Die Kritiker

«Habe die Ehre»

von

Heimat ist auch im Fernsehen ein Dauerthema in Bayern. Heute Abend sieht man es dort einmal wohltuend anders umgesetzt.

Hinter den Kulissen

  • Moderation: Christine Eixenberger, Wolfgang Krebs (als Edmund Stoiber und Schorsch) und Bernhard "Fleischi" Fleischmann
  • Gast in der Premierenfolge: Ingolf Lück
  • Drehbuch: Stefan Fuchs und David Gromer
  • Regie: David Gromer
Bayern ist anders als andere Bundesländer. Sein System ist bekannt – und es spaltet den gesamten Rest von Deutschland in zwei Fraktionen. Die, die in Bayern etwas liebenswert Rückständiges oder gar ein wirtschaftliches Vorbild erkennen. Und die, die den Freistaat als das bundesdeutsche Pendant zu dem auffassen, was Thomas Bernhard in Österreich gesehen hat.

Wie dem auch sei. Wer nach Bayern zieht, muss schon ein bisschen härter drauf sein. In Süddeutschland herrschen raue Sitten. Nach zwei Maß Bier noch Auto fahren und das Oktoberfest körperlich unversehrt überstehen, kann nicht jeder. Zumindest nicht auf Anhieb. Der Bayern-TÜV soll da zumindest bei prominenten Zugroast'n die Anfangsschwierigkeiten überwinden helfen. Gott sei Dank aber nicht in den beiden hier verlinkten Disziplinen. So wahnsinnig sind die beim Bayerischen Rundfunk nun auch wieder nicht.

Nein, bei «Habe die Ehre» geht es erstaunlich charmant zu, selbstironisch, augenzwinkernd, fast schon lässig, wo in Bayern doch sonst alles immer so laut, plump und bierselig ist. Mit Chrissy Eixenberger hat man eine sehr angenehme Moderatorin gefunden, bei der das Bayerische nie zum penetranten Heimatexzess degeneriert, sondern angenehm beiläufig stattfindet, während Wolfgang Krebs einen überraschend guten Stoiber-Imitator gibt, der den Sprachduktus des markigsten aller bayerischen Landesväter nicht müde überstilisiert, sondern wohltuend unaffektiert – und somit gelungen – nachbaut.

In der ersten Ausgabe will der gebürtige Bielefelder Ingolf Lück endgültig Bayer werden, nachdem er schon in den 80er Jahren für die Produktion von «Formel Eins» in München Station gemacht hat. Bevor er aber nun endgültig in Bayern „reingelassen“ werden kann, hat er noch in einigen Disziplinen zu bestehen: So muss er die von Nachwuchsfußballern vorgetragenen Vereinshymnen ihren bayerischen Erst- und Zweitligavereinen zuordnen (An Seitenhieben gegenüber dem FC Augsburg wird dabei nicht gespart), einen Ausschnitt aus einer Hamburger «Tatort»-Folge mit einem amüsantem Dialog auf bayerisch nachsynchronisiseren oder lustiges Trivia-Wissen von ausgedachten Fakes unterscheiden.

Lück erweist sich dabei als sehr dankbarer Premierengast, der die Spielchen gerne mitspielt und auch nicht an Anekdoten aus seiner Karrierelaufbahn spart. Dass das Format letztlich funktioniert, ist neben dem gern gesehenen On-Screen-Personal auch seiner unaffektierten Aufmachung und seiner Haltung zu verdanken: Das ist einmal kein schunkelnder Home-Sweet-Home-Porno mit Bierzelt und Weißwurst als einzigem Identifikationsmerkmal, sondern eine augenzwinkernde Bayern-Runde, die sich gerne mal lässig-selbstironisch gibt. Schön, dass sowas mal aus Bayern kommt.

Habe die Ehre.

Der Bayerische Rundfunk zeigt die erste Ausgabe von «Habe die Ehre» am Freitag, den 14. März um 22.30 Uhr.

Mehr zum Thema... Formel Eins Habe die Ehre Tatort
Kurz-URL: qmde.de/69520
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