Sonntagsfragen

Burkhard Weber: 'Noch zielgenauer auf den Punkt kommen'

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Sonntagsfragen an Burkhard Weber: Vor dem Bundesliga-Start stand uns der Sky-Sportchef Rede und Antwort. Wie er die Bundesliga-Berichterstattung noch optimieren möchte, warum ihm die Formel 1 in diesem Jahr besonders viel Spaß macht und was er von Lothar Matthäus erwartet.

Herr Weber, gut ein Jahr Sky – die zweite Bundesliga-Saison mit Ihnen als Sportchef steht an. Was war gut?
Eigentlich alles. Wir hatten uns Schwerpunkte gesetzt: Das Topspiel haben wir in Teilen neu erfunden, die Vorberichte am Samstagnachmittag ausgeweitet. Das ist alles gut gelungen; sowohl inhaltlich und journalistisch als auch am Ende des Tages aus Quotensicht. Wir sind auf einem guten Weg – das war der Anfang. Auch in anderen Sportarten, zum Beispiel in der Formel 1, bewegen wir uns in die richtige Richtung. RTL verliert Zuschauer, wir gewinnen welche.

Damals sagten Sie mir, dass Sie manches noch nicht so einschätzen können. Ob es Ihnen gelingt, auch mal andere Gäste zu bekommen. Nun war Kalkbrenner bei «Samstag Live!». Demnach lief alles so, wie Sie es sich wünschten?
Das ist immer ein Prozess. Dabei geht es auch um die Kollegen, die hier schon seit Jahren arbeiten und ein anderes Arbeiten gewohnt waren. Diese müssen den neuen Weg mitgehen – das ist eine ganz normale Entwicklung, weil neue Impulse Veränderung mit sich bringen. Wenn wir dann eine einstündige Vorberichterstattung zum Spiel Hertha gegen Nürnberg haben und da taucht drei Minuten lang Matthias Schweighöfer im Berliner Trikot auf, dann finde ich, dass das immer einen berechtigten Platz hat. Den Weg werden wir weitergehen. DJ Paul Kalkbrenner war bei «Samstag Live!» und sein Auftritt hat mir gefallen. Sport hat immer etwas mit Unterhaltung zu tun – am Spiel können wir nichts ändern. Aber wir können davor, dazwischen und danach dafür sorgen, dass der Zuschauer sich auch dort unterhalten fühlt.

Wie schwer wiegt für Sie der Weggang von Steffen Freund und Matthias Sammer?
Steffen Freund hätte seine Position am Expertentisch am Samstag ohnehin aufgeben müssen. Der DFB wollte dieses serielle Auftreten jeden Samstag nicht mehr. Ich sehe ihn weiterhin als Experten zum Beispiel in der Champions League oder im Pokal. Das geht auch als Co-Trainer von Tottenham. Er hat seine Aufgabe von Null auf 100 sehr, sehr gut ausgefüllt. Ähnliches gilt für Sammer. Aber wenn man Top-Experten holt wie Effenberg, Lehmann oder Sammer und diese Leute bekommen dann Angebote, dann ist es doch klar, dass man sagen muss: Mach das! Es sind große Verluste, die wir kompensieren werden, aber auch klarer Beleg für die Kompetenz unserer Experten.

Was gibt denn der Markt an potentiellen Experten her?
In der nächsten Saison, wenn der eine oder andere Spieler aufhört, eine ganze Menge. Es geht auch darum, wer wirklich zu Sky passt. Als klar wurde, dass Steffen Freund aufhört, war es so, dass wir von vielen Seiten einige Angebote bekamen. Das wurde im kleinen Kreis diskutiert und unsere Top-Favoriten haben wir dann angesprochen.

Und letztlich fiel die Wahl auf Lothar Matthäus.
Lothar Matthäus wird bei uns den Platz von Steffen Freund beim Topspiel einnehmen. Wir versprechen uns viel von ihm, er ist ein absoluter Fußball-Fachmann.

Fjörtoft und Merk bleiben.
Beide bleiben. Selbstverständlich. Und natürlich auch Moderator Sebastian Hellmann.

