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Vorhang auf: Die wichtigsten Kinostarts des 2. Halbjahrs 2011

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Von gigantischen Actionfilmen, kostspieligen Literaturverfilmungen und vorweihnachtlichen Animationsfilmen: Quotenmeter präsentiert die wichtigsten Kinostarts der kommenden Monate.

Der 29. September birgt im Kino das zweite Realfilmabenteuer des cleveren Wikingerjungen Wickie. «Wickie auf großer Fahrt» gab den anfangs angepeilten Kinostart am 11.11.11 zu Gunsten eines Spätsommerstarts auf und ist zugleich die bislang größte deutsche 3D-Produktion. Während die Darsteller des Kinoerfolgs von 2009 zurückkehren, muss der kindliche Wikinger nun ohne Michael „Bully“ Herbig auskommen. Drehbuch und Regie stammen dieses Mal stattdessen Christian Ditter. Der frühere «Türkisch für Anfänger»-Regisseur hat mit den ersten beiden Filmen der «Vorstadtkrokodile»-Reihe bereits viel Erfahrung im Familiensegment. Da ihm allerdings die prominente Zugkraft Bullys fehlt, wird es sehr interessant zu beobachten, ob das Kinopublikum auch ohne Bully und Vorab-Fernsehcasting in Scharen auftauchen wird.

Der Kino-Oktober beginnt mit drei recht unterschiedlichen Produktionen: In «Real Steel» zeichnet der Komödienregisseur Shawn Levy («Nachts im Museum 1 & 2») auf der Basis einer dystopischen Kurzgeschichte namens «Steel» eine Zukunft, in welcher der Boxsport fortan von Robotern ausgeübt wird. Den Trailern nach zu urteilen, verzichtet Levys Leinwandadaption auf die pessimistischeren Zwischentöne der Vorlage und zeigt stattdessen in einer klassischen Underdog-Geschichte, wie Hugh Jackman einen vermeintlich lächerlichen Trainingsroboter zu einem unschlagbaren Champion aufsteigen lässt. Einige Parallelen zu «Rocky» sind sicherlich unvermeidlich.

Zeitgleich startet «Johnny English - Jetzt erst recht», die verspätete Fortsetzung von Rowan Atkinsons Agentenkomödie aus dem Jahre 2003. Regie führt Oliver Parker, dessen vor zwei Jahren erschienende Adaption von «Das Bildnis des Dorian Gray» eher zwiegespaltene Reaktionen hervorrief. Einzig der Look des Films wurde nahezu einhellig gelobt, was immerhin Hoffnungen auf eine gut aussehende Rückkehr des tollpatschigen Geheimagenten weckt. In einer Nebenrolle tritt übrigens Gillian Anderson auf, die mit Agentenfiguren bekanntlich ausgiebig Erfahrungen sammelte.
Im Arthouse-Bereich startet währenddessen mit «Melancholia» ein weiterer Höhepunkt des Kinojahres. Es ist Lars van Triers neustes Regiewerk nach dem kontrovers diskutierten «Antichrist» und wurde bei den Filmfestspielen in Cannes für Kirsten Dunsts Darbietung mit dem Preis für die beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. In der romantisch-impressionistischen Erzählung eines nahenden Weltuntergangs sind außerdem Charlotte Gainsbourg und Kiefer Sutherland zu sehen.

Am 27. Oktober bekommt der gewiefte Wickie Kinokonkurrenz: «Die Abenteuer von Tim und Struppi». Produziert von Peter Jackson und unter der Regie von Steven Spielberg erhofft sich Paramount Pictures, die französischen Comics zu einem internationalen Phänomen machen zu können. Sofern die Kinoeinnahmen halten, was sich Spielberg und Jackson versprechen, werden eine Fortsetzung unter Jacksons Regie sowie ein dritter, gemeinsam inszenierter Teil folgen. Der Film wurde mit der durch Robert Zemeckis’ «Der Polarexpress» popularisierten Motion-Capturing-Technologie verwirklicht, da Jackson und Spielberg photorealistische Texturen anstrebten, aber den Figuren gleichzeitig die Konturen aus den Hergé-Comics verleihen wollten. Kinobesucher wurden der Technik in letzter Zeit aber überdrüssig (Zemeckis’ «Milo und Mars» wurde eine finanzielle Katastrophe) und erste Bilder zeigten nur mäßigen Erfolg hinsichtlich des anvisierten Stils, weshalb man besser noch nicht in Erwartung der Sequels den Atem anhalten sollte.
Im Gegenprogramm startet «Hotel Lux», eine satirische Komödie mit Jürgen Vogel und Michael „Bully“ Herbig als Kabarettisten zur Zeit des Nationalsozialismus, die aufgrund Parodien von Hitler und Stalin verfolgt werden. Letztlich landen sie im Moskauer Hotel Lux, einem der wichtigsten kommunistischen Treffpunkte der Welt.

