Uwe Walter

Make content, not war

von

TV-Berater Uwe Walter gibt in mehreren Teilen Tipps, wie gutes Fernsehen aussehen sollte.

Es ist Krieg. So empfinden es zumindest viele Vertreter der alten Medien, die um Auflage, Quote und ihren Arbeitsplatz kämpfen. Wer einen Zwei-Jahres-Vertrag ergattern kann, fühlt sich schon in Festanstellung. Konditionen, die früher höchstens für Einsteiger akzeptabel waren. Was hat sich wirklich verändert, wo der Mensch als Sender und Empfänger doch gleich geblieben ist?

Es sind mehr Werkzeuge und Verbindungswege hinzugekommen. Damit hat die Menschheit das Geschenk von mehr Ausdrucksmöglichkeiten bekommen – auf die viele nicht reagieren. Leider vor allem die Marktführer, die Fernsehsender, die Verlage: die „Alteingesessenen“, wie man sie so schön nennt. Die führen die alten Rituale weiter und ändern nur die Laufzeit ihrer Mitarbeiterverträge, „damit man im Falle einer Krise“... – ein Satz, der zunehmend unvollendet bleibt.

Dabei wäre alles so einfach, denn Storytelling ist plattformübergreifend. Jeder kann guten Content herstellen und damit Leser und Zuschauer gewinnen – egal ob auf dem Fernsehschirm oder bei YouTube, Online oder im Print.

Erst galt crossmediales Erzählen (das Verbreiten von Inhalten über Mediengrenzen hinweg) als die Lösung für schwindende Quoten und Auflagen. Jetzt setzen wir auf transmediales Storytelling. Was daran anders ist? Es gibt nicht mehr einen Inhalt, der auf verschiedenen Plattformen abgespielt wird. Sondern Storys, die User über verschiedene Plattformen leiten, Inhalte dadurch anschaulicher und Zusammenhänge verständlicher machen. Hört sich alles ziemlich theoretisch an? Vielleicht, weil dabei das Wichtigste oft vergessen wird. Die Story.

Was bringt mir ein interaktiver Tatort, wenn ich doch seit Jahren an das Ritual gewöhnt bin, mit dieser Sendung mein Wochenende zu beschließen, indem ich mir eine Geschichte erzählen lasse?

Was bringt die um-jeden-Preis Technifizierung, wenn sie den Content nicht unterstützt? Wenn nicht die Story organisch die Plattformen bestimmt, sondern die hektischen „Wir müssen da jetzt transmedial was machen“-Ansagen aus den oberen Etagen. Von den Alteingesessenen. Solche Projekte bekommen nachher meist ähnlich viel Beifall, wie der Vater einer 14-Jährigen, der an ihrem Geburtstag mit den Worten „Hier kommt der Partytiger“ auf die Tanzfläche der Kellerdisco hechtet.

Die gute Nachricht: Für die, die Lust auf Entwicklung haben, sind die fetten Jahre nicht vorbei. Sie müssen nur erst die unprofitablen Sendungen und die überzahlten Manager loswerden. Aufhören, sich vorzumachen, dass Billigcontent ohne Seele die Zukunft ist, weil die Quote (noch) passt. Gute Teams zusammenstellen. Und sich an die Arbeit machen.

Steve Jobs hat mal gesagt: „People want Hollywood movies and TV shows. They don’t want amateur hour“.

Die Macher von WIGS, einem Projekt von YouTube, Jon Avnet und Rodrigo Garcia, haben das verstanden. Sie zeigen Unterhaltung auf hohem Niveau, mit Hollywoods A-Listern – auf YouTube und kostenlos. Ein spannendes Beispiel dafür, wie sich Fernsehen verändern wird. Das Ziel von WIGS? Zuschauer loyalisieren. Und das geht eben nur, wenn man sich auf das konzentriert, was wesentlich ist. Richtig gut erzählte Geschichten.

Mehr Über Uwe Walter erfahren Sie auf seiner Unternehmenshomepage Walter Media.

Auf der Suche nach neuen Aufgaben oder neuen Mitarbeitern? Uwe Walter empfiehlt Quotenmeter Jobs.

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