Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: Mit Kanonen auf Spatzen

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Der Late-Night-Kleinkrieg: Schmidt spottet, Pocher kontert. Und wie Sat.1 die Pocher-Absetzung zur Farce werden ließ.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott bekanntlich nicht zu sorgen. Und so ließ es sich Spottvater Harald Schmidt auch nicht nehmen über das Aus der «Oliver Pocher Show» in Sat.1 zu witzeln. Ausgerechnet der Ex-Showpartner von Oliver Pocher plauderte das Showende aus – und dann auch noch auf diese bissige Art und Weise. Das muss man erstmal verdauen. Oliver Pocher bezichtigte seinen „Pressesprecher von der ARD“ aber dennoch der falschen Fakten: Nicht am 11. März, sondern erst am 18. März geht seine Show zu Ende. Wer mag es ihm verübeln, denn schon seit Wochen stichelt Schmidt gegen Pocher. Er empfahl ihn fürs Dschungelcamp, nannte ihn „Ex-Talent“ oder „Star von gestern“ und amüsierte sich über die verlängerte Winterpause der Show. Pocher aber schoss erst in der Ausgabe der «Oliver Pocher Show» vom letzten Freitag zurück. Und deshalb wirkt es so als würde mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Die beiden Entertainer, die vor zwei Jahren noch zusammen «Schmidt & Pocher» im Ersten moderierten, liefern sich jetzt schon fast so etwas wie einen Kleinkrieg mit ungleichen Mitteln.

Nein, Freunde werden Schmidt und Pocher nicht mehr. Denn Freunde waren sie nie gewesen. Höchstens Kollegen, doch auch das nur eine begrenzte Zeit. Denn erst als das Ende von «Schmidt & Pocher» besiegelt war, wurde auch diese Show richtig gut. Es schien fast so, als falle beiden eine Last von den Schultern. Die letzte Sendung war dann so etwas wie die Abrechnung vor laufender Kamera. Weil dann im September 2009 noch von beiden Seiten nachgetreten wurde, ging man nicht gerade friedlich auseinander. Der harte Konkurrenzkampf aber blieb jeweils aus. Die Shows von Harald Schmidt und Oliver Pocher liefen an verschiedenen Tagen. Schmidt wie gewohnt am Donnerstag. Pocher am Freitagabend in Sat.1 – so kam man sich nicht in die Quere. Als Schmidt in Staffel Eins nach Pocher noch die Messlatte höher legte, so hoch, dass selbst treue Zuschauer nicht mehr mitkamen, interessierte ihn das Treiben seines Ex-Showpartners bei Sat.1 herzlich wenig. Pocher hatte am Freitagabend ohnehin seine eigenen Probleme: Die Einschaltquoten wollten einfach nicht stimmen. Das Late-Night-Konzept wollte nicht aufgehen. War es nicht Harald Schmidt, der noch vom Freitag-Sendeplatz abgeraten hat? Irgendwie sollte er ja Recht behalten. Denn eins ist sicher: Der schlechte Sendeplatz war zu einem großen Teil dafür verantwortlich, dass die Einschaltquoten der «Oliver Pocher Show» das Genick brachen. Und vielleicht hat Sat.1 deshalb so lange zugesehen, wie Pochers Sendung im Quotensumpf dümpelte, weil man sich der schlechten Ausgangslage für die Show bewusst war.

Pocher stellte um auf Personality-Show. Die aber gehört nicht wirklich auf einen Sendeplatz um 23.15 Uhr am Freitagabend – vielleicht hätte es in der Primetime besser funktioniert, vielleicht an einem anderen Tag. Große Sendeplatz-Experimente wie bei Kerner hat man nicht unternommen. Am Ende geriet selbst die eigentliche Absetzung für Sat.1 zur Farce. Der neue, alte Late-Night-Mann Harald Schmidt plauderte das Ende der «Oliver Pocher Show» genüsslich aus, wohl auch in der Genugtuung mit der "falscher Sendeplatz"-Meinung Recht behalten zu haben. In einem Warm-Up – das er übrigens selbst macht – vor einer «Harald Schmidt»-Aufzeichnung spottete er schon vor einigen Monaten: „Wir haben ihn ja immer gewarnt. Aber dann hieß es, wir wollten ihn nur schlecht machen“, erzählte Schmidt dem Publikum. Wohl auch wegen solcher Töne ist auch Pocher gar nicht gut auf Schmidt zu sprechen: „Er ist alt und senil, da bringt man schon mal was durcheinander“, lautete der späte Konter am letzten Freitag in der Pocher-Show.

Doch noch vor der Aufzeichnung hatte sich das Aus für seine Sendung bei Sat.1 wie ein Lauffeuer in der Medienlandschaft verbreitet. Sat.1 aber hielt sich weiter bedeckt: Kein Kommentar, Gerüchte. Als es aber dann am Abend alle wussten, ging die Pressemitteilung raus. Die las sich fast schon wie eine Art Kapitulation: Das Scheitern musste man trotz aller Dementis in den vergangenen Wochen doch noch eingestehen. Und man wird das Gefühl nicht los, dass auch der Sender sich bei der Wahl des Sendeplatzes keinen Gefallen getan hat und sich deshalb davor scheute öffentlich die Teilschuld einzugestehen. Doch wäre genau das wünschenswert gewesen.

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