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'Leichtigkeit und Klarheit beim Erzählen'

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Quotenmeter.de sprach exklusiv mit Matthias Walther, einem der zukünftigen «Heiter bis tödlich»-Produzenten. Dazu ziehen wir ein erstes Fazit nach knapp 50 Tagen der ARD-Dachmarke, auf die Vorabendkoordinator Frank Beckmann große Hoffnungen setzt. TV-Produzent Matthias Walther dreht aktuell mit der Produktionsfirma „neue deutsche Filmgesellschaft mbH“ neue Vorabendkrimis, die unter dieser Dachmarke ab dem ersten Quartal 2012 ausgestrahlt werden.

Monatelang suchten die ARD-Verantwortlichen für die Baustelle Vorabend eine Lösung und fanden unter der Dachmarke «Heiter bis tödlich» eine neue Programmfarbe im deutschen Fernsehen. Schmunzelkrimis. Kritiker stellten zunächst zufriedenstellende Zeugnisse aus. Punkten konnten die Produzenten-Kollegen von Matthias Walther allerdings bisher nicht bei allen Zuschauern. Mit rund acht Prozent Marktanteil in der gesamten Zielgruppe konnte «Hubert und Staller» (Foto) mit den Schauspielern Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau bei den „Schmunzelkrimis“ bisher noch am meisten überzeugen. Doch ob «Nordisch herb» mit den Schauspielern Frank Vockroth und Loretta Stern, «Henker & Richter» mit Rike Schmid und Martin Lindow oder eben «Hubert und Staller» - Keine diese drei Fiction-Formate konnte die Erwartungen aus Quotensicht insgesamt kontinuierlich erfüllen: Über den ARD-Schnitt von 12,6 Prozent bei allen Zuschauern ab drei Jahren kamen die Serien bisher nicht hinaus – und selbst das wohl erhoffte Ziel vielleicht mal zweistellig zu werden, blieb bislang verwehrt.

Seit Ende Oktober wurden die Krimis im Vorabend um 18.50 Uhr an den Sendestart gebracht. Trotz Werbe-Kampagne konnte über die Distanz bisher eher nur die Hälfte des ARD-Marktanteils eingefahren werden. Die Werte pendeln zwischen 6 und 8,6 Prozent (Gesamtzielgruppe). Das Erste sei aber mit den aktuellen Quoten zufrieden und wolle – gemäß öffentlich-rechtlichen Maßstäben - den Vorabend-Krimis mehr Zeit zur Entfaltung geben, wie ARD-Vorabendkoordinator Frank Beckmann bereits zum Sendestart im Quotenmeter.de-Interview klar stellte: „«Heiter bis tödlich» passt zu unseren Anstalten (…) Ich weiß aber auch, dass diese Krimis nicht von vornherein stark laufen werden, wir denken da mittelfristig, weil die Etablierung von Neuem gerade am Vorabend Zeit braucht.“ Das Ziel der ARD war es, qualitativ an die Primetime-Serie «Mord mit Aussicht» oder das «Großstadtrevier» heran zu kommen.

ARD-Vorabend-Chef Beckmann dazu: „Das «Großstadtrevier» läuft seit 25 Jahren wirklich hervorragend bei uns im Programm. Wir haben festgestellt, die Sendung passt vom Ton und von der Qualität her perfekt zur ARD.“ Auch TV-Produzent Matthias Walther, der derzeit eine neue «Heiter bis tödlich»-Serie für 2012 produziert, lobt die TV-Kollegen gegenüber Quotenmeter.de: „Das «Großstadtrevier» überzeugt mit einer sehr guten Besetzung, mit großer Leichtigkeit erzählten Geschichten und gut gewählten Motiven.“

Trotzdem sehe er seine Produktion nicht als Innovation des Heimatfilms in modernerer Form. Mit «Mörder auf Amrum» oder «Bulle und Landei» gäbe es diese Krimi-Variante bereits. Obwohl TV-Produzent Walther kein Mitspracherecht bei der im Vorfeld viel diskutierten Namensgebung der ARD-Dachmarke hatte, begrüßt er diese Marketing-Strategie: „Aus Produzentensicht bietet eine Vorabend-Klammer wie «Heiter bis tödlich» neue Möglichkeiten großflächiger zu arbeiten. Umfragen haben ergeben, dass der Zuschauer am Vorabend in einer Erholungsphase ist, die eine andere Leichtigkeit und Klarheit beim Erzählen erfordert.“

