Kino-Check

Neu im Kino: «Bourne» ohne Jason Bourne

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Neben dem vierten Teil der «Bourne»-Reihe kommt in dieser Woche ein DDR-Drama sowie eine Schwulenkomödie aus Serbien in die deutschen Kinos.

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«Wir wollten aufs Meer»
Die beiden Freunde Cornelis Schmidt (Alexander Fehling) und Andreas "Andy" Hornung (August Diehl) haben 1982 in Rostock den großen Wunsch, als Matrosen der DDR-Handelsmarine einmal um die Welt zu segeln. Doch dieser Wunsch geht für die beiden jungen Hafenarbeiter nicht in Erfüllung. Erst Jahre später kommt wieder Bewegung in den Fall, als Andy mit einer List dafür Sorge tragen möchte, endlich aufs Meer zu dürfen. Sie sollen für die Stasi ihren Freund Matthias "Matze" Schönherr (Ronald Zehrfeld) ausspionieren, um herauszufinden, ob dieser die DDR verlassen möchte. Da Cornelis den Verrat an seinem eigenen Freund für moralisch verwerflich hält, kommt es zum Zerwürfnis zwischen ihm und Andy. Als wenig später Cornelis' Verhältnis mit einer Vietnamesin (Phuong Thao Vu) auffliegt, plant er wie Matze die Flucht in die Bundesrepublik Deutschland. Ein paar Staatsbedienstete setzen den nach einem Unfall im Krankenhaus liegenden Andy nun unter großen Druck, die Fluchtwege der beiden preiszugeben – und schrecken vor keiner Drohung zurück...

Die größten Erfolgsfilme aus Deutschland setzten sich in den vergangenen Jahren fast immer mit der Vergangenheit des Landes auseinander, wobei vor allem der Nationalsozialismus und die DDR beliebte Themen waren. Auch dieser Film thematisiert wieder das Leben in der DDR, doch überschwängliche Begeisterung von Seiten der Kritiker bleibt diesmal aus. Tim Slagman von "filmstarts.de" lobt zwar die Hauptdarsteller Alexander Fehling und August Diehl, die "viel Gefühl für die Zwischentöne sowie die Ecken und Kanten ihrer Figuren zeigen", allerdings gebe es einige Szenen, in denen "etwas reißerisch auf äußere Spannung gesetzt" werde und die "thematisch wenig beitragen. [...] Die etwas reißerische Spannungsdramaturgie läuft dem enormen psychologischen Potenzial der sehr intimen Geschichte jedoch zuweilen zuwider". Sebastian Wotschke von "kino-zeit.de" zieht ein ähnliches Fazit, denn der Film sei inhaltlich "von einem starken Schwarz-Weiß-Denken geprägt, bei dem die Charaktere zu Abziehbildern werden, die vollends auf ihre Funktion im System reduziert sind", weshalb "die Geschichte um DDR und Stasi im Endeffekt nichts erwähnenswert Innovatives" biete und "manche Zuschauer im Nachhinein mit einer nicht vorhandenen Objektivität verärgern" werde. Hingegen sei "beispiellos, welche hochkarätigen Schauspieler [der Regisseur Toke Constantin] Hebbeln für das Projekt gewinnen konnte".

OT: «Wir wollten aufs Meer» von Toke Constantin Hebbeln; mit Alexander Fehling, August Diehl, Sven Gerhardt, Phuong Thao Vu, Sylvester Groth und Thomas Lawincky


«Parada»
Limun (Nikola Kojo) hat wahrlich schon viel in seinem Leben erlebt: Auf eine nicht sehr erfreuliche Zeit im Kosovo-Krieg folgte eine kriminelle Karriere, die ihn durch ganz Europa führte. Inzwischen führt er ein verhältnismäßig konservatives Leben als Besitzer einer Sicherheitsfirma und möchte sogar endlich heiraten. Seine Freundin Biserka (Hristina Popovic) kümmert sich daraufhin intensiv um die Vorbereitungen und engagiert zudem den Hochzeitsplaner Mirko (Goran Jevtic) – es soll ja immerhin auch wirklich alles perfekt sein an ihrem großen Tag. Dummerweise ist dieser schwul, womit Limun so große Probleme hat, dass er ihn eines Tages sogar zusammenschlägt. Erstaunlicherweise möchte Mirko seine Rolle trotzdem wahrnehmen – jedoch nur unter der Bedingung, dass Limuns Security ihn und seine Freunde bei einer Gay-Pride-Party in Belgrad vor Anfeindungen beschützt. Doch wie sich wenig später herausstellt, ist kein einziger bereit, diese Aufgabe wahrzunehmen – ganz im Gegensatz zu manch einem Gangster oder Kriegsverbrecher aus Limuns Vergangenheit...

Diese serbische Komödie thematisiert das Problem der mangelnden gesellschaftlichen Akzeptanz von Homosexuellen in weiten Teilen Osteuropas auf eine Art und Weise, die nicht alle Kritiker begeistern kann. Christoph Schelb von "outnow.ch" schreibt Regisseur Dragojevic zwar "gute Absichten" zu, jedoch fehle es "seinem Film deutlich an Zug". Deshalb sei dieser Versuch, mit dieser "Tragikomödie Brücken zwischen zwei unterschiedlichen Lagern zu schlagen" letztendlich "ein Crowdpleaser mit einer guten Message, aber mit eindeutigen Längen". Bei "zurückgespult.de" ist man der Ansicht, dass hier "ein wichtiges Problem nicht richtig angegangen" worden sei. Man wechsele zu häufig zwischen Drama und Komödie, weshalb "die Nachvollziehbarkeit auf der Strecke bleibt und ein Mitfiebern mit den Figuren nicht möglich ist". Deshalb misslinge "der ehrenhafte Versuch, die homophobe Einstellung der baskischen Staaten zu durchbrechen und mit geschickter Parodie zu entwaffnen" in weiten Teilen. Oliver Kaever von "programmkino.de" schreibt sogar, dass Dragojevic für feine Ironie nichts übrig habe und stattdessen "auf satte und auch platte Gags [setzt], die zum Teil nicht mehr taufrisch wirken". Der Film "stellt schwule Stereotypen eher aus, als dass er sie hinterfragt".

OT: «Parada» von Srdjan Dragojevic; mit Nikola Kojo, Milos Samolov, Hristina Popovic, Goran Jevtic, Goran Navojec und Dejan Acimovic

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