Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Kraftprobe für Pflaume

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Kai Pflaume wird in der ARD zum Mann für alle Fälle aufgebaut: Nun soll er auch den Vorabend sanieren…

Der sympathische Idealtypus eines Schwiegersohnes namens Kai Pflaume ist dort angekommen, wo er eigentlich schon immer hingehört hat: im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Bei Sat.1 stand er jahrelang für klassische Show-Unterhaltung mit Sendungen wie «Star Search» oder «Die Comedy-Falle», aber auch für emotionale Herzschmerz-Geschichten beim Klassiker «Nur die Liebe zählt». Wenn man eine Sendung mit Pflaume einschaltete, wusste man, was einen erwartet. Der Moderator fiel fast nie aus seiner Rolle „Everybody’s Darling“ heraus und lieferte verlässliche, ähnliche und manchmal langweilige Unterhaltung ab.

Dass dies im Laufe der Zeit für das Privatfernsehen zu wenig wurde, ist ersichtlich. Zuletzt moderierte Pflaume fast kaum noch Formate in Sat.1 abseits von «Nur die Liebe zählt», das ebenfalls Marktanteile abbaute. In den vergangenen Jahren hat sich die Show-Unterhaltung im Privatfernsehen deutlich verändert – Platz für familiengerechte Wohlfühl-Veranstaltungen wie die von Pflaume moderierten war nicht mehr und brachte dementsprechend schlechte Quoten. Mit vermeintlich kantigeren Formaten wie «Rich List» und «So You Think You Can Dance» fiel Sat.1 ebenfalls auf die Nase – diese Misserfolge sind aber zum größten Teil nicht Pflaume selbst, sondern eher der schlechten Konzeptualisierung zu verdanken.

Jedenfalls war es keine Überraschung, dass Pflaume in diesem Jahr zur ARD wechselte. Darüber wurde im vergangenen November in dieser Kolumne geschrieben, dass Pflaume und die ARD gleichermaßen vom Wechsel profitieren würden. Nach seinem Einstand als Sendergesicht kann die These unzweifelhaft bestätigt werden: Wie erwartet holt Pflaume mit seinen bisherigen Show tolle Quoten für den Sender und kann den abgewanderten Jörg Pilawa gut ersetzen. Da ist es nun nicht verwunderlich, dass er eine weitere ehemalige Domäne Pilawas erobern soll: den Vorabend.

In «Drei bei Kai» wird künftig freitags um 18.50 Uhr gespielt. Wie beim «Quiz mit Jörg Pilawa» beläuft sich die maximale Gewinnsumme auf 300.000 Euro, wie bei Pilawa spielen mehrere Kandidaten gemeinsam um das Geld – nun sind es eben drei anstatt zwei. Ab Herbst ist Pflaume dann der Hoffnungsträger am Vorabend in Sachen Show – alle anderen Sendeplätze werden mit fiktionalen Formaten belegt sein. Klar ist damit auch: Sollte Thomas Gottschalk zur ARD wechseln und seine Vorabend-Sendung bekommen, würde diese künftig dienstags bis donnerstags laufen. Wie angekündigt wäre sie also nicht an jedem Abend zu sehen.

Alle bisherigen Pflaume-Shows im Ersten waren erfolgreich; wie zu erwarten ist die Primetime sein Metier, bei dem gute Quoten garantiert sind. «Drei bei Kai» wird für Pflaume die zweite richtige Bewährungsprobe in der ARD. Ein erster Meilenstein auf dem Weg zur neuen ARD-Allzweckwaffe ist die in diesen Tagen startende Neuauflage von «Dalli Dalli». Diese wird überraschenderweise „nur“ im Dritten (beim NRD) ausgestrahlt – trotz der wohl ungebrochenen Popularität des Klassikers mit Hans Rosenthal. Sollte die Show gute Quoten einfahren, hätte Pflaume eine wichtige Kraftprobe bestanden, denn eine frühere Neuauflage des Formats floppte – seither hat sich niemand mehr an das Konzept herangetraut. Und möglicherweise könnte «Dalli Dalli» schnell den Sprung ins Erste schaffen, wenn die Zahlen stimmen. Im Herbst käme dann mit «Drei bei Kai» die zweite große Herausforderung: Sollte Pflaume hier gute Quoten holen und damit das erste erfolgreiche nach gefühlten 100 quotenschwachen neuen Vorabend-Formaten sein, hätte die ARD Jörg Pilawa endgültig und gleichwertig ersetzt. Und Pflaume selbst wäre auf seinem vorläufigen Karrierehöhepunkt angelangt.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

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