Sonntagsfragen

'«Dina Foxx» ist deutlich komplexer als viele andere Projekte'

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Quotenmeter.de spricht mit Kristian Costa-Zahn von UFA LAB und Leif Alexis von UFA FICTION über das interaktive TV- und Web-Event «Dina Foxx 2».

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Das heißt, sollte es «Dina Foxx 3» geben, wird es voraussichtlich erneut zu einer Wartezeit von drei Jahren kommen?
Costa-Zahn: Wir fragen uns ja auch, ob es möglich ist, die Schlagzahl zu erhöhen. Aber es ist schon eine immense Herausforderung, zumal wir an uns selbst den Anspruch stellen, möglichst innovativ zu sein. Und gerade bei «Dina Foxx» müssen wir zudem im Auge behalten: Wie ist die Medienlandschaft jetzt und wie ist sie voraussichtlich in zwei Jahren? Was ändert sich beim Userverhalten, was bedeutet es auf der technischen Seite? Und dann geht es stets nicht allein um die produktionelle Frage, wie wir etwa neue Technologien einsetzen können, sondern vor allem um den Inhalt, der transmedial funktionieren muss und aus dem sich die produktionellen Entscheidungen ableiten sollten. Sicher wäre es spannend, die Schlagzahl zu erhöhen, um eine reguläre Reihe zu starten, nur ist es leider leichter gesagt als getan.

Alexis: Im Laufe der beiden «Dina Foxx»-Teile haben wir aber bereits viel gelernt und in Sachen inhaltlicher wie produktionstechnischer Natur jede Menge Knowhow gesammelt. Über die Jahre haben wir spezielle Developmentprozesse und eine verzahnte Produktion für alle Plattformen entwickelt. Und wir werden nach «Dina Foxx 2» wieder eine Auswertung machen, wie wir Prozesse auch beim nächsten Mal optimieren können. Die höchste Priorität hat jedoch die inhaltliche Qualität, und weil es bei «Dina Foxx» als transmediales Unterfangen da mehr zu beachten gibt, wird es immer mehr Zeit in Anspruch nehmen als andere Produktionen.

Gab es nach der Auswertung von «Dina Foxx 1» eine Erkenntnis, die Sie gar nicht erwartet hatten?
Costa-Zahn: Über den Onlinepart kann ich sagen, dass wir gedacht hätten, dass jeder für sich spielt und die User sich nur hin und wieder im Forum austauschen. Stattdessen haben die Leute von Sekunde eins als Spielergemeinschaft agiert, obwohl jeder sein eigenes Spieler-Interface hatte. Sie haben sich gegenseitig Tipps gegeben und als Schwarm gehandelt, was dazu führte, dass die User viel schneller die Aufgaben gelöst haben als erwartet. Wir haben dann, um eine reichhaltige Erfahrung zu bieten, noch neue Storylines geschrieben und Rätsel entwickelt.

Alexis: Was ich noch sehr spannend fand, war dass sehr viele User die Möglichkeit wahrgenommen haben, den Kommentaren der anderen User – über 14.000 – zu folgen und somit auf andere Weise die Ermittlungsarbeit passiv zu erleben. Das kam deutlich besser an als wir erwartet hatten.

Beim ersten «Dina Foxx»-Teil waren Inhalt und Form nah beieinander: Es war ein crossmedialer Krimi über die Gefahren und Möglichkeiten des Internets. Woher rührte die Idee, bei Teil zwei die Lebensmittelindustrie zum Aufhänger zu machen?
Alexis: Wir haben wie bei «Dina Foxx 2», genau wie bei «Dina Foxx 1», nach einem Thema gesucht, dass uns alle alltäglich betrifft. Das war uns sehr wichtig, und daher haben wir lange überlegt, welches der potentiellen Themen die spannendste Story ermöglicht. Wir wollten zudem wieder der Zeit einen Schritt voraus sein und abschätzen, welche Themen in Bälde an Brisanz und Relevanz zulegen könnten. Und dabei sind wir auf die Lebensmittelindustrie gestoßen.

