Sonntagsfragen

'Wir fühlen uns jeden Tag wohler' – Peter Kloeppel zum neuen RTL-Studio

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Seit zwei Wochen sendet RTL die Nachrichtensendung «RTL aktuell» aus dem neuen Sendezentrum der Mediengruppe in Köln-Deutz. Quotenmeter.de-Redakteur Jürgen Kirsch traf RTL-Chefredakteur und Anchorman Peter Kloeppel. Im neuen RTL-Domizil am Rhein stand er bezüglich dem neuen Studio und der modernen HD-Technik Rede und Antwort.

Herr Kloeppel, welches ist für Sie die größte Veränderung bei «RTL aktuell» aus dem HD-Studio des neuen Sendezentrums?
Ich habe eine zweite Stehposition hinzubekommen und muss sehr genau darauf achten, exakt an dem Punkt zu stehen, auf den sich die Kamera hinbewegt. Das ist eine echte Herausforderung, wenn ich etwa eine für mich unsichtbar eingespielte digitale Grafik erklären möchte, die der Zuschauer auf der Galerie im Hintergrund sieht. Dazu muss ich mich mit ein, zwei Schritten auf eine präzise ausgerechnete Position hinbewegen. Überschreite ich die, filmen die genau programmierten Roboterkameras ins Leere. Da muss man sich erst einfinden. Insgesamt ist «RTL aktuell» transparenter, plastischer und beweglicher geworden. Wir fühlen uns jeden Tag wohler in dem neuen Studio.

Mit welcher Schwierigkeit ist es denn für einen Nachrichtenmoderator verbunden, in einem virtuellen Studio zu agieren?
Für mich ist das ja keine neue Situation. Erste virtuelle Elemente in der Nachrichtenpräsentation hatten wir schon Ende der 90er Jahre eingeführt. Und seit 2004 senden wir aus einem voll virtuellen Studio. Durch die Green-Screen-Technik ist im Umfeld alles grün und es gibt eben keine Möbelstücke, an denen man sich orientieren oder festhalten kann. Verlieren kann ich mich in dieser so genannten „grünen Hölle“ dennoch nicht. Über Monitore sehe ich die Grafiken. Und ein Beamer, für den Zuschauer unsichtbar, macht mir die visuelle Orientierung leichter. Gewöhnungsbedürftig waren für mich in den ersten Tagen allein die „Robotic Cameras“, die nun vollautomatisch die Fernsehbilder aufnehmen.

Wie hat man sich die Vorbereitungen auf das neue Studio in Köln-Deutz vorzustellen? Haben Sie parallel zur täglichen Sendung geprobt?
Zunächst haben wir an Modelltischen in Köln-Ossendorf allein die Kameraeinstellungen geprobt. Danach ging es ins Studio, wo die Kamerafahrten errechnet wurden. Bei den Proben dienten Schaufensterpuppen als „Dummies“ für die Moderatoren. Als dann soweit alles funktionierte und perfekt eingeleuchtet war, kamen wir Moderatoren dazu. Insgesamt haben wir zehn Sendungen geprobt, in der Woche vor dem Start produzierten wir die Live-Sendung parallel und sekundengenau aus dem alten und dem neuen Studio. Am Samstag [Anm. d. Red.: 11. September 2010] haben wir dann nur noch einmal das Intro geprobt, ehe «RTL aktuell» um 18.45 Uhr aus dem neuen Studio on Air ging.

Läuft man mit der modernen Technik nicht auch Gefahr, dass die RTL-Nachrichten am Ende zu überladen wirken?
Aus gutem Grund werden wir die Möglichkeiten der Technik sehr behutsam nutzen. Zu viele 3D-Elemente beispielsweise würden das Gesamtprodukt zu pompös wirken lassen und den Zuschauer verwirren. Wo es uns sinnvoll erscheint, können wir komplexe Themen mit Hilfe von Grafiken und interaktiven Bild-Elementen noch anschaulicher und transparenter darstellen. Aber im Zweifelsfall gilt gerade in einer seriösen Nachrichtensendung: weniger ist mehr.

Die moderne Technik verleitet aber schon dazu, sie auch einzusetzen, oder?
Wir müssen uns stets fragen, was die Zuschauer wollen und was wir wie vermitteln können. Wir wollen auch weiterhin ein Gefühl der Ruhe und Sachlichkeit vermitteln und die Nachrichten des Tages verständlich ordnen. Bei der Informationsvermittlung haben wir ja immer nur einen „Schuss“ frei. Anders als bei der Tageszeitung können die Zuschauer im Fernsehen nicht in Zeilen zurückspringen, wenn sie etwas nicht verstehen. Auf technische Spielereien werden wir deshalb auch in Zukunft ganz bestimmt verzichten.

Das «RTL aktuell»-Studio erscheint im neuen Glanz. Welche Überlegungen gab es bei den Planungen der Studioarchitektur?
Bei der Architektur des Raumes war es uns wichtig, dass ein klar erkennbarer Raum entsteht, der sich den Zuschauern als solcher erschließt. Rein optisch haben wir auf runde Formen gesetzt, weshalb uns der beauftragte Innenarchitekt auch einen ebensolchen Tisch empfahl. In diesen sind nun LEDs eingebaut, die in unterschiedlichen Farben leuchten können. Somit kann er bei «Punkt 6», «Punkt 9», «Punkt 12» oder eben «RTL aktuell» und dem «RTL Nachtjournal» in der jeweiligen Sendungsfarbe erstrahlen.

Gab es denn nach den ersten Sendungen schon Resonanz von Ihrem Publikum? Wie fielen die Meinungen aus?
Wir waren natürlich sehr gespannt auf die Reaktionen derer, für die wir Nachrichten machen.
Nach den ersten drei Live-Sendungen aus dem neuen Studio hatten wir allerdings nur insgesamt 20 Zuschauermails bekommen, also verhältnismäßig wenige. Die Reaktionen waren dabei sehr unterschiedlich. Während die eine Hälfte voll des Lobes war, zeigte sich die andere Hälfte eher skeptisch. Manchen waren die Farben zu hell. Wir nehmen die positiven und die kritischen Anmerkungen auf alle Fälle sehr ernst und werden schauen, was wir davon aufgreifen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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