Pro & Contra

Gottschalk zu RTL - passt das?

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Ab Herbst sitzt Thomas Gottschalk in der Jury von «Das Supertalent», jenem Format, das er einst scharf kritisierte. Es kommt somit zum Aufeinandertreffen von Pop- und Showtitan, von Bohlen und Gottschalk. Passt das? Kommentare von Manuel Weis und Sidney Schering.

Pro von Manuel Weis:


Sicherlich, überrascht waren alle, dass Thomas Gottschalk sich entschieden hat, ab Herbst nun als Juror bei «Das Supertalent» mitzuwirken. Der Thommy, der in den vergangenen Wochen und Monaten viel (mediale) Haue bekommen hat, weil die Quoten im ARD-Vorabend nicht passten. Diese Gefahr hat ihm auch bei möglichen Primetime-Experimenten gedroht. Hätte er wirklich «Frag‘ doch mal die Maus» übernehmen sollen? Wäre es sinnvoll gewesen, man hätte ihm (so wie Matthias Opdenhövel) ein neues Format auf den Leib geschneidert? Nein, selbst wenn die Zuschauerzahlen anfangs passabel gewesen wäre, die Vergleiche mit «Wetten, dass..?» wären keinesfalls zu gewinnen gewesen.

Und so ist es doch ein intelligenter Schachzug, dass sich Gottschalk einem weltweit etablierten und hierzulande überaus erfolgreichen Format anschließt – vor allem, weil RTL ja noch Anpassungen vornehmen möchte. Die Show wird sicherlich ein wenig auf Gottschalk zugeschnitten. Klar, dass Gottschalk früher genau über diese Show hergezogen ist, kann man ihm vorwerfen. Aus seiner Sicht ist die Entscheidung aber die Richtige – und auch aus der Sicht von RTL. Ein möglicher negativer Quotentrend dürfte somit schon im Vorfeld gestoppt sein.

Und noch ein Aspekt ist spannend und wichtig: Bisher waren die Rollen in Bohlen-Jurys immer klar verteilt. Der Dieter war der Star. Doch «DSDS» hat 2012 sehr deutlich gezeigt, dass der Dieter eben quotentechnisch nicht mehr zwingend das Nonplus-Ultra ist. Erstmals bekommt der ehemalige „Modern Talking“-Mann also einen mindestens gleichwertigen Jury-Partner. Es ist nicht sicher, dass Bohlen die am Freitag bekannt gewordene Meldung wirklich in Gänze schmeckt.

Dass aber nun ein zweites Schwergewicht den RTL-Casting-Formaten (anfangs zumindest mal dem «Supertalent») ein Gesicht gibt, kann nur begrüßt werden. Vielleicht gelingt es Gottschalk ja, die Sendung vom reinen Trash auf ein etwas höheres Niveau zu heben – dann wäre allen geholfen. Gottschalk zu RTL – das passt.

Contra von Sidney Schering:
Thomas Gottschalk erhält also sein Millionenpublikum zurück. Aber um welchen Preis? Ist «Das Supertalent» tatsächlich das Auffangnetz, das einige Befürworter dieses Personalcoups sehen, Gottschalks Rettung vor einem blamablen Ende? Nein! Denn wenn man sich von den reinen Zuschauerzahlen löst, fällt diese Argumentation in sich zusammen. Nach seinem freiwilligen, aus emotionalen Gründen gefällten Abschied von «Wetten, dass..?», immerhin Europas größter Unterhaltungsshow, versuchte sich Gottschalk mit einem persönlichen Format am Vorabend.

Dieses versagte wegen eines vergifteten Sendeplatz, falschen Vorabversprechungen und einer Prise Pech. Doch: Gottschalk wollte etwas eigenes, würdevolles auf die Beine stellen – und anhand der mehrfachen Neukonzeptionen kann man kaum von Faulheit sprechen. «Gottschalk Live» wäre also kein Abgang auf dem Höhepunkt gewesen, zumindest aber einer mit Charakter. In die abseits Bohlen so austauschbare Jury des RTL-Castings «Das Supertalent» abzurutschen ist für den goldgelockten Grand Seigneur dagegen ein unrühmlicher Abstieg: Vom großen Entertainer zum Nachfolger von Bruce Darnell oder Sylvie van der Vaart. Welche Chancen hat Gottschalk denn schon in dieser Show? Er wäre der nette, dadurch unauffällige Juror neben dem schimpfenden, tönenden, teils drecksfrechen Dieter Bohlen.

Und das in einer Show, in der ein paar Talente neben wenig begabten Exzentrikern auftreten, über die sich das Publikum lächerlich machen soll – er landet also als verzichtbare Randfigur im rüpelndem Gegenentwurf zu «Wetten, dass..?». Gottschalk ist aber, wie Bohlen, ein Selbstdarsteller, er funktioniert am besten, wenn er mit (oder gar allein) im Fokus steht. Bloß, dass Gottschalk charismatischer und freundlicher ist. Er kann also nur verlieren: Entweder zetert ihn Bohlen an die Wand oder er verbiegt sich zur Bohlen-Kopie.

Nur ein gutes bleibt an diesem Deal: Sollte sich Gottschalk als „der da, der neben Bohlen sitzt und gutes Deutsch kann, im Gegensatz zu Bohlens anderen Sidekicks“ einem neuen Publikum erschließen, spendiert ihm RTL vielleicht eine Sendung, die ihm würdig ist. Topp, die Wette gilt?!

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