trump-Witz schleicht sich auch in seine Monologe, allerdings ist die Clownerie und Dummheit, die sich in diesen politischen Sphären abspielt, universell nachvollziehbar. Ansonsten ist Corden ein Spaßmacher, der weniger mit Zynismus, dafür aber mit positiver Energie und einer hellen, eindringlichen Stimme besticht. Der Sendeplatz, den er besetzt mag ein kleiner und unscheinbarer sein, dennoch nutzt er diese Tatsache wie schon sein Vorgänger Craig Ferguson, um abseits des alteingesessenen Late Night-Formats mit seinen Regeln und Einschränkungen, seine eigene Nische zu finden. Die Welt scheint es ihm zu danken, viele seiner Sketche und Videos, die seit Beginn seiner Sendezeit auf YouTube veröffentlicht wurden, sind dank prominenter Mitwirkung virale Hits. Damit sollte er auch in Deutschland und vor allem bei einem jungen Publikum gut aufgehoben sein.

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