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Quotenmeter.de vor Ort: Public Viewing in München

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Immer mehr Menschen gucken die Fußball-EM und -WM nicht mehr zu Hause, sondern zusammen mit zahlreichen anderen Fans bei einem Public-Viewing-Event. Glenn Riedmeier war für Quotenmeter.de in der Schrannenhalle am Viktualienmarkt in München, um herauszufinden, worin die Faszination des Public Viewing liegt.

Es war soweit: Das letzte und entscheidende Vorrundenspiel für Jogi Löws Mannschaft stand bevor. Viele hoffnungsvolle deutsche Fußballfans wollten das Match nicht in den eigenