Die Kritiker

«Im besten Alter»

von

Story


Zwei Paare befinden sich im Ruhestand. Im Leben von Fred und Hanne Wegener tut sich somit nicht mehr viel – ähnlich wie bei Klaus und Marie-Lou Wörlitz. Zu ihren Aktivitäten gehörten Golfen oder Segeln am Wannsee, doch schließlich merken beide Rentnerpaare, dass ihnen das nicht ausreicht und sie begeben sich auf die Suche nach einem tieferen Sinn für ihr Leben. Die Welt erkunden oder Großvater werden – die wünschen könnten gar nicht verschiedener sein. Klaus Wörlitz adoptiert bald darauf eine hochschwangere Frau in der Annahme, es sei seine Tochter. Denn er erinnert sich an einen „Seitensprung“ im Norden, der allerdings schon 21 Jahre zurück liegt.

Doch seine Frau darf selbstverständlich nichts davon wissen. Die schwangere Franziska bringt bald das Leben der Wörlitz‘ durcheinander. Und weil alle versuchen aus ihrem Alltag zu entfliehen und ihre Wünsche wahr werden zu lassen, vernachlässigen sie die Beziehungen, die gar in Gefahr geraten. Denn weil Fred Wegener seinen Freund Klaus decken muss, riskiert auch er dafür seine Ehe. Als die Gattinnen Hanne und Marie-Lou einen etwas mürrischen älteren Herrn aufgabeln, beschließen sie ebenfalls eine Adoption. Hanne lernt auf diese Weise einen Altenpfleger kennen, der ihre Leidenschaft für ferne Länder teilt.

Darsteller


Leonard Lansink («Wilsberg») ist Fred Wegener
Paul Faßnacht («Schicksalsjahre») ist Klaus Wörlitz
Josefine Preuß («Türkisch für Anfänger») ist Franziska Petersen
Charlotte Schwab («Das Duo») ist Hanne Wegener
Peggy Lukac («Alles Liebe») ist Mary-Lou Wörlitz
Georg Tryphon («Urlaub mit kleinen Folgen») ist Gustav Wittke
Robert Meller («Eichmanns Ende») ist Hans Schuster

Kritik


Auch wenn der ARD-Degeto-Film «Im besten Alter» mit einer guten Besetzung aufwartet, so enttäuscht er inhaltlich auf ganzer Linie. Denn gerade dramaturgisch gibt der Film nicht besonders viel her. Vielmehr offenbart die Umsetzung von Felicitas Darschin die eklatanten Schwächen des Films, denn durch die eintönige Inszenierung wird die Geschichte nur in die Länge gezogen. Viel wird gesprochen, doch nach Handlung wird verzweifelt gesucht. Der Film tritt schon nach wenigen Minuten auf der Stelle und will einfach nicht vorwärts kommen. Denn nicht einmal die Dialoge von Drehbuchautor Wolfgang Stauch sind eine Bereicherung für die Szenerie, die zudem recht einfach gestrickt ist.

Fünf Einzelgeschichten hat man zu einem Film zusammen gepackt. Diese sind so unspektakulär, dass ihre Erzählung unnötig in die Länge gezogen werden muss. Letztlich dreht man sich im Kreis, denn auch die Gespräche lassen jede Logik vermissen. Beispiel gefällig: „Gut, dass Franziska dir den Schlüssel gegeben hat“, heißt es in einer Szene, was eine Erklärung für eine völlig undurchsichtige Handlung sein soll, die viel zu kompliziert ist. Wer noch den Anspruch hat, dass die Geschichte wenigstens mit Tiefgang erzählt wird, wird mit den Fragen nach dem „Sinn des Leben“ wenig anfangen können. Denn die Fragen, ob man irgendwann Affären braucht oder ob es falsch war, keine Kinder zu bekommen, werden zwar aufgeworfen, aber nicht beantwortet. Wohl auch weil sie individuell beantwortet werden müssen – in Gesprächen, die hoffentlich mehr Sinn ergeben als die Dialoge in «Im besten Alter».

«Im besten Alter» stellt allenfalls Entwürfe eines Lebens im Ruhestand auf, hat jedoch nichts Ganzes zu bieten. Wer zu den „älteren Semestern“ gehört, wird sich einige Tipps und Anregungen holen können, damit dann aber auch schon wieder gänzlich allein gelassen. Auch wer gerne über das Leben philosophiert, kann sich Denkanstöße in «Im besten Alter» einholen, doch auf Antworten wartet man vergeblich. Die gefestigten und klar verteilten Rollen in der Figurenkonstellation verhindern, das worauf der Film zusteuern will: Dass die graue Alltagssituation der beiden Familien aus den Fugen gerät – so wirklich will nämlich selbst das nicht gelingen. Zwar gibt es hin und wieder komische Momente im Film, doch die durchweg melancholische Stimmung heitert hingegen kaum auf. Diese traurige Grundstimmung zieht sich durch den Film, der gerade deswegen nie Tempo aufnimmt, sondern auf der Strecke bleibt.

Das Erste zeigt den ARD-Degeto-Film «Im besten Alter» am Donnerstag, 3. März 2011 um 20.15 Uhr.

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