Gibt es neue Ideen für das Topspiel?
Grundsätzlich führen wir das so fort. An kleinen Dingen werden wir noch arbeiten. Wir werden künftig zum Beispiel mit Teleprompter arbeiten. Das ist etwas ganz Neues für den Sport bei Sky. Ich möchte, dass wir noch zielgenauer auf den Punkt kommen. Ein Teleprompter ist auch ein Vorteil für die Kollegen im Ü-Wagen. Sie wissen genau, wann welche Grafiken zum Einsatz kommen – das ist mit einer freien Moderation nicht immer ohne Verzögerung möglich. In USA hat man mit dem Teleprompter gute Erfahrungen gemacht. Das sind die kleinen Details, in denen wir uns verbessern können. Natürlich werden aber die Interviews weiterhin vollkommen frei geführt.

Welche Pläne gibt es für «Samstag Live!»? Es beginnt früher, um es besser mit dem Topspiel zu verbinden…
Richtig. Der Nachlauf des Topspiels wird nun noch besser in «Samstag LIVE!» integriert. Wenn es zum Beispiel drei kritische Situationen in Sachen Schiedsrichter gibt, dann können wir Markus Merk dazu hören oder wir schalten den Schiedsrichter in die Sendung. Wenn wir alle Experten am Sky Tisch brauchen, dann werden sie einbinden. Oder Oliver Pocher macht eine längere Schalte zu Jürgen Klopp. Zudem haben wir Oliver Pocher als festen Moderator und vier Damen dazu. Im Wechsel. Johanna Klum und Charlotte Engelhardt haben sich da neben Jessica Kastrop durchgesetzt. Hinzu kommt noch Bella Lesnik, die etwas unbekannter ist, aber uns beim Casting extrem beeindruckt hat.

Und Sie haben ein neues Studio…
Wir setzen auf eine Backsteinoptik, es wird etwas loftiger. Wir werden da viele kleine spielerische Elemente haben. Es gibt einen Fotoautomaten. Zudem bereiten wir gerade vor, den härtesten Schuss der Liga zu messen. Das wollen wir in die Vorberichte einbauen. Und wir verlängern das in «Samstag Live!» hinein. Wir werden die Schuss-Stärke auch bei unseren Gästen von «Samstag Live!» messen.

Das Set kommt auch wirklich in ein anderes Studio in Ismaning…
Richtig. Wir haben das früher ja aus unserem Fußball-Studio gemacht. Da lief bis 18.30 Uhr «Alle Spiele, alle Tore». Wir konnten für «Samstag Live!» immer erst recht spät proben. Jetzt sind wir in einem anderen Raum – das müsste der Sendung gut tun.

«Sky 90» und «Mein Stadion» gehen bewährt weiter…
Der Sendeplatztausch von «Mein Stadion» hat sich extrem bewährt. Ich habe schon vor einem Jahr gesagt, dass Sky noch näher an die Fans heran muss. Klassischer kann man das nicht machen. Das funktioniert sehr gut. «Sky 90» wird so bleiben, wie wir es gemacht haben. Wir wollen noch spektakulärere Gäste haben. Ich würde mir zum Beispiel Jan Delay wünschen, ein großer Werder-Bremen-Fan. Die Sendung muss überraschend bleiben.

Sie verfolgen bei Ihrer On-Air-Crew seit diesem Jahr das Prinzip, dass die Moderatoren und Kommentatoren exklusiv für Sky arbeiten sollen im Bereich Sport im Fernsehen. Warum?
Zukünftig wird jemand, der für uns eine senderprägende Stimme oder ein senderprägendes Gesicht ist, nicht mehr bei anderen Sendern im Sport zu sehen oder zu hören sein. Das weiß jeder der Kollegen auch – wir haben das inzwischen so umgesetzt.

Da haben manche auch Tschüss gesagt.
Ja, da konnte sich jeder entscheiden, wie er es für richtig hielt.

Dafür gibt es drei neue Kommentatoren: Fuß, Veltman und Friedrich. Wieso fiel die Wahl auf die drei?
Jonas Friedrich kenne ich seit einigen Jahren. Er ist mit seinen 32 Jahren ein großes Talent. Tolle Stimme, richtig viel Ahnung vom Fußball. Bei uns hat er nun die Chance, vor größerem Publikum sein Können zu beweisen. Wolff-Christoph Fuss war ja schon vor meiner Zeit bei Premiere tätig. Ich halte ihn für einen der Besten in Deutschland. Und Klaus Veltman ist ein Urgestein, das uns in der Breite verstärken wird. Er ist ein toller Beitragsmacher noch dazu.

