Hingeschaut

«Let's Dance» - Glamourös ausgetanzt

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Die fünfte Runde von «Let's Dance» ist vorüber. Zeit, ein Fazit zu ziehen und darüber nachzudenken, ob die Show auch in Zukunft weiter Erfolg haben könnte, oder ob zurückgehende Zuschauerzahlen die Richtung vorgeben, die da lautet: ausgetanzt!?

Am Mittwochabend endete die fünfte Staffel der erfolgreichen RTL-Tanzshow «Let’s Dance». Die Zuschauer durften den Sieg von Turnerin Magdalena Brzeska und Erich Klann mitverfolgen, die sich vor Ex-«Germany's Next Topmodel»-Kandidatin Rebecca Mir und Massimo Sinato einen knappen Sieg ertanzen konnten. Zuvor war das zweitplatzierte Paar immer wieder mit Gerüchten um eine Affäre zwischen Tanzlehrer und –schülerin in die Schlagzeilen der Regenbogenpresse gelangt, doch die Gunst der Zuschauer sollte darunter nicht leiden.

Mit den Geschichten um Mir und Sinato sollte der Zenit in Sachen Klatsch und Tratsch jedoch schnell erreicht sein, denn wie bereits in den Jahren zuvor triumphierte die glamouröse Show damit, einen ernsten Wettbewerb darzubieten und sich wenig um boulevardeske PR zu scheren. Hierdurch konnte sich «Let’s Dance» bereits mit den letzten Staffeln seinen Platz unter den letzten ernstzunehmenden TV-Shows sichern und sich so im Laufe der Zeit etablieren. Aus Quotensicht dürfte RTL zwar leicht geschluckt haben – erreichte die fünfte Staffel dieses Jahr doch nicht einmal annährend Werte aus vergangener Zeit – dennoch bleibt die Tanzshow nach dem BBC-Vorbild «Strictly Come Dancing» nach wie vor ein konkurrenzfähiges Format, das unterm Strich Bestand hat.

Auch in diesem Jahr entwickelte sich die Sendung weiter. Das Konzept blieb gleich, an der Jury wurde jedoch herumgebastelt: Der exzentrische Designer Harald Glööckler musste seinen Platz räumen und überließ ihn der Vorjahressiegern Maite Kelly, die nicht unbedingt mit Fachwissen auftrumpfte und innerhalb der Jury mehr Staffage als ernstzunehmendes Jurymitglied war. Als Publikumsliebling des letzten Jahres flogen ihr jedoch die Herzen der meisten Zuschauer zu und dass sie all ihr Herzblut in ihr Jurymitgliedsdasein steckte, wurde nur allzu oft unter Tränen deutlich. Wenngleich der Jury ein weiterer und somit vierter Experte auf den Gebiet des Standardtanzes gut getan hätte, damit «Let’s Dance» tatsächlich mit einer Fachjury daher käme, die nicht nur zu dreiviertel aus Fachjuroren bestünde, sondern zu vollen 100 %.

Doch um dieses Klagen auf für Primetime-Show-Verhältnisse höchstem Niveau wieder zu relativieren, wäre die nach wie vor optimale Jurybesetzung von Joachim Llambi hervorzuheben, der wie die Jahre zuvor durch absolute Fachkompetenz von sich reden machte, jedoch neben seinen verhältnismäßig harten, wenn auch ehrlichen Bewertungen den Unterhaltungsfaktor nie aus den Augen verlor. So entdeckte RTL mittlerweile auch die Showqualitäten, die Llambi alleinstehend aufbringen kann und vergab den Moderatorenposten der Pilotfolge der Show «Jungen gegen Mädchen» an ihn. Roman Frieling und Motsi Mabuse, beide noch aus der vierten Staffel bekannt, meisterten ihre Aufgabe gewohnt souverän, auch wenn es Frau Mabuse ab und an gut zu Gesicht gestanden hätte, sich weniger in den Vordergrund zu drängen.

