Die Kino-Kritiker

«Transformers 4»

von

Gelingt Michael Bay mit neuer Besetzung eine Generalüberholung der Blechbüchsen-Klopperei oder bleibt alles beim Alten?

Filmfacts «Transformers: Ära des Untergangs»

  • Kinostart: 17. Juli 2014
  • Genre: Action
  • FSK: 12
  • Laufzeit: 167 Min.
  • Regie: Michael Bay
  • Drehbuch: Ehren Kruger
  • Darsteller: Mark Wahlberg, Nicola Peltz, Jack Reynor, Kelsey Grammer, Stanley Tucci, Titus Welliver
  • OT: Transformers: Age of Extinction (USA 2014)
Bereits seit einigen Jahren sieht sich Krawall-Regisseur Michael Bay («Armageddon») mit lautstarker Kritik in Bezug auf seine inszenatorischen Fähigkeiten konfrontiert. Nun dürften allmählich auch immer mehr Zweifel über die bloßen Äußerungen des Filmemachers hinzukommen. Schon nach der ersten Fortsetzung zu seiner stumpfsinnig-spaßigen Leinwandadaption der Transformers-Spielfiguren schien ihn eigenen Aussagen zu Folge die Lust auf ein weiteres Sequel vergangen zu sein. Aber nicht zuletzt der enorme Erfolg der beiden Action-Feuerwerke sorgte dafür, dass Bay wenig später schließlich doch auf dem Regiestuhl von «Transformers 3» Platz nahm, nur um im Anschluss daran erneut mehrfach zu betonen, dass dies sein letzter Ausflug in die Welt der sich bekriegenden Alien-Roboter gewesen wäre.

Die produzierenden Paramount-Studios konnten mit der Finanzierung von Bays zwischendurch eingeschobenem kleineren Wunschprojekt «Pain & Gain» und über einer Milliarde weiterer Gründe, die die Kinokassen zum Klingeln gebracht haben, den Filmemacher allerdings auch diesmal zu einem Umdenken bewegen. Langer Rede kurzer Sinn: Bay hat auch beim vierten «Transformers»-Teil mit dem recht willkürlichen Untertitel «Ära des Untergangs» das Regieruder trotz gegenteiliger Ankündigungen übernommen. Doch die schwindende Motivation des umstrittenen Regisseurs scheint sich nun mehr denn je auf das Endergebnis auszuwirken. «Transformers 4» wirkt endgültig wie eine bloße, lieblos zusammengeschusterte Auftragsarbeit, der nun auch das letzte Quäntchen Herzblut abhanden gekommen ist.

Angesiedelt ist das ganze Spektakel etwa fünf Jahre nach den Geschehnissen von «Transformers 3», an dessen Ende ein Großteil von Chicago in Schutt und Asche gelegt wurde, hielten es die guten Autobots und die bösen Decepticons vom Planeten Cybertron doch unbedingt für nötig, ihren langjährigen Konflikt ein weiteres Mal auf der Erde auszutragen. Da dabei auch zahlreiche unbeteiligte Einwohner der Stadt ihr Leben ließen, sind die Menschen den außerirdischen Besuchern inzwischen alles andere als wohlgesonnen. Die US-Regierung hat die Zusammenarbeit mit den Autobots beendet und den CIA-Agenten Attinger (Kelsey Grammer) damit beauftragt, Jagd auf die verbliebenen Decepticons zu machen. Doch lässt dieser eine vom skrupellosen Savoy (Titus Welliver) angeführte Spezialeinheit nicht nur jene finsteren Killer-Maschinen, sondern jegliche Art von Transformers ausschalten.

Währenddessen gelangt der texanische Erfinder Cade Yeager (Mark Wahlberg) zufällig in den Besitz eines alten, schwer beschädigten Trucks, den er wieder auf Vordermann bringen möchte. Doch als er Hand an das vermeintlich gewöhnliche Fahrzeug legt, stellt sich heraus, dass es sich dabei um niemand Geringeren als den untergetauchten Autobot-Anführer Optimus Prime handelt. Schon bald bekommt auch Attingers Team Wind von dem Fund, woraufhin nicht nur Optimus selbst, sondern auch Cade und seine Tochter Tessa (Nicola Peltz) in Lebensgefahr schweben. Doch mit Unterstützung von Tessas Freund, dem Rennfahrer Shane (Jack Reynor), gelingt ihnen die Flucht. Die Verfolger im Nacken, versuchen sie fortan gemeinsam herauszufinden, was genau hinter der Eliminierung der Transformers steckt und enthüllen dabei bald einen düsteren Plan.

