Kino-Check

Neu im Kino: Kalenderwoche 38

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«Jud Süß - Film ohne Gewissen»


Nach wie vor bietet die Aufarbeitung verschiedenster Aspekte aus der Zeit des Nationalsozialismus einen gewissen Reiz für Filmemacher. Besonders aus Deutschland bringen Fernsehen und Kino immer wieder Beiträge über das Dritte Reich hervor. Nun hat sich auch Regisseur und Autor Oskar Roehler, der vor allem mit seinem Drama «Die Unberührbare» (2000) große Erfolge feiern konnte, filmisch in die 40er Jahre Deutschlands begeben. In seinem Film «Jud Süß» widmet er sich in dramatisierter Form der Entstehung des gleichnamigen antisemitischen und seit Kriegsende verbotenen Propagandawerks, das nicht unwesentlich an der Rechtfertigung der Judenverfolgung vor der deutschen Bevölkerung beteiligt war. Hauptfigur ist der österreichische Schauspieler Ferdinand Marian (Tobias Moretti), der in dem von Joseph Goebbels (Moritz Bleibtreus dritte Zusammenarbeit mit Regisseur Roehler) persönlich in Auftrag gegebenen und überwachten Film die Hauptrolle spielen soll. Anfangs zeigt sich Marian dem Angebot, das ihm der Propagandaminister unterbreitet, gegenüber höchst abgeneigt. Doch nach und nach sieht er darin eine Chance auf seinen großen Durchbruch. Ohne Goebbels genaue Absichten zu kennen, stimmt der Schauspieler einem Engagement zu.

Was grundsätzlich nach einer interessanten Ausgangssituation klingt, spaltete die bisherige Zuschauerschaft. Auf der Berlinale, wo der Film bereits im vergangenen Februar seine Premiere feierte, reagierten einige der Anwesenden während der Vorführung mit Buhrufen. Zu frei und klischeeversessen springe Roehler mit den historischen Fakten um. Zu albern und überzogen seien die Figuren gezeichnet. Auch Medienwissenschaftler Friedrich Knilli, an dessen Ferdinand-Marian-Biographie sich das Drehbuch zu «Jud Süß - Film ohne Gewissen» sehr wesentlich orientierte, schloss sich dem negativ geprägten Tenor an. Mit dem offiziellen bundesweiten Start am Donnerstag kann sich nun jeder Zuschauer selbst ein Bild von dem kontrovers diskutierten Werk machen.

Link: Jud Süss Film Ohne Gewissen - Teaser



OT: «Jud Süß - Film ohne Gewissen» von Oskar Roehler; mit Tobias Moretti, Moritz Bleibtreu, Martina Gedeck, Armin Rohde und Justus von Dohnányi.

«Dinner für Spinner»


Auch Fans derber Komödien kommen bei den Kinostarts in dieser Woche nicht zu kurz. Mit dem Slapstickspaß «Dinner für Spinner» startet nun auch in unseren Lichtspielhäusern das Remake eines (im Deutschen) gleichnamigen französischen Films aus dem Jahr 1998, welcher seinerzeit bereits die Adaption eines Theaterstücks war. Mit seinem preisgekrönten Original hat die amerikanische Version nun aber nicht vielmehr als die skurrile Ausgangssituation gemein. Im Mittelpunkt steht der ehrgeizige Tim Conrad (Paul Rudd), der drauf und dran ist, seinen beruflichen Erfolg perfekt zu machen. Von seinem Chef (Bruce Greenwood) zum Dinner eingeladen, gilt es für ihn nur noch diese Hürde erfolgreich zu überwinden. Dabei buhlt er aber nicht alleine um die Gunst seines Vorgesetzten. Chancen auf Vorteile im Job darf sich jedoch nur derjenige ausrechnen, der zu jenem Abendessen einen möglicht großen „Spinner“ mitbringt, der die Anwesenden am meisten amüsieren kann. Als der mit seinem Gewissen zunächst hadernde Tim kurz darauf auf den verschrobenen Barry (Steve Carell) trifft, scheint das Glück ihm hold zu sein. Doch schon bald bringt der anhängliche Chaot Tims Leben schwer durcheinander.

Für einige ordentliche Lacher sollte dabei angesichts des Teams vor und hinter der Kamera auf jeden Fall gesorgt sein. So feiert zum einen Erfolgsregisseur Jay Roach («Austin Powers 1-3», «Meine Braut, ihr Vater und ich») nach sechs Jahren endlich sein Regiecomeback im Kinobereich. Zum anderen dürfen die comedyversierten Hauptdarsteller Paul Rudd («Beim ersten Mal») und Steve Carell («Little Miss Sunshine»), die nach «Anchorman» und «Jungfrau (40), männlich, sucht…» hier bereits zum dritten Mal gemeinsam auftreten, erneut zu Hochform auflaufen.

Link: Dinner für Spinner - Trailer




OT: «Dinner for Schmucks» von Jay Roach; mit Steve Carell, Paul Rudd, Zach Galifianakis, Jemaine Clement und Bruce Greenwood.

«Bis aufs Blut - Brüder auf Bewährung»


Mit dem Jugenddrama «Bis aufs Blut» liefert Regisseur und Drehbuchautor Oliver Kienle nicht nur sein Langfilmdebüt, sondern gemeinsam mit den Produzenten Jonathan Hild und Verena Monßen, Kameramann Moritz Reinecke sowie Cutter Patrick Eppler zugleich auch seine Diplom-Abschlussarbeit. In deren Fokus stehen die beiden Jugendlichen Tommy (Jacob Matschenz) und Sule (Burak Yiğit), die gemeinsam in schwierigen Verhältnissen aufwachsen und seit jeher wie Brüder zueinander stehen. Mit Drogendeals verdienen sie ihr Geld. Doch die krummen Geschäfte bringen Tommy eines Tages ins Jugendgefängnis. Gezeichnet von den schrecklichen Erlebnissen dort, wird er nach sechs Monaten auf Bewährung wieder frei gelassen. Doch außerhalb der Gefängnismauern hat sich in der Zwischenzeit einiges verändert. Seine Freundin (Aylin Tezel) hat nun einen Neuen und das Verhältnis zu seiner Mutter (Simone Thomalla) ist angespannter als je zuvor. Tommy flüchtet sich daraufhin zu Sule und seiner alten Clique, kommt so aber auch wieder mit den Drogengeschäften in Berührung, die für ihn eigentlich passé waren. Doch nun soll ein letzter großer Deal den beiden unzertrennlichen Freunden die Möglichkeit geben, ihren großen Traum von einer eigenen Autotuning-Werkstatt zu verwirklichen.

Ähnlich wie bei «Jud Süß - Film ohne Gewissen» fand auch die Uraufführung von «Bis aufs Blut» bereits Anfang dieses Jahres statt. Gezeigt wurde das Drama im Rahmen des Festivals Max Ophüls Preis in Saarbrücken, wo es auch prompt den Publikumspreis, den Preis der Schülerjury und eine Verleihförderung in Höhe von 9.000 Euro gewinnen konnte. Doch auch abseits dessen beweisen mehrere Auszeichnungen (so unter anderem auch der Thomas-Strittmatter-Drehbuchpreis), dass es sich bei «Bis aufs Blut» um ein ambitioniertes Projekt talentierter Nachwuchsfilmer handelt, das durchaus Beachtung verdient hat.

OT: «Bis aufs Blut - Brüder auf Bewährung» von Oliver Kienle; mit Jacob Matschenz, Burak Yiğit, Manuellsen, Balder Beyer und Aylin Tezel.

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