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100 Folgen «Hand aufs Herz»: Sat.1-Vorabendquoten im Sinkflug

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«K 11», die dritte Runde von «Anna und die Liebe» und die Schul-Musik-Soap «Hand aufs Herz». Alle Formate holen nur einstellige Quoten. Woran liegt’s und besteht noch die Chance auf Besserung?

In einem Abwärtsstrudel befindet sich der aktuelle Sat.1-Vorabend – und das nicht erst seitdem auch die bis November 2010 noch gut laufende Serie «Anna und die Liebe» unter den Senderschnitt gefallen ist. Das gesamte Line-Up scheint sich aktuell selbst nach unten zu ziehen, doch weder die Soaps und erst recht nicht die Fake-Doku «K 11» scheinen momentan in der Lage zu sein, den Trend zu stoppen. Das Sat.1-Vorabendproblem besteht nicht erst seit Jeanette Biedermanns Rückkehr zu «Anna und die Liebe» - ohne Frage. Die nun aber quotenschwache Sendung hat die Lage noch ein Stück prekärer gemacht.

In Staffel drei warfen die Autoren das bisherige Schema des Formats um, sie ließen Figur Jonas (Love Interest der ersten Staffel) sterben und behielten ihn noch rund drei Monate als Geist in der Sendung. Die Zuschauer lehnten das Konzept und auch die neu eingeführten Figuren offenbar ab. Die Quoten sanken im Schnitt um rund drei Prozentpunkte und lagen im Januar bei gerade einmal 9,4 Prozent. Seit Anfang Februar wurde die dritte Staffel – man könnte es zumindest so nennen – noch einmal neugestartet. Jacob Weigert, Star aus Staffel zwei, kehrte zurück. Die Quoten stiegen mit der Rückkehr aber nicht an, sie liegen weiterhin bei durchschnittlich 9,4 Prozent.

Woran liegt’s, dass auch nach dem Ende der Geist-Geschichte, die Werte nicht wieder steigen? «Anna» ist deutlich anders geworden, das überfordert vielleicht einige der Anhänger. Sie haben den Wechsel von der Werbe- in die Modewelt nicht mitgemacht. Schädlich dürfte auch sein, dass die Macher diesmal auf die ganz klare Happy End-Aussage verzichtet haben. In wen sich Anna am Ende der Staffel verlieben und mit wem sie wieder glücklich wird, sagten sie bislang nicht. Wäre auch unpassend gewesen, wollte man anfangs doch mit der großen Trauerphase punkten. Im Rennen um Annas Herz sind aktuell Enrique Vegas und Tom Lanford – allein eine Dreiecksgeschichte rund um die Hauptfigur scheint also nicht zu ziehen. Zumindest nach den ersten zwei Wochen noch nicht.

Was ist in Zukunft geplant? Die Macher bauen neue Figuren ein, bringen altbekannte zurück. So wird Annas Schwester Katja, die Anfang 2010 ausstieg, schwanger zurückkehren. So soll auch ein Stück altes «Anna und die Liebe» wieder zurückkehren und Zuschauer zurückbringen. Wichtig ist: Die Macher müssen in Zukunft wieder mit Nebengeschichten punkten. Aktuell zeigen sich Fans in Foren von diesen tendenziell eher genervt. «Anna» hat ohne Frage das Zeug, wieder auf elf oder zwölf Prozent zu kommen. Wichtig wird dann aber auch der Übergang zu Staffel vier sein, die in den nächsten Monaten schon vorbereitet werden müsste. Hierfür braucht es eine starke neue Hauptdarstellerin und einen ebenso beliebten männlichen Hauptpart.

Ob es für «Hand aufs Herz» überhaupt in eine neue Runde geht, ist derweil alles andere als klar. Bei der 18.00 Uhr-Serie krankte es in den ersten 99 Folgen vor allem im Detail. Die Serie ist für ein Schulformat vermutlich an der ein oder anderen Stelle zu realistisch gehalten. Das betrifft beispielsweise den Look der Serie. Die jungen Zuschauer finden sich schlicht in der tristen Realität einer grau-braunen Aula wieder – eine Aufhübschung des Sets könnte eine Art „Traumschule“ entstehen lassen, die möglicherweise einige Zuseher zum Format locken könnte. Erstaunlich und wenig gut für die Quote ist auch der große Anteil an Nacht-Szenen. In manchen Episoden finden drei Viertel der Bilder in Dunkelheit statt. «Hand aufs Herz» stinkt im Vergleich zum bunten «Anna und die Liebe» oder dem Primus «GZSZ» was die Farbigkeit angeht ohnehin schon ab – wieso die Serie dadurch also noch zusätzlich verdunkelt wird, ist ein großes Rätsel.

Grundlegend und etwas vereinfacht kann zudem gesagt werden, dass die Guten in der Serie nicht gut genug sind und die Bösen bei Weitem nicht böse genug. Auch in diesem Punkt sollten sich die Macher etwas weiter von der Realität wegbewegen und sich ein Vorbild an klassischen Telenovelas nehmen. Chancen hat das Format zudem nur, wenn die Figur Bea Vogel klarer als bisher in den Vordergrund rückt und auch die sonstige erste Riege um Michael und Ben nicht wie teilweise im Januar ein eher Belangloses Dasein fristet.

Was geplant ist? Am Dienstag läuft die 100. Folge mit der die Geschichte nun wohl erst so richtig losgehen soll, wie Hauptdarstellerin Vanessa Jung kürzlich betonte. An der Schule wird ein Skelett gefunden, man verdächtigt Bea nun des Mordes. Ein Fragezeichen steht derweil hinter dem Musikchor: In den ersten 70 Folgen erstaunlich am Rande behandelt, rückte er zuletzt etwas mehr in den Mittelpunkt – allerdings nicht mit wirklich guten Geschichten. Packt man nun den Mord-Komplott richtig an, dann könnten die Quoten in der Tat noch steigen, wenngleich man kräftig zulegen müsste. Nachdem «Hand aufs Herz» Ende Januar inhaltlich besser wurde und auch die Quoten auf durchschnittlich 9,3 Prozent stiegen, ging es bislang im Februar in beiden Punkten wieder bergab. Die vergangene Woche schloss die Daily mit dem drittschlechtesten Wochenschnitt überhaupt: 8,1 Prozent. Sonderlich groß sind die Chancen für «Hand aufs Herz» vermutlich nicht mehr.

Um 19.00 Uhr scheint Sat.1 aktuell so rein gar keinen Plan zu haben. Nach dem Rauswurf einer Scripted Reality läuft «K 11» dort derzeit in Doppelfolgen, kommt aber ebenfalls nicht auf zweistellige Werte. Ein Ersatzprogramm ist nicht in Sicht und so dürfen die Fake-Kommissare wohl noch eine Zeit lang weiter auf Verbrecherjagd gehen. Eigentlich kann es für Sat.1 so aber nicht weitergehen. Drei schwache Formate, die sich gegenseitig nicht helfen können. Zumindest für die 19.00 Uhr-Stunde muss dringend etwas Neues her – ein großer Sender wie Sat.1 braucht schlicht ein starkes Vorabendprogramm, um die ehrgeizigen Ziele erreichen zu können. Die 18.00 Uhr-Serien dürften hingegen noch etwas Zeit bekommen, nicht zuletzt weil sie von Producers at work, einer ProSiebenSat.1-Schwesterfirma, produziert werden. Fehler können sich die Autoren bei den neuen Geschichten hier aber auch nicht mehr erlauben.

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