Vieles sollte sich mit dem vierten Teil der «Transformers»-Reihe ändern. Zeitweise war gar von einer Art Reboot die Rede. In der Tat wurde der großspurigen Ankündigung insoweit Genüge getan, als dass die gesamte menschliche Besetzung ausgetauscht wurde und sich auch in den Reihen der Transformers selbst nur recht wenige alte Bekannte finden lassen. Auch der die Handlung prägende Grundkonflikt zwischen Decepticons und Autobots wird diesmal mehr oder weniger umschifft. Doch spielt all dies am Ende keinerlei Rolle, bekommt man trotz solcher ach so „erfrischenden“ Änderungen schließlich genau das auf der Leinwand geboten, was bereits in drei Filmen zuvor zur Genüge präsentiert wurde und somit spätestens am Ende des dritten Teils deutliche Abnutzungserscheinungen aufwies. Versprechen zählen - wie zu Beginn bereits ausgeführt - nun mal nicht zu den großen Stärken Michael Bays. «Transformers: Ära des Untergangs» bietet nur noch mehr vom Gleichen, ohne dass sich Bay und sein Drehbuchautor Ehren Kruger («Scream 3») große Mühe dabei geben, das Ganze mit ein wenig Abwechslung aufzupeppen.

Auf visueller Ebene und insbesondere in Sachen Spezialeffekte ist zwar auch der vierte Leinwandauftritt der wandelbaren Außerirdischen nach wie vor über jeden Zweifel erhaben und auch die 3D-Effekte wissen wie schon bei «Transformers 3» fast durchweg zu gefallen. Doch reicht dies allein irgendwann einfach nicht mehr aus. Die redundante Reizüberflutung ist nicht nur schnell ermüdend und langweilig, sondern bisweilen einfach nur anstrengend, was definitiv auch an der viel zu langen und angesichts der verschwindend dünnen Story absolut nicht nachvollziehbaren Laufzeit von über zweieinhalb (!) Stunden liegt. Selbst der exzessiv beworbene Auftritt der Dinobots entpuppt sich am Ende als äußerst kurzer, unmotivierter und halbherzig dahin geworfener Fan-Service an einem Punkt, an dem das Interesse am Geschehen sowieso schon ein neues Rekordtief erreicht haben dürfte.

Während die Handlung an sich sogar mit ganz vereinzelten, im Ansatz noch potentiell interessanten Elementen aufwarten kann, ist es letztlich jedoch in erster Linie auch die Art der Erzählung, mit der Kruger und Bay selbst die dürftigen Storygerüste der vorherigen drei Teile im negativen Sinn noch einmal deutlich in den Schatten stellen. Sorgfalt bei der Wahrung einer Kohärenz ist hier eindeutig Fehlanzeige. Scheinbar wurden zunächst bestimmte, fest in den Film zu verbauende Versatzstücke beschlossen, die es dann galt, halbwegs nachvollziehbar miteinander zu verknüpfen, wobei Kruger beim Versuch dessen längst nicht nur einmal kläglich scheitert. Von den wiederholten Widersprüchen und Logiklücken ganz zu schweigen.

In all der filmgewordenen Belanglosigkeit können auch die neuen menschlichen Figuren nichts mehr retten. Ganz im Gegenteil. Mal davon abgesehen, dass Mark Wahlberg wohl eher ein glorreiches Comeback als „harter“ Rapper feiern dürfte, als dass man ihm die Rolle des nerdigen und erfolglosen Erfinders abnimmt, könnten die Charaktere kaum uninteressanter sein. Während Shia LaBeouf als Sam Witwicky in «Transformers 1-3» durchaus noch einen gewissen schrulligen Charme versprühte, fällt es schwer, Cade Yeager und Co. überhaupt irgendwelche nennenswerten Charaktereigenschaften zuzusprechen. Er und seine Tochter, die fleißig aus dem „Klischee“-Kapitel des Lehrbuchs der Hollywoodschen „Vater-Tochter-Beziehungen für Dummies“ rezitieren, gesellen sich zu einer Vielzahl stereotyper Abziehbilder von Menschen, die mal pathetische, mal strunzdumme, mal peinliche und mal alle diese drei erstrebenswerten Attribute in sich vereinende Dialoge zum Besten geben. Dass sich das Ganze dabei oftmals selbst viel zu ernst nimmt, ist dann nur noch die Spitze des konfusen Eisbergs.

«Transformers: Ära des Untergangs» macht nun nicht mal mehr einen Hehl daraus, dass er wirklich ausschließlich existiert, um Paramount den nächsten großen Blockbuster-Hit zu verschaffen. Besieht man sich die bisherigen weltweiten Einspielergebnisse des Films (bis dato bereits über 750 Mio. US-Dollar), geht diese Rechnung ein weiteres Mal voll und ganz auf, auch wenn es die erneute Baysche Zerstörungsorgie so wenig verdient wie noch kein anderer Teil der Reihe zuvor. Der Unterhaltungswert bleibt bei dem schlampig konstruierten und die Langeweile zelebrierenden Machwerk weitestgehend auf der Strecke, sodass selbst Zuschauer, die sogar «Transformers 3» noch positive Aspekte abgewinnen konnten (den Autor dieser Zeilen durchaus mit eingeschlossen) auf eine harte Geduldsprobe gestellt werden. Somit beweist der gewählte Untertitel des Films schließlich doch seine Daseinsberechtigung - wenn auch nicht in Bezug auf die Handlung als vielmehr in qualitativer Hinsicht.

«Transformers: Ära des Untergangs» ist seit dem 17. Juli in den deutschen Kinos zu sehen.

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