Quotencheck

«Wild Wedding - JA ich will, aber schrill»

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Die neue Doku-Soap entwickelte sich zu einem Flop - und lässt ProSieben damit am Nachmittag weiter recht sorgenreich aussehen. Die bittere Erkenntnis: Es muss weiter nach einem Erfolgsrezept gesucht werden.

Was hat ProSieben nicht schon alles auf dem 16-Uhr-Sendeplatz ausprobiert? Man kann sicherlich sagen: Vieles ist schief gegangen, zuletzt überzeugten neue «Das Model und der Freak»-Ausgaben nicht richtig, noch davor ging man mit «We are Family!» sang- und klanglos unter. Gegen RTLs übermächtige Scripted-Reality-Konkurrenz konnte ProSieben einfach nicht ankommen. Auch das neue Format, «Wild Wedding», welches vermeintlich verrückte, außergewöhnliche Paare beim schönsten Tag ihres Lebens begleitet hat, änderte an dieser Tatsache nichts. 16 Ausgaben lang testete man ab dem 1. August 2011 die neue Doku-Soap mit Moderatorin Funda Vanroy auf dem besagten Problem-Sendeplatz, montags bis donnerstags. Doch keine der Ausgaben konnte nur ansatzweise punkten.

Schon zum Auftakt wollte es nicht so recht klappen: Die Einschaltquoten haben jedenfalls schon einmal die Richtung vorgegeben, in die sich das Format mit den kommenden Ausgaben hoffnungslos hineinmanövrieren sollte. Nur 0,30 Millionen 14- bis 49-jährige Zuschauer schalteten die neue 60-minütige Sendung an, das hatte einen klar unterdurchschnittlichen Marktanteil von 8,5 Prozent zur Folge. Punkten konnte man aber nicht nur nicht in der Zielgruppe, sondern auch beim Gesamtpublikum, das die Produktion links liegen ließ: Gerade einmal 0,38 Millionen Leute sahen zu, das entsprach einem richtig schlechten Marktanteil von 4,1 Prozent. Zum Vergleich: Normalerweise kommt ProSieben in dieser Gruppe auf einen Wert von ungefähr sechs Prozent, bei den Jungen um die elf bis zwölf Prozent.

Betrachtete man die nächsten zwei Ausgaben am Dienstag und Mittwoch, so ließ sich ein kleiner Aufwärtstrend feststellen: Von 9,5 Prozent schaffte es man sogar in den zweistelligen Bereich auf 10,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Doch diese Quoten hielten nicht lange an, denn mit 7,2 Prozent Zielgruppen-Marktanteil erreichte man am Donnerstag gleich einen Negativ-Rekord. Genauso mies lief es auch in Woche zwei, wenngleich man sich da noch vergleichsweise gut aus dem Schlamassel herausreden konnte: Schließlich wurden bei drei von vier Ausgaben zweistellige Werte gemessen.

Dabei handelte es sich um die Ausgaben vom 9. bis 11. August dieses Jahres: 10,7, 11,0 und 11,1 Prozent wurden eingefahren. Letzteres Ergebnis konnte im Übrigen nie wieder verbucht werden. In den darauffolgenden Tagen ging es stets abwärts, es waren nur noch Marktanteile zwischen sechs und bestenfalls neun Prozent drin. Beim Gesamtpublikum pendelte man zwischen drei und vier Prozent. Die dazugehörige Zuschauerzahl bewegte sich zwischen 0,30 und 0,40 Millionen - das ist eigentlich viel zu wenig für ProSieben.

Vor allen Dingen dann, wenn man bedenkt, auf welch nahezu fantastischen Quoten es die US-Sitcoms im Vorfeld der Doku-Soap gebracht haben. Bestes Beispiel hierfür ist der Dienstag, 16. August 2011, als man mit nur 6,5 Prozent Marktanteil einen vorläufigen Tiefpunkt markierte - «Scrubs» aber einmal mehr zur Höchstform aufgelaufen ist: Um 15.29 Uhr waren 14,5 Prozent der Werberelevanten dabei. Heißt: Die deutsche Produktion verlor satte acht Prozentpunkte in der Gunst des jungen Publikums. Genau dieser Fakt sollte den Verantwortlichen zu denken geben. Ist es wirklich die richtige Entscheidung, in der 16.00-Uhr-Stunde auch in Zukunft auf Eigenproduktionen zu setzen?

Im Sinne von kabel eins ganz bestimmt, ist es der kleine Schwestersender ja doch, der sich wegen seinem großen Bruder ProSieben von vielen Zuschauern seiner Sitcom-Schiene verabschieden musste. Zurück zum eigentlichen Thema: Die restlichen sechs Ausgaben verliefen aus Quotensicht reichlich unspektakulär, mehr als 9,4 Prozent in der Zielgruppe waren nicht mehr drin. Einen neuen Negativ-Rekord stemmte man noch am 18. August dieses Jahres, wo nur 6,2 Prozent ermittelt wurden; die Gesamt-Reichweite belief sich auf katastrophale 0,26 Millionen.

Letztlich bleibt wieder nur eins festzuhalten: Die Daytime von ProSieben bleibt, zumindest was den 16-Uhr-Slot angeht, weiterhin eine Baustelle. Man wird nach wie vor neue Formate ausprobieren müssen, um über kurz oder lang erfolgreich sein zu können. Denn die Durchschnittswerte der Hochzeits-Doku empfehlen sich nicht unbedingt für eine Fortsetzung: Im Schnitt interessierten sich für die 16 Ausgaben lediglich 0,32 Millionen Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren, der Marktanteil lag somit bei ernüchternden 8,8 Prozent.

Ähnlich ging es die ganze Zeit über beim Gesamtpublikum ab drei Jahren zu: Im Mittel unterhielten die Hochzeits-Geschichten hier nur 0,39 Millionen Zuschauer, das führte zu einem düsteren Marktanteil in Höhe von 4,0 Prozent. Worauf wird ProSieben also demnächst setzen? Wohl mangels Alternativen vertraut man ab dem 30. August wieder auf «Das Model und der Freak» - 30 neue Ausgaben zeigt der Münchner Privatsender dann. Ob ProSieben damit glimpflicher davon kommen wird, darf jedoch freilich bezweifelt werden.

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