Costa-Zahn: Fast alles, was wir uns bei Teil eins an digitalen Perversionen zum Thema Datenmissbrauch ausgedacht haben, ist mit der NSA und Co. in die Realität gekommen. Und auch wenn es den Leuten vielleicht im Moment nicht so bewusst ist, denken wir, dass vieles aus «Dina Foxx 2» ebenfalls noch an öffentlicher Bedeutung gewinnen wird.

Die Geschichten, die eng an einem Thema sind, spielen aber ebenfalls eine zentrale Rolle und sollen die Nutzer auf Fragestellungen bringen, die sie in ihrem Alltag direkt betreffen.
Kristian Costa-Zahn
Es ging also darum, die Gewichtung aus Faktentreue einerseits und spekulierender Unterhaltung andererseits möglichst zu wiederholen?
Costa-Zahn: Wir haben uns früh gefragt: Wenn sich das Format «Dina Foxx» nicht aus der Idee definieren soll, dass ein Fernsehfilm abbricht und online weitergeht, sondern wir bei anderen Teilen andere transmediale Modelle haben, was ist dann der Markenkern? Und für uns kommt dieser aus dem Inhalt: die starke Hauptfigur, das Genre, natürlich der transmediale Aspekt. Die Geschichten, die eng an einem Thema sind, spielen aber ebenfalls eine zentrale Rolle und sollen die Nutzer auf Fragestellungen bringen, die sie in ihrem Alltag direkt betreffen. Und sollte es «Dina Foxx 3» geben, werden wir wahrscheinlich wieder einen anderen transmedialen Ansatz wählen, aber inhaltlich eben diese Markenversprechen zu erfüllen.

Um einen kleinen Blick in die Zukunft zu wagen: Wo sehen Sie das reine Berieselungsfernsehen in zehn Jahren?
Costa-Zahn: Wir denken, dass es weiterhin alle unterschiedlichen Formen des Entertainments geben wird, und somit auch die klassische „Lean back“-Unterhaltung. Es ist ein Bedürfnis der Menschen, sich so unterhalten zu lassen, ganz gleich ob im Fernsehen oder online. Es hat eine lange Tradition, dass „Lean back“ und „Lean forward“ koexistieren, was sich auch darin äußert, dass Menschen genauso gern Geschichten zuhören und Kreuzworträtsel lösen. Die Medienwelt erlaubt zwar, im Bereich des „Lean forwards“ immer immersivere und komplexere Projekte zu erschaffen, aber klassische Unterhaltung wie Filme und Shows sind dadurch nicht in Gefahr. Zu unseren Projekten gehören daher auch lineare Onlineproduktionen, die grundsätzlich trotz ihres Mediums als „Lean back“-Unterhaltung konzipiert sind. Das Spektrum an Unterhaltungsformen erweitert sich einfach.

Eine finale Frage noch: Dass der öffentlich-rechtliche Jugendkanal nun als reines Onlineprojekt an den Start geht, wurde damit begründet, dass die junge Zielgruppe dem klassischen Fernsehen eh kaum Beachtung schenkt. Stimmen Sie dem zu?
Alexis: Ich glaube, dass die jungen Zuschauer tatsächlich kontinuierlich mehr Flexibilität fordern, sowohl zeitlich, als auch hinsichtlich der Frage, wo und über welches Endgerät sie Formate sehen können. Daher werden sich junge Zielgruppen voraussichtlich wirklich immer mehr online bewegen.

Herr Alexis, Herr Costa-Zahn, herzlichen Dank für das informative Gespräch und viel Erfolg mit «Dina Foxx 2» sowie den weiteren Projekten von UFA FICTION und UFA LAB!

Der erste Part von «Dina Foxx 2 – Tödlicher Kontakt» ist im ZDF am 10. November ab 23.55 Uhr zu sehen. Teil zwei folgt in der Nacht vom 17. auf den 18. November um 0.15 Uhr

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