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Wie kam es zum goldenen Zeitalter der Fernsehserien?

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Teil I: Neidisch blickt Deutschland mitunter nach Amerika. Warum sich die dortige Serie auch erst entwickeln musste – und das über Jahre hinweg – beleuchtet Quotenmeter.de in einer Reise durch die vergangenen Jahrzehnte. Man kann die Entwicklungen quasi in zwei Phasen aufteilen…

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Der immense Erfolg von «Star Trek - The Next Generation», welches Quoten in der Größenordnung von Network-Serien erreichte, sowie den nachfolgenden SF- und Fantasyserien («Xena», «Hercules», «Babylon 5», «Star Trek - Deep Space Nine») ist keineswegs erstaunlich. Durch diesen Erfolg waren die Networks gezwungen, nachzuziehen: mit NBCs «SeaQuest DSV» und vor allem Fox’ «The X-Files». FOX orientierte sich, nach seiner Gründung 1985, am jungen Publikum und wollte die Bedürfnisse der männlichen Zuschauergruppe von 18 bis 34 befriedigen.

Die etablierten Networks mussten mit ansehen, wie die FinSyn-Rules für das neue FOX-Network ausgesetzt wurden. FOX durfte (über das Schwesterstudio 20th Century Fox) selbst Programme herstellen und weiterverkaufen - mit den damit einhergehenden ökonomischen Vorteilen. Ziel dieser Ausnahmeregelung war es, FOX möglichst schnell in die Position eines gleichwertigen Mitbewerbers zu bringen.

Im Jahre 1985 kaufte Murdochs News Corp. 20th Century Fox vom Ölmilliardär Marvin Davis. Im selben Jahr machte Murdoch einen Deal mit dem Konzern Metromedia und sicherte sich sechs unabhängige Stationen an wichtigen Punkten im Land: Washington DC, New York, Chicago, Los Angeles, Houston und Dallas. So kam es zur Gründung von Fox Television Inc. Dazu wäre es aber nicht gekommen ohne die Hilfe der Regierung und des FCC unter Reagan.

Denn FCC lizenzierte in den 80ern so viele unabhängige Stationen (in den ersten 6 Jahren von Reagans Präsidentschaft erhöhte sich ihre Anzahl um 150%), dass Murdoch aus dieser Entwicklung Kapital schlagen konnte, um ein viertes Network zu gründen. FOX nutzte die Chance und etablierte sich schnell mit innovativen, energiegeladenen neuen Formaten, wie «21 Jump Street» (mit Johnny Depp), «Beverly Hills 90210» und «The Simpsons». Damit wurden vor allem junge Männer und Teenager vor die Bildschirmen gelockt. Durch diese Wendung an ein bestimmtes Publikum (wie ABC in den 50ern) machte FOX nicht nur unter den Networks den Weg frei für dynamische, visuell innovative, kinoähnliche Serien, sondern schuf durch das Nischenmarketing einen ganz neuen Anreiz für Investoren und Werbekunden.

Die Entfaltung und Entwicklung dieser Mechanismen des kommerziellen Fernsehmarktes, in Gang gebracht durch die gesetzlichen Bestimmungen, beendeten das Oligopol der drei Networks - ABC hatte in den 70er Jahren bezüglich der Quotenergebnisse zu seinen Konkurrenten aufschließen können – und schafften eine Marktsituation, in der eine Vielzahl von Fernsehbetreibern in einer ausgeprägten Konkurrenz zueinander stehen. Begünstigt wurde der Aufbau eigenständiger Kabelsender (abgesehen von den niedrigeren Kosten, die durch die Direkteinspeisung der Programme in die einzelnen Kabelnetze vom Satelliten aus anfielen) vor allem dadurch, dass das Geschäftsmodell des Kabelfernsehens in den USA von Beginn an ein anderes war als zum Beispiel in Deutschland. Müssen bei uns die Sender dafür bezahlen, dass sie überhaupt ins Kabel kommen, sind es in den USA die Netzbetreiber, die dafür Geld geben, dass sie die Sender überhaupt in ihr jeweiliges Netz mit aufnehmen dürfen. Die Netzbetreiber bekommen ihr Geld natürlich von den Endkunden, aber dieses indirekte Pay-TV-System sorgt dafür, dass das Überleben der Kabelsender (also auch Nicht-Pay-TV-Kanäle wie MTV, TNT, Spike usw.) nicht zu 100 Prozent von Werbeeinnahmen abhängt.

Dies wirkt sich positiv auf ihre Bereitschaft zum Experiment aus – darauf, mit innovativen Konzepten auch kleinere Nischenpublika anzusprechen, was seit der Gründung von ABC über lange Zeit „out“ gewesen war. Hinzu kommt die Tatsache, dass für das Kabelfernsehen die Anstandsregeln der FCC nicht gelten. Obszönität ist natürlich verboten, aber trotzdem verfügen Kabelsender im Vergleich zu den Networks über eindeutig größere Freiheiten in Sprache und Darstellung.

Die Networks versuchten, eine Antwort auf die Konkurrenz zu finden, aber es wollte sich gegen Ende der 80er Jahre keine klare Linie abzeichnen. Mal setzte man auf Reality-Formate wie «America’s Funniest Home Videos» und «Unsolved Mysterys», mal auf Single-Sitcoms («Seinfeld», «Friends» und «Ellen») oder aber auf „News magazines“ («Dateline NBC», «48 Hours», «Street Storys» und «Eye to Eye with Connie Chung»), in welchen sexuelle Delikte und Massenmorde als publikumswirksame Ereignisse zelebriert wurden.

Wie das US-Serien-Fernsehen von Phase eins zur zweiten Phase überging. lesen Sie auf der kommenden Seite.


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