Die Kritiker

«Bella Vita»

von

Story:


Ist das Leben nicht schön? Isabella Jung - die alle nur Bella rufen - ist versucht, die Frage mit einem entschiedenen "Nein!" zu beantworten. Ihr Mann Martin betrügt sie auf einer Party, die Bella ihm zu seinem 50. Geburtstag organisiert hat, mit einer sehr viel jüngeren Kollegin. Und das vor den Augen der versammelten Freunde und Nachbarn.

Gemeinsam mit ihrer 15-jährigen Tochter Lena zieht sie kurzerhand aus dem gemeinsamen Eigenheim in ein Hotel. Insgeheim wartet Bella auf eine reumütige Entschuldigung Martins, doch dazu kommt es nicht.

Martin gesteht ihr, dass es sich nicht um einen Fehltritt handelte, sondern dass es ihm mit der "Neuen", Valerie, durchaus ernst ist. Bella fällt zunächst aus allen Wolken, doch schließlich lässt sie sich nicht unterkriegen und wagt den Neustart ins Leben.

Bella sucht sich mit Lena und mit einem schmalen Budget eine Wohnung in Kreuzberg und bewirbt sich für Jobs - die ihr nach Jahren als Hausfrau nicht gerade zufallen. Doch aus nach den ersten Rückschlägen lässt sie ich nicht beirren und geht weiter ihren Weg.

Darsteller
Andrea Sawatzki («Tatort: Frankfurt») ist Bella
Thomas Sarbacher («Westflug») ist Martin
Tobias Oertel («Bis in die Spitzen») ist Sebastian
Lotte Flack («Auch Lügen will gelernt sein») ist Lena
Juliane Köhler («Klimawechsel») ist Ines
Lisa Martinek («Das Duo») ist Eva
Pegah Ferydoni («Türkisch für Anfänger») ist Toni

Kritik


"Komödie kann nur aus einer Verzweiflung, auf tragischem Boden entstehen“, so beschreibt Andrea Sawatzki, Hauptdarstellerin von «Bella Vita», das Genre, in dem sich dieser Film laut ZDF-Pressemitteilung und DVD-Aufdruck bewegt. In der Tat ist es durchaus möglich, todernste Themen und Stoffe komödiantisch aufzubereiten und nuanciert überspitzt darzustellen, ohne bei hoffnungslosem Klamauk und erbärmlicher Unglaubwürdigkeit zu enden. Doch das schaffen nicht viele Autoren. Zu schwierig ist die Gratwanderung, zu schnell reißt das Seil, bevor das Konzept ein für allemal unwiederbringlich in die Tiefe fällt. Im Film gibt es nie einen doppelten Boden.

Bewertet man «Bella Vita» unter genrespezifischen Gesichtspunkten, so fällt der Film glasklar durch. Denn er weißt zu wenige Gags auf, von denen kaum einer zündet, und alles wirkt zu konstruiert und gewollt. Lässt man dieses Kriterium jedoch außen vor, so erschließt sich einem eine interessante Behandlung spannender Fragen.

Wie lebt man nach einer massiven Lebensenttäuschung weiter? Ist das überhaupt möglich? Gibt es einen Weg zurück in eine Beziehung mit dem, der einen betrogen hat? Was passiert, wenn Kinder involviert sind? Damit beschäftigt sich das Drehbuch der Autoren Melanie Brügel und Georg Heinzen hauptsächlich, während so manche Absurdität und auf Witzigkeit getrimmte Dialoge eher zweitrangig sind. Das merkt man und es sollte auch nicht weiter tragisch sein, würde der Sender dem Film nicht ein seltsam anmutendes Genreetikett aufprägen. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen geschieht jedenfalls auf stets ernsthaftem Boden und es gibt eine große Bandbreite an gut ausdifferenzierten Charakteren, die verschiedene Thesen dazu verkörpern: Martin, der rücksichtslose Opportunist; Bella, die Idealistin (zumindest zu Beginn des Films) und Toni, die fatalistische Barkeeperin. Die Dialoge zwischen Bella und Toni sind mit Abstand die besten des Films; leider gibt es von ihnen viel zu wenige.

Liefert der erste Akt einen guten Einstieg mit spannender Prämisse, so kommt es traurigerweise in der ersten Hälfte des zweiten Aktes zu immer mehr Glaubwürdigkeitsmängeln. Diese fallen zwar ins Gewicht, gewinnen aber glücklicherweise nie die Oberhand über die Dramaturgie, sodass das Drehbuch den metaphorischen Abgrund zwar umschiffen kann und nicht in kitschiger Debilität versinkt, einige Längen aber stellenweise vorhanden sind. Zu sehr konzentriert man sich an diesen Punkten nämlich auf die Frage, ob Bella zu ihrem Mann zurückkehren will/wird, vermutlich um einen weiteren Spannungsbogen einzuführen, der aber dramaturgisch nicht notwendig gewesen wäre. Deutlich interessanter hätte es etwa sein können, mehr Facetten von Bellas neuem Leben ohne Haus, Garten und Gatten zu zeigen. Letzten Endes erkennt auch Bella ein für allemal, dass „Zurück“ der falsche Weg ist. Ein anderes Ende hätte dem Film auch einen äußerst negativen Touch verliehen.

Andrea Sawatzki ist eine der fähigsten Schauspielerinnen der deutschen Filmbranche und schafft es in «Bella Vita» wieder einmal, eine Rolle mit viel Empathie und Elan zu beleben, auch wenn man ihr anmerkt, dass sie in intellektuell schärferen Filmen, wie etwa dem brillanten «Schneckenhaus» besser aufgehoben ist. Ferner hat sie in «Arme Millionäre» bereits gezeigt, dass sie großartiges komödiantisches Potential hat, auch wenn sie es in «Bella Vita» kaum nutzen konnte. Der Cast harmoniert sehr gut miteinander und jeder Darsteller schafft es, seine Figur authentisch zu machen. Ein äußerst gelungener Soundtrack rundet den Film von Regisseur Thomas Berger ab.

ZDFneo strahlt «Bella Vita» am Samstag, den 23. Oktober 2010, um 20.15 Uhr aus. Bereits am Mittwoch, den 27. Oktober 2010, folgt der Film im ZDF.

Kurz-URL: qmde.de/45328
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