Sonntagsfragen

'Wenn man von der Branche belächelt wird, macht der Erfolg noch mehr Spaß'

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Der Executive Producer von filmpool spricht mit uns über den Quotenerffolg des RTL II-Formats «Berlin - Tag & Nacht». Wie er den Start mit Quoten von teils weniger als vier Prozent erlebte und wie sich via Facebook langsam ein Hype entwickelte

Herr Valente, was macht «Berlin – Tag & Nacht» so besonders?
«BTN» ist sehr authentisch und nah am Leben, weil wir uns mit den Problemen des Alltags und den Tücken des menschlichen Miteinanders beschäftigen. Wir erzählen keine großen fiktiven Geschichten wie Erpressung und Entführung, bei uns geht es vielmehr um die Suche nach dem Platz im Leben, Freundschaft, Liebe, Stress mit den Eltern, aber auch alltägliche Probleme wie den leeren Kühlschrank. Unsere Darsteller bringen sehr viel von ihren eigenen Träumen und Erfahrungen mit ein und wir ermutigen sie auch dazu. Dabei entwickeln sie sich ständig weiter. Das ist etwas, was es so noch nicht gegeben hat. Und wir sind unheimlich froh, dass unsere Instinkte uns nicht getäuscht haben und das Konzept aufgeht.

Gehen wir mal in den September zurück, als das Format teilweise auf unter vier Prozent kam. Was war schlimmer für Sie? Die teils richtig schlechten Kritiken oder die schwachen Quoten?
Beides tat wirklich weh. Wir haben aber immer an das Format geglaubt. Schon als ich das erste Rohmaterial im Schnitt gesehen habe, habe ich gemerkt, dass die Zeit beim Schauen so schnell vergeht wie noch nie, und irgendwie hatte ich das Gefühl, das könnte wirklich funktionieren. Die ersten Quoten waren natürlich ernüchternd, aber bei langlaufenden Formaten muss man auch ein wenig Geduld haben. Wenn man von der kompletten Branche belächelt wird, macht der Erfolg ja auch noch mehr Spaß. Großartig war auch, dass beim Sender die Geduld von Anfang an da war und wir gemeinsam auf bessere Zeiten nicht gehofft, sondern an sie geglaubt haben.

Waren Sie sich damals absolut sicher, dass die Marktanteile steigen werden? Oder zweifelt man dann anfangs schon auch am eigenen Produkt…
Wir alle hatten immer Spaß beim Gucken und haben deswegen daran geglaubt, dass die Zuschauer das irgendwann auch so empfinden – und so ist es dann Gott sei Dank auch gekommen. Dass es ein so großer Erfolg werden würde, hat uns zugegebenermaßen aber auch positiv überrascht. Wir scherzen zurzeit auch immer, dass plötzlich am nächsten Tag eine Fehlermeldung bei Facebook kommt und sich herausstellt, dass alle 440.000 Fans gar nicht existieren und es nur ein Systemfehler war, wie ein Traum. Am Anfang haben wir uns auch mit dem überwältigenden Erfolg bei Facebook getröstet. Als die Quote noch nicht so hoch war, gingen bei Facebook die Likes schon durch die Decke.

Sie sprechen Facebook ja schon an. Vor allem dort spricht sich in diesen Tagen herum, dass es bei RTL II um 19.00 Uhr da ein Format gibt, das vielleicht einen Blick Wert ist… Wie bedeutend ist Facebook für PR und Marketing heutzutage?
Das kommt sicher auf das Format an, bei «Berlin – Tag & Nacht» bietet sich die Facebook-Vernetzung einfach an. Dass man als Nutzer direkt mit den Protagonisten regelmäßig in Kontakt treten kann, dass teilweise stündlich aktuelle, auf die abendlich laufende Folge bezogene Clips eingestellt werden, macht das Ganze neu und attraktiv. Für uns ist das übrigens genauso attraktiv, denn wir bekommen so ein direktes Feedback auf unsere Geschichten.

Besonders stark ist «Berlin – Tag & Nacht» demnach auch bei den 14- bis 29-Jährigen (teilweise ja über 14 %) und online – vor allem die Beliebtheit von Mediatheken wächst. Welche Bedeutung geben Sie diesen?
Die Sehgewohnheiten junger Menschen sind heute einfach andere, da ist es natürlich toll, dass wir die wenn nicht über das TV, so doch über die Möglichkeit erreichen, sich die Folgen online anzuschauen. Das spricht ja für das Format, weil die User ganz aktiv reingehen und sich die Sendung gezielt anschauen wollen. Bei „jungen“ Formaten wird die Bedeutung von Mediatheken sicherlich weiter wachsen, ergänzend zum TV.

RTL II hat weitere Folgen über die bestellten 120 hinaus geordert. Müssen sich die Zuschauer auf neue Figuren einstellen? Wie geht es weiter in Berlins TV-WG?
Der Hauptcast ist noch für viele spannende Geschichten gut. Die Darsteller brennen darauf, im aufregenden Berlin weitere aufregende Geschichten zu erleben. Unser Storyteam ist ganz nah dran an den Protagonisten und überrascht uns alle immer wieder. In einer Weltstadt wie Berlin ist es nur normal, dass die WG-Bewohner neue interessante Menschen kennen lernen. Die Zuschauer können sich da noch auf einiges gefasst machen. Ergänzend zum jetzigen Hauptcast werden wir noch ein paar gute Typen reinbringen, da casten wir gerade recht intensiv.

Würden Sie Ihre Serie eigentlich selbst als eine Art Krawall-TV sehen? «Berlin – Tag & Nacht» ist oft recht laut, ruhige Momente kommen seltener vor…
Emotion und Leidenschaft gehören zum Leben dazu. Unsere Darsteller leben das Format und bringen unheimlich viel von sich selbst ein. Und seien wir ehrlich: Jeder, der schon mal in einer WG gelebt hat weiß, dass es auch mal etwas lauter zugehen kann. Und, am Rande bemerkt, die ruhigen Momente gibt es genauso wie die lauten. Gerade bei den leiseren Momenten finde ich die Intensität, die sich entwickelt, unglaublich dicht. Das berührt mich. Und wie man mittlerweile an den täglichen Quoten und natürlich bei Facebook nachlesen kann, auch die Zuschauer.

Vor «Berlin – Tag & Nacht» läuft die dritte «X-Diaries»-Staffel – wieder mit guten Quoten. Liegt das an «X-Diaries» selbst oder hilft da auch «Berlin – Tag & Nacht» deutlich mit?
Die «X-Diaries» haben es eigenständig aus sich heraus geschafft, wieder erfolgreich zu sein. Das hat man ja beim Sendestart von «BTN» gesehen, als die «X-Diaries» schon alleine deutlich höhere Quoten «einfuhren.

Wie haben Sie die schwachen Quoten der zweiten Staffel analysiert?
Wir haben uns in Ruhe mit unserem Team hingesetzt und geschaut, was falsch gelaufen ist. Ein Punkt dabei war zum Beispiel, dass wir gemerkt haben, dass die «X-Diaries» einfach an den lebendigsten Urlaubsorten spielen müssen, die wir kennen, deswegen waren wir dann in der dritten Staffel wieder auf Ibiza und Mallorca. Lustig ist, dass dort dann überall, wo unsere Drehteams aufgekreuzt sind, diese wohlwollend von den Urlaubern mit dem X-Zeichen begrüßt wurden, sei es am Flughafen oder am Strand.

Vielen Dank für das Gespräch.

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