360 Grad

Nos très cheres ennemis

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Am Samstagnachmittag zeigt ZDFinfo ein hervorragendes Dokutainmentformat über die deutsch-französische Geschichte. Ein Einschaltbefehl von Julian Miller.

Die deutsch-französische Geschichte hat die letzten 1000 Jahre über nicht sonderlich viel Erheiterndes zu bieten. Wenn man nicht gerade bei einander einmarschierte, giftete man sich miesepetrig an. Und jetzt soll aus den beiden Erbfeinden der Kern eines herzlich verbundenen Europas entstehen.

Die Aussöhnung der letzten sechzig Jahre hat Erstaunliches erreicht. Das vermittelt auch «Geliebte Feinde», die zehnteilige Doku, die ZDFinfo am 28. Dezember anlässlich des 50. Jahrestages des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages an einem Stück zeigt. Über sieben Stunden Material vermitteln die komplexe Beziehung der beiden europäischen Nachbarstaaten, von Hermann, dem Cherusker und Vercingétorix bis zu Helmut Kohl und Charles de Gaulle.

Die deutsch-französischen Animositäten der Vergangenheit und die wechselseitigen Vorurteile bieten dabei – trotz all der Abgründe – auch eine ideale Plattform, die Ebene der sachlich fundierten historischen Einordnung hin und wieder zu verlassen, und den Gang der Ereignisse sowie die zeitgenössischen Stimmungen komödiantisch zu brechen.

Dafür sind zwei erstklassige Comedians zuständig, die ihre jeweiligen Nationen und die dort vorherrschenden Vorurteile gegenüber der anderen in Form ihrer jeweiligen Nationalfigur persiflieren: Antonia de Rendinger als Marianne und Annette Frier als Germania – die attraktivste und komischste Germania der Geschichte, könnte man anfügen. Das soll nicht abschätzig gegenüber de Rendinger sein; aber Marianne war schon immer attraktiv, Germania dagegen zumeist eher klobig und furchteinflößend.

Wie dem auch sei: Wenn sich Frier als Germania mit einem Stück Kuchen und einer Tasse Tee den Biedermeier schön quatscht und Marianne bei den Napoleonischen Kriegen zunehmend in Erklärungsnot kommt, kann man sich so manchen Schmunzler kaum verkneifen.

Doch angesichts so mancher Episode der deutsch-französischen Geschichte muss einem jedes Lachen vergehen. Spätestens bei Verdun ist Schluss mit lustig. Das wissen auch Germania und Marianne und halten sich mit ihren Schlagabtäuschen zurück, wenn es unangebracht wäre. Die Balance stimmt.

«Geliebte Feinde» ist nicht nur praktizierte Völkerverständigung, sondern dann, wenn es die geschichtlichen Rahmenbedingungen zulassen, auch herrlich komisch. Europa kann kommen. Trotz seiner Vergangenheit.

Oh, les beaux jours!

ZDFinfo zeigt «Geliebte Feinde» am Samstag, den 28. Dezember ab 14.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/68128
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