Ein anderer deutscher Filmemacher, nämlich Roland Emmerich, begibt sich eine Woche später auf die Spuren Shakespeares. Der auf Katastrophenfilme spezialisierte Regieexport verfilmt mit «Anonymus» eine der berühmtesten Verschwörungstheorien bezüglich der wahren Identität des großen Dramatikers. Einen frühen Drehbuchentwurf verfasste Autor John Orloff («Die Legende der Wächter») bereits Ende der 90er Jahre, er wurde damals aber aufgrund des Miramax-Projekts «Shakespeare in Love» von keinem Studio aufgenommen. Emmerich nutzte in der Vorproduktion von «Anonymus» seine durch bisherige kommerzielle Erfolge gestärkte Verhandlungsposition, um ohne Studiodruck sein Wunschensemble zusammenzustellen, welches ohne prominentere Namen auskommt.

Wer seinen Shakespeare lieber gezeichnet mag, könnte vielleicht am 10. November sein Kinoglück finden: Disney bringt dann nämlich «Der König der Löwen» wieder in die Kinos. Der kommerziell erfolgreichste Zeichentrickfilm aller Zeiten wurde 1994 wegen seiner an «Hamlet» erinnernden, emotionalen Tiefe umjubelt und die Songs von Elton John & Tim Rice wurden wahre Evergreens. Die Wiederaufführung wird außerdem jüngeren Sehgewohnheiten gerecht, indem sie dem Film eine dritte Dimension hinzufügt. Außerdem startet zu diesem Termin «Dame, König, As, Spion». Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Fortführung von Guy Ritchies Kultklassiker «Bube, Dame, König, grAS», sondern um die Adaption eines Agentenromans aus den 70er Jahren, der von der BBC bereits mit Alec Guiness in der Hauptrolle als Miniserie umgesetzt wurde. Die britisch-französische Koproduktion wartet mit einem ansehnlichen Ensemble bestehend aus Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy, Mark Strong sowie John Hurt auf, des Weiteren rechnen ihr einige Hollywood-Kenner bereits respektable Oscar-Chancen ein. Ein Kinotermin also, den man sich vormerken muss.

Am 24. November startet, in bester «Harry Potter»-Manier, die erste Hälfte der Verfilmung des finalen Buchs einer immens populären Buchreihe. Statt britischer Zauberei gibt’s an diesem Tag jedoch jugendliche, schmachtende Vampire zu bestaunen: «Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht» erzählt die ewiglich tragische Liebesgeschichte zwischen dem Vampir Edward Cullen und der Sterblichen Bella Swan weiter, wobei die in der Buchvorlage beschriebenen Entwicklungen den Filmemachern bereits schweres Kopfweh bereiteten. Visuell die sehr graphisch beschriebenen, körperlichen Leiden Bellas umzusetzen, hätte «Breaking Dawn» in den USA eine höhere Jugendfreigabe garantiert. Die Produzenten versprachen jedoch, wie bei den vorhergegangen Filmen ein PG-13-Rating anzuvisieren, offiziell, um keine treuen Mitglieder der stetig wachsenden Fangemeinde auszuschließen.