Aus Quotensicht erhofft sich Matthias Walther zweistellige Einschaltquoten nach acht Folgen. Dennoch gäbe es nicht das Ziel, bei Quotenerfolg die Access-Primetime-Serie – also vor 20.15 Uhr platziert - als Primetime-Format auszubauen, wie der Produzent erläutert: „Nein. Das wäre ein völlig anderer Auftrag. Warum sollte das geschehen? Bei Erfolg haben wir genau das Ziel für den geplanten Sendeplatz erreicht.“ Aktuell laufen die Dreharbeiten eine neue «Heiter bis tödlich»-Produktion. Für die aktuell ausgestrahlten Produktionen und die Einschaltquoten-Achterbahn ist Matthias Walther bisher nicht verantwortlich. Dennoch glaubt er an den langfristigen Erfolg bei den Zuschauern: „Weil mit uns die Rückbesinnung auf das fiktionale Programm vorangeht,“ wie Matthias Walther gegenüber Quotenmeter.de mitteilt. Doch auch der TV-Produzent gibt im harten Produzentenmarkt zu: „Der Kuchen wird immer kleiner, von dem alle eine Scheibe ab haben müssen.“

Frank Beckmann stellte im Herbst das Programm-Ziel auf, dem Zuschauer fortan „eine programmliche Alternative“ zu bieten. Dabei setze die ARD auf drei Pfeiler: Neben Spannung sei Humor ein ganz wichtiger Faktor sowie die Regionalität. Auch «Heiter bis tödlich»-Produzent Walter bestätigt, dass in Zeiten von Negativ-Schlagzeilen wie der Euro-Krise, das Zuschauer-Bedürfnis nach unterhaltsameren Stoffen steige.

„Es geht uns darum, Sehgewohnheiten zu durchbrechen“, so ARD-Vorabendkoordinator Frank Beckmann im Quotenmeter.de-Interview. Spätestens am 23. Januar 2012 wird dieses Zitat wieder aktuell und für den ARD-Vorabend beginnt eine neue Zeitrechnung: Thomas Gottschalk startet mit seinem neuem Talkformat vor der «Tagesschau». Die «Heiter bis tödlich»-Serien – und damit auch die von „ndF“-Produzent Matthias Walther – startet dann 20 Minuten früher und somit ab Ende Januar 2012 um 18.30 Uhr. Neben dem Image sollen auch die Quoten steigen – immerhin kämpfen die öffentlich-rechtlichen Sender am Vorabend wie die privaten Mitbewerber um Millionen an Werbeeinnahmen. In der werberelevanten Zielgruppe der 14-49-Jährigen pendeln die Quoten zwischen 3,3 und 6,4 Prozent. Zum Vergleich: 6,6 Prozent wären ARD-Durchschnitt in dieser jüngeren Zielgruppe.

Wenn die Zuschauer Anfang 2012 weitere neue „Schmunzelkrimis“ sehen können, arbeitet TV-Produzent Walther bereits an den nächsten Projekten. Die Produktionsfirma „neue deutsche Filmgesellschaft mbH“ realisiert auch Primetime-Filme. Für die Zukunft kündigt Walther neue Fiction-Pläne an: „Wir sind neben einigen TV – Movies in der Entwicklung von weiteren Serienformaten und der fiktionalen Aufbereitung einiger Geschehnisse wie zum Beispiel dem Odenwald Skandal.“ Bis dahin hat der ARD-Vorabend Zeit zur Entwicklung. Doch nicht nur Ex-RTL-Chef Helmut Thoma weiß schon lange, dass „der Köder dem Fisch und nicht dem Angler schmecken muss.“ Bleibt abzuwarten, ob die Access-Primetime dann eher heiter als tödlich aufgestellt ist – nicht zuletzt mit Quoten-Zugpferd Thomas Gottschalk. Top, die Wette gilt – oder doch nicht?

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