Kino

Deutschland und der französische Film: Ziemlich beste Freunde?

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Von Louis de Funès bis Omar Sy: Die deutschen Kinogänger hegen eine lange Beziehung zum französischen Kino.

Der deutsche Kinomarkt wird von Produktionen aus englischsprachigen Ländern dominiert, vor allem von US-Filmen – das ist bereits seit Jahrzehnten so und wird sich aller Voraussicht nach nicht so rasch ändern. Die zweitgrößte Stütze der hiesigen Filmlandschaft sind einheimische Produktionen. So wurden 2011 21,4 Prozent aller Eintrittskarten für deutsche Filme gelöst, 2012 immerhin 15,0 Prozent und vergangenes Jahr dank «Fack Ju Göthe!» sogar 28,4 Prozent. Und damit scheint der Horizont des deutschen Durchschnittspublikums fast schon ausgeschöpft. Wann wird denn schon ein Film aus Rumänien, der Schweiz, Spanien oder Japan in den deutschen Lichtspielhäusern zum Kassenschlager?

Zu einem weiteren Land hegen hiesige Kinogänger aber sehr wohl eine beständige Freundschaft: Frankreich. Zwar lassen französische Filme nicht mit so großer Häufigkeit deutsche Kassen klingeln wie es Hollywood-Filme vermögen, trotzdem lässt sich zweifellos von einer deutsch-französischen Kinofreundschaft sprechen. Paradebeispiel für diese cineastische Beziehung, die enger ist als die zwischen Deutschland und seinen restlichen Nachbarländern, ist selbstredend die überaus populäre Komödie «Ziemlich beste Freunde».

Selbst wenn «Ziemlich beste Freunde» mit seinen 9,12 Millionen Zuschauern einen besonderen Ausreißer nach oben darstellt, so ist die Komödie schlicht der (vorläufige?) Höhepunkt einer langen Parade an französischen Werken, die in Deutschland die Kinogänger faszinieren. Ihr einstiger Schirmherr war Louis de Funès, der zwar in ganz Europa Erfolge feierte, außerhalb seiner Heimat jedoch vor allem in der Bundesrepublik – nicht zuletzt auch dank seines Synchronsprechers Gerd Martienzen und der teils kongenialen, teils irrwitzig eigensinnigen Synchronbücher. Der größte Erfolg des Slapstick-Stars: «Louis' unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen» aus dem Jahr 1979 mit 5,60 Millionen Besuchern. Mittlerweile etwas in Vergessenheit geraten ist derweil Jean-Paul Belmondo, der in den 70ern und 80ern ebenfalls zahlreiche Hits landete, etwa «Der Unverbesserliche» (4,20 Millionen Besucher) und «Ein irrer Typ» (3,15 Millionen Interessenten).

Aber auch andere Späße aus Frankreich konnten daraus Nutzen daraus schlagen, dass besagte Vorreiter das Publikum hierzulande für französischen Humor empfänglich machten. Erst die «Asterix»-Zeichentrickfilme, später dann die Realverfilmungen mit Superstar Gérard Depardieu. In den 80ern lockte außerdem der «Drei Männer und ein Baby»-Originalfilm 2,23 Millionen Deutsche in die Kinos, ehe das US-Remake Aufsehen erregte.

Seit der Wiedervereinigung verschob sich die Präferenz des deutschen Publikums, abseits der «Asterix»-Filme, jedoch ein wenig. Statt reiner Filmspäße wurden nun Genremischungen zu größeren Zuschauermagneten: Tragikomödien wie nun einmal «Ziemlich beste Freunde», der Welthit «Die fabelhafte Welt der Amélie» (3,21 Millionen Träumer) oder «Willkommen bei den Sch'tis» (2,34 Millionen verkaufte Tickets) ließen immer wieder das Interesse an Geschichten unserer blau-weiß-roten Nachbarn steigen, so dass in deren Fahrwasser neue Filme der dahinter stehenden Filmkünstler in deutsche Kinos gelangten. So wären Filme wie «Nichts zu verzollen» oder «Ein Mordsteam» gewiss untergegangen, könnten sie nicht damit werben, von den Machern eines großen Hits zu stammen.

Und dann wäre da natürlich noch der Sonderfall Luc Besson, der für eine andere Form des französischen Kinos steht. Mehr als wohl die meisten anderen Filmemacher Kontinentaleuropas weiß er, seinen Produktionen einen amerikanischen Beigeschmack zu verleihen – oder ihnen sogleich auch einen Hollywood-Cast aufzudrücken. Dass «Das fünfte Element» mit Bruce Willis, «Transporter 3» mit Jason Statham oder «96 Hours – Taken 2» mit Liam Neeson gutes Geld einspielten, liegt wohl eher daran, dass Bessons Filme wie US-Ware wirken, und nicht daran, dass deutschen Kinogängern dann und wann der Sinn nach französischer Kost steht.

Vielleicht aber reicht es als Filmland auch einfach, den Fuß in der Tür zu behalten. «Ziemlich beste Freunde» hausierte in der deutschen Presse damit, sich in Frankreich mit «Willkommen bei den Sch'tis» zu messen. Und «Monsieur Claude und seine Töchter» wirbt aktuell damit, in Frankreich den Startrekord von «Ziemlich beste Freunde» in den Schatten gestellt zu haben. Selbst wenn die gesellschaftskritische Komödie über spießige Eltern in Deutschland keine solche Steigerung gelingt: Hellhörig macht diese Umschreibung durchaus. Was wiederum «Monsieur Claude und seine Töchter» (Foto rechts) zum nächsten Orientierungspunkt für deutsche Filmfreunde macht. So lange es Nachschub gibt – was könnte der deutsch-französischen Filmfreundschaft da noch Steine in den Weg legen?

Das Erste zeigt «Ziemlich beste Freunde», den bislang erfolgreichsten französischen Film in deutschen Landen, am Montag, den 7. Juli 2014, um 20.15 Uhr als Free-TV-Premiere.

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