Übrigens auch in der Formel 1.
Im Augenblick schauen wir mit ihm nur auf Fußball. Wir wussten also, wen wir haben wollten und sind auf die Kollegen zugegangen. Die drei werden uns sehr gut tun.

Jetzt kommt Wolff Fuss zu Ihnen – er hat drei Jahre lang für Sat.1 vor acht Millionen Menschen kommentiert. Der gibt sich doch nicht mit Bochum gegen Kaiserslautern zufrieden. Wo werden Sie ihn einsetzen?
Er wird Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal und Premier League kommentierten. Grundsätzlich muss sich jeder bei uns dem Wettbewerb stellen. An jedem Spieltag haben wir genug gute und hochklassige Spiele. Nach 34 Spieltagen wird das so ausgewogen sein, dass jeder, der sich selbst richtig einschätzt, auch sagen wird, tolle Partien begleitet zu haben.

Wie haben sich Effenberg und Lehmann als Co-Kommentatoren bewährt?
Großartig, das ist auch die Resonanz von den Zuschauern. Entscheidend war, dass Jens Lehmann und Stefan Effenberg mit der Zeit gelernt haben, sich auch von selbst einzubringen. Das hat besser und besser funktioniert. Wir haben auch gemerkt, dass Reif/Lehmann nicht so harmonieren, dafür aber Reif/Effenberg. Daraus lernen wir und besetzen dementsprechend die Partien.

Montags setzen Sie voll auf Frauenpower…
Aufgrund des Free-TV Angebots von Sport1 ist der Montagabend nicht leicht zu erobern. Wir wollen den Zuschauern mit unserer Frauenpower und tollen Filmbeiträgen ein Angebot machen, an dem Sie noch mehr Freude haben. Mit dem Onair-Team, bestehend aus Esther Sedlaczek, Laura Wontorra, Ruth Hofmann und unserem Kommentator Roland Evers, wollen wir den Montag erobern und attraktiver machen.

Was sehr gut ankam war ein Versuch von Ihnen, dass sich der Field-Reporter vom Spielfeldrand während des Live-Spiels meldet…
Eine Idee aus Amerika, die unbedingt weitergehen soll. Die Kollegen müssen auch das erst verinnerlichen. Gerade für die Field-Reporter unten am Rasen ist das nicht einfach. Sie sind in dieser Saison noch mehr angehalten, Dinge, die sie sehen, an den Ü-Wagen zu melden. Dort wird dann entschieden, ob sie aus dem Off einbezogen werden. In Fürth war das prima, als Peter Hardenacke sagen konnte, da macht sich gerade der Torhüter für das Elfmeterschießen warm.

Neben der Mädels-Runde am Montagabend – gibt es Neuerungen in Liga 2? Die Zuschauerzahlen sind ja richtig stark.
Wir haben in der vergangenen Saison schon nach wenigen Spieltagen gesagt, dass wir viel mehr Filme machen wollen. Wir sind also auch zu den so genannten kleineren Clubs gefahren – da gibt es so viele tolle Geschichten, über die wir berichten können. Ansonsten weiten wir die Sendezeit am Montag noch aus – und senden ab 19.45 Uhr.

Es gab während der EM eine spannende «Markus Lanz»-Sendung mit Michael Schulz. Schulz monierte, so manche Frau werde als Moderatorin oder Interviewerin nur des Aussehens wegen eingestellt. Und zahlreiche Frauen kämen beim männlichen Fußballpublikum nicht gut an. Sky setzt zurzeit auf immer mehr weibliches Personal in den Sportübertragungen. Muss da eine Frauenquote erfüllt werden?
Für mich geht es um die Person – und mir ist es egal, ob männlich oder weiblich. Er oder sie muss den Job können. Das ist wohl eine ganz spezielle Meinung von Herrn Schulz, die er gerne für sich behalten darf.

Es ist also nicht so, dass Sie in möglichst jeder Fußballübertragung auch ein weibliches Gesicht haben wollen?
Nein. Am Ende des Tages würde mir so etwas auf die Füße fallen. Dieser Annahme entsprechend, müsste ich Models suchen, die einfach irgendetwas in die Kamera sagen. Es geht aber um den Inhalt. Und wenn dann auch noch das Aussehen stimmt, darf und kann es nicht schaden. Wenn man mir sagt, Dame X kann ihren Job nicht, dann können wir diskutieren. Falsch finde ich jedoch, dass man den Maßstab bei Frauen immer anders anlegt. Jeder – auch die Top-Leute unter den männlichen Kollegen – können sich immer noch weiter verbessern.