Zum Jahresschluss wird das Kino, fast schon traditionsgemäß, von Trickhelden erobert. Zunächst watscheln am 1. Dezember die Oscar-prämierten Pinguine aus «Happy Feet» auf die Leinwände. Über den (selbstredend) in 3D startenden «Happy Feet 2» hält sich der Verleih Warner Bros. bislang ziemlich verdeckt, doch hartnäckige Gerüchte besagen, dass die aus dem Original gestrichene Storyline über eine Alieninvasion wieder aufgenommen wird. Sieben Tage später versucht «Der gestiefelte Kater» sein Glück – erstmals ohne den Oger Shrek. Der Film spielt vor «Shrek 2» und zeigt den Publikumsliebling während seines wohl gefährlichsten Abenteuers: Jack & Jill (bekannt aus einem englischen Kinderreim) haben eine bedrohliche Macht entdeckt, die die ganze Welt auslöschen könnte. Gemeinsam mit einer feurigen Liebschaft und Humpty Dumpty versucht der gestiefelte Kater das Duo aufzuhalten. Im Frühjahr wurden Teile von «Der gestiefelte Kater» einigen US-Pressevertretern in einer Rohfassung vorgeführt, die beinahe geschlossen der Meinung waren, dass die abenteuerliche Trickkomödie die letzten «Shrek»-Filme bei weitem überflügeln dürfte. Hoffen wir, dass sich dies bewahrheitet.

Als Gegenprogramm starten im Dezember auch zwei aufwändig produzierte Actionfortsetzungen: Ab dem 15. Dezember dürfen sich Kinogänger mit «Mission: Impossible - Ghost Protocol» ein Bild davon machen, ob Tom Cruises Karriere weiterhin eine Zukunft hat. Möglicherweise noch spannender dürfte aber sein, wie sich der Regisseur schlägt. Denn auf dem Regiestuhl nahm beim vierten Teil der Agentenserie Brad Bird Platz. Bird wirkte an den ersten Staffeln der Simpsons mit und lieferte mit «Der Gigant aus dem All», «Die Unglaublichen» sowie «Ratatouille» drei Animations-Meilensteine ab. Seit einigen Jahren werkelt er an dem Drehbuch zum Katastrophenfilm «1906», welchen er als einen actionreichen sowie romantischen Kriminalthriller vor dem Hintergrund des großen Erdbebenunglücks in San Francisco spielt. «1906» sollte eine Gemeinschaftsproduktion zwischen Warner Bros., Walt Disney Pictures und Pixar werden, jedoch bekamen einige Geschäftsführer beim Anblick von Birds Budgetvorstellungen kalte Füße.
Mit «Mission: Impossible - Ghost Protocol» möchte sich Bird als versierter Realfilm-Regisseur empfehlen und seine Zweifler zum Schweigen bringen. Als Produzenten hat er dabei J. J. Abrams hinter sich, der den letzten Teil der Kinoreihe drehte, und mit Oscar-Gewinner Michael Giacchino wird Birds und Abrams Stammkomponist für die Musik verantwortlich sein. Im Schauspielensemble wird der an Zugkraft verlierende Tom Cruise unter anderem von Jeremy Renner («The Town»), Ving Rhames («Pulp Fiction»), Josh Holloway («Lost»), Simon Pegg («Hot Fuzz») und Michael Nyqvist («Verblendung») unterstützt.

Das letzte Highlight des Kinojahrs startet dann am 22. Dezember, wenn Guy Ritchie mit «Sherlock Holmes - Spiel im Schatten» dort ansetzt, wo sein Blockbuster über den weltberühmten Meisterdetektiv vergangenes Jahr aufhörte. Robert Downey junior und Jude Law kehren als Sherlock Holmes und Doktor Watson zurück, für die Musik ist erneut Hans Zimmer verantwortlich, der für den ersten Teil eine Oscar-Nominierung erhielt. Neu im Ensemble sind Noomi Rapance («Verblendung»), Stephen Fry («Blackadder») und Jarred Harris («Mad Men») als Holmes’ Erzfeind Professor Moriarty.

Und wenn Sie an Silvester kopfschüttelnd auf das Kinojahr 2011 zurückblicken sollten… Keine Bange, 2012 bietet mit David Finchers «Verblendung», dem neuen Muppet-Film, einem neuen Martin-Scorsese-Werk, der Comic-Superlative «The Avengers» und «Der Hobbit» genügend Filme, die Ihnen vielleicht wieder den Kinogang schmackhaft machen können!

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