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Ob kurz, ob lang: Eine gute Show ist immer geboten

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Quotenmeter-Fernsehpreis: Wir blicken auf die Lage Show-Deutschlands und stellen die Nominierten in den Show-Kategorien unseres Branchen-Awards vor.

Die Gewinnerformate beim Quotenmeter-Fernsehpreis in den Show-Kategorien

  • 2014: «Circus Halligalli» // «Schlag den Raab»
  • 2013: «neoParadise» // «Schlag den Raab»
  • 2012: «neoParadise» // «Schlag den Raab»
Beste Show mit maximal 60 Minuten Laufzeit // Beste Show mit mehr als 60 Minuten Laufzeit
Das Showgenre im deutschen Fernsehen nähert sich mit gewaltigen Schritten einem Wendepunkt. Die Trends, die zu Beginn des Jahrzehnts dominierten und teils noch aus der vergangenen Dekade stammen, plätschern sich allmählich aus. Und mit Stefan Raab verabschiedet sich Ende dieses Jahres einer der führenden Innovationstreiber und Qualitätsgaranten des hiesigen Showgeschäfts in den Ruhestand. Somit stellen die Nominierungen zum Quotenmeter-Fernsehpreis 2015 in den beiden Show-Kategorien einen Schnappschuss dar, der so wohl nicht mehr lange wiederholt werden kann.

Blicken wir auf unsere ausgewählten Formate in der Sparte Beste Show mit einer Laufzeit von über einer Stunde, so findet sich mit «Schlag den Raab» eine Sendung, die 2016 nicht weiter existieren wird. Ein sehr großer Verlust, denn selbst nach neun Jahren zieht die epochale Samstagabendshow ungebrochen in ihren Bann, mit immer neuen Mixturen aus Wissens-, Sport- und Geschicklichkeitsspielen. Sowie mit dem unvergleichlichen Ehrgeiz von Kampfsau Stefan Raab. Von Ehrgeiz geprägt ist auch ein weiteres ProSieben-Format: Die Wettbewerbssendung «Joko und Klaas – Das Duell um die Welt», welches jedoch tonal nicht weiter von «Schlag den Raab» entfernt sein könnte. Die großen Standpfeiler der Florida-TV-Produktion: Die Hassliebe zwischen ihren Namenspaten sowie die hochwertig produzierten Einspielfilme, in denen Joko und Klaas durchgeknallte Abenteuer in aller Welt erleben – stets witzig, oftmals schockierend, überraschend häufig auch hochspannend und nervenaufreibend.

Eng mit dieser Show verwandt, und dennoch einzigartig: Die von Joko und Klaas moderierte Mutprobensendung «Mein bester Feind», in der ausschließlich Normalsterbliche im Mittelpunkt stehen. Dass unter unseren fünf Nominierten nur eine Langshow ohne aktiv ins Geschehen eingreifende Promis auskommt, spricht Bände über die Showlage Deutschlands. Spielshows über Normalos mag es zwar geben, qualitativ reichen sie aktuell aber nur selten an ihre promizentrischen Konkurrenten heran. «Mein bester Feind» macht vor, wie es geht: Unvergleichliches On-Air-Design, ein eingespieltes Moderatorenteam, welches extrem gehässig und dennoch auch sehr mitfühlend sein kann, und einfallsreiche Aufgaben innerhalb und außerhalb des Studios. Unser einziges nominiertes Format, das auf einem Kanal der RTL-Familie zu sehen ist, wäre dagegen ohne Promis undenkbar. Deutsche Künstler singen sich in «Sing meinen Song» bei VOX die Songs des jeweils anderen vor – und daraus entsteht eine wunderschöne, berührende Sendung, bei der die Kraft der Musik im Zentrum steht.

Obwohl es derzeit vor allem die RTL-Senderfamilie ist, die sich wie wild auf das Rankingshow-Genre stürzt, ist die einzige in Augen der Quotenmeter-Fernsehpreisjury herausragende Sendung dieses Genres beim Disney Channel beheimatet. «Disney Magic Moments» beweist, welch Potential im Genre steckt: Statt dümmlicher Promi-Anekdoten und plattgetretener Trivia-Informationen präsentiert das Disney-Countdownformat mit Steven Gätjen 15 hoch informative, passionierte und dennoch amüsante Einspieler zu einem Disney-Thema. So viel Herzblut und Köpfchen zeigt sonst keine Popkultur-Rankingshow.

Auch der Subkosmos der kürzeren Shows befindet sich im Wandel. Ein Format in der Sparte beste Show mit einer Laufzeit von maximal einer Stunde wird in wenigen Monaten enden. «TV total», die Show, die Stefan Raab in jüngster Vergangenheit wieder mit solchem Eifer moderierte, dass sie so frisch wirkte wie lang nicht mehr. Die Gästeauswahl wurde bunter und reizvoller, Raab spontaner – umso bedauerlicher, dass es bald vorbei sein wird. Ein weiteres ProSieben-Format erfindet sich ebenfalls immer wieder neu: «Circus Halligalli» setzt zwar ungebrochen auf Rubriken, in denen sich Joko und Klaas bekriegen können. Doch mit immer neuen abgedrehten Studioaktionen, die den Alltag bei Interviews mit den Gästen aufbrechen, sowie mit solchen Specials wie der großen Umberto-Preisgala legt sich die Show stets ins Zeug, um ihrem Motto „Willkommen in der Manege des Wahnsinns“ gerecht zu werden.

Jan Böhmermann hat sich bei ZDFneo ebenfalls neu erfunden. Doch während sich «Circus Halligalli» behutsam erneuert, verpasste Böhmermann seiner Show den neuen Titel «Neo Magazin Royale», einen neuen Vorspann, ein neues Studio und eine Studioband. Seit dem Relaunch wich der Nischencharme dem größeren, lauteren Versprechen, innovative, unberechenbare Unterhaltung zu liefern. Vom doppelbödigen #varoufake bis hin zur unregelmäßigen Rubrik „Eier aus Stahl“, die etwa mit der YouTuber-Szene abrechnete – Mediendemaskierung der schmissigen Art. «Die Wiwaldi Show» blieb sich indes treu. Der Ableger vom bald endenden Promi-Talkspaß «Zimmer frei» bietet einen erfrischenden Mix aus Running gags, kecken Spielen, ungewöhnlichem Promitalk und Puppensketchen – gutes Fernsehen zum Liebhaben.

Der einzige Neustart in unserer Auswahl kommt wesentlich lauter daher: Nach jahrelanger Ankündigung ist «Der Klügere kippt nach» bei Tele5 genau das, was Showerfinder Hugo Egon Balder beabsichtigte: Talk einmal anders. Die richtige Mischung aus Anarchie, Witz und einer etwas anderen Gesprächskultur ließ dieses Experiment zu einer Show ohne Netz und doppelten Boden werden. Talkgäste feinden sich an, schließen wieder Freundschaft, Gespräche nehmen unerwartete Wenden und Hella brüllt sie alle nieder.

Welche dieser Formate in einem Jahr erneut um den Quotenmeter-Fernsehpreis kämpfen werden, steht in den Sternen. Und die Branche hat es in der Hand, Lektionen aus der diesjährigen Auswahl zu ziehen. Die Quotenmeter-Leserinnen und -Leser haben derweil etwas anderes in der Hand. Sie können entscheiden, welche Formate den Award in der jeweiligen Kategorie gewinnen. Zur Abstimmung geht es hier lang!

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