Kommen wir zur Formel 1: Haben Sie die extreme Kritik an Ihrer Formel 1-Vorberichterstattung verstanden?
Nein, das habe ich nicht verstanden. Nehmen wir mal die Quoten als Maßstab, weil das ja auch immer gerne von den Kritikern verwendet wird. Klar ist, dass RTL immer mehr Zuschauer hat als wir. Die Reichweiten bei den Kollegen sind aber rückläufig, während wir immer mehr zulegen. Wir haben 10 Prozent bei der Quote zugelegt und 16 Prozent beim Marktanteil. Den Zuschauern gefällt anscheinend, wie wir die Formel 1 jetzt präsentieren. Wir sind schnell und anders. Wir haben ein komplett neues Übertragungssystem eingeführt, eine komplett neue Technik und moderieren aus dem Sky-Sport-News-HD-Studio. Völlig normal, dass es bei Veränderungen Menschen gibt, die Kritik äußern. Ich bin mit der gesamten Übertragung sehr zufrieden, mit dem Team sowieso.

Es gab einen sehr großen Boxkampf Mitte Juli. Chisora gegen Haye. Wie war denn der Einstand von Sky in die Boxübertragungen?
Es gab kurzfristig die Möglichkeit, diesen Kampf zu zeigen und wir haben uns dafür entschieden. Der Einstand war gut, weil der sportliche Wert da war. Es standen zwei Leute im Ring, die sich auf Augenhöhe begegneten. Ich will keine Kämpfe mit Boxern haben, bei denen einer eine Bilanz von 27:0 hat und nach dem Kampf sicher bei 28:0 sein wird. Es sollen – wie bei HBO und Showtime – zwei Boxer auf Augenhöhe aufeinander treffen.

Die Klitschkos wären demnach nicht interessant für Sie.
Nein. Mir geht es um eine Philosophie. Wir suchen Perspektivboxer – deshalb brauchen wir da sicher auch noch drei bis fünf Jahre, bis wir da sind, wo ich gerne sein will. Wir suchen 25 bis 30 Boxer, die dann ihre Highlight-Kämpfe bei uns austragen. Das ist entscheidend und so kann ich mir Boxen auf Sky dauerhaft vorstellen.

Das dürfte schwierig werden.
Leicht ist langweilig. Damals bei RTL war das anders, so etwas möchte ich aber nicht mehr. Ich will mit Sky zurück zum Kern des Boxens. Der sportliche Wert muss stimmen.

Wann geht es los mit Sky Boxen?
Wir haben keinen zeitlichen Druck. Ich habe mit allen wichtigen Promotern gesprochen.

Eishockey ist weg, Basketball geht zu Sport 1 und kabel eins…
Mit über 5000 Stunden Live Sport und weiteren 10.500 Live Stunden durch unsere sechs Partnerkanäle ESPN America, Sportdigital, Eurosport 2, Eurosport HD, Motorvision TV und seit dem 2. August Sport1HD+ sind Sky Kunden hervorragend mit Programm versorgt. Und Deutschlands einziger Sportnachrichtensender Sky Sport News HD ist darüber hinaus rund um die Uhr die perfekte Ergänzung für alle Sportfans.

Thema Wimbledon: Potofski ist back. Hat er gut gemacht, oder?
Großartig. Wichtig ist mir eines: Potofski und ich waren früher bei RTL, ja. Aber die Idee, ihn Wimbledon machen zu lassen, kam wirklich aus der Redaktion. Das Format war wie für Uli gemacht – er konnte sich frei bewegen. So soll es auch im nächsten Jahr weitergehen.

Sie haben mit «Sky Phone» eine Call-In-Show probiert beim Golfen. Welche Erkenntnisse wurden gewonnen?
Das hat sehr gut funktioniert. Wir wollten mutig sein und etwas riskieren. Ich kann mir das im kommenden Jahr im Rahmen dieses Golf-Turniers wieder vorstellen. Und dann muss man schauen, ob man das noch ausweiten kann.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Weber.

Kurz-URL: qmde.de/58616
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