Ebenfalls gut gestanden hätte es der ganzen Show, ein Element aus der Anfangszeit des Formats wieder in die Sendung einzuführen. Die Rede ist von einer Live-Band, die die ersten drei Staffeln noch mit einer Mischung aus moderner und klassischer Livemusik begleitete, während die Musik seit Staffel vier nur noch vom Band kommt. Das ist schade, denn dieses Orchester war nicht nur ein stimmungsvoller Hingucker, sondern untermalte gleichzeitig den Glanz und Glamour, den «Let’s Dance» von Beginn an ausstrahlte. Auch die Zuschauerreaktionen machten deutlich, dass allgemeines Interesse an eine Wiederverpflichtung der Band bestünde.

Die Tanzpaare kamen in diesem Jahr wieder aus allen Bereichen des Entertainments und beinhalteten bekannte Gesichter aus Musik, Show und Sport, bei denen man sich zum Teil, gerade im Hinblick auf ehemalige Castingshow-Kandidaten zwar fragte, um wen genau es sich nun handelt, überwiegend waren die Teilnehmer jedoch der breiten Masse bekannt.

Das Moderatorenpaar, bestehend aus Daniel Hartwich und Sylvie van der Vaart, das seit Staffel 4 durch den Abend führt, setzte 2012 nochmal mehr auf Witz und lockere Sprüche, als noch in den Jahren zuvor. Hauptaugenmerk lag in diesem Jahr vermehrt auf den teilweise mangelnden Deutschkenntnissen der holländischen Moderatorin, was dank ihres gut aufgelegten Gegenspielers und der Menge an ungezwungenen Dialogen zu einem netten Running Gag dieser Staffel wurde. Zusammengefasst bleiben Hartwich und van der Vaart ein ansehnliches und perfekt aufeinander eingespieltes Team, das an eine Klasse von Nazaan Eckes und Hape Kerkeling – beide Moderatoren der Staffeln eins und zwei - zwar nicht ganz heranreicht, da allein die Verpflichtung eines Hape Kerkeling mehr Eindruck macht als die eines Daniel Hartwich, dennoch machte vor allem Sylvie van der Vaart optisch viel her und Daniel Hartwich nahm auch in Gegenwart von Joachim Llambi kein Blatt vor den Mund. In der Endphase jeder Ausgabe überzeugten noch einmal beide mit einer flotten Punktevergabe, die nach dem Motto „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ ablief und den Zuschauer somit vor einem langen Warten auf das Ergebnis bewahrte.

Alles in allem ist «Let’s Dance» weiterhin ein echter Hingucker im Showbereich, der viel her macht und auf dem schmalen Grat zwischen ernstzunehmendem Wettbewerb und Unterhaltungsshow ebenso grazil daherkommt, wie die Moderatorin in ihrem Abendkleid. In diesem Jahr musste die Show im Jury-Bereich kleine Abstriche machen und nimmt sich weiterhin das Potential, wieder einen Tick auffälliger zu werden, indem sie nach wie vor auf eine Live-Band verzichtet. Sportlich gesehen funktioniert die Show als Wettbewerb, der sich tänzerisch auf einem solch soliden Niveau befindet, dass auch für den Laien Tendenzen, Hochs und Tiefs erkennbar sind.

RTL hat mit der Tanzshow somit ein Ass im Ärmel, das unter der Woche in der Primetime funktioniert. Es wäre einen Versuch wert, die Sendung, sollte sie in eine sechste Runde gehen, was bei den erlangten Einschaltquoten nicht unmöglich ist, «Let’s Dance» auf einem noch prominenteren Sendeplatz zu zeigen, wie etwa wieder Freitags oder sogar Samstags um 20:15 Uhr. Diese Entscheidung wäre bei der Qualität, die die Sendung an den Tag legt, nur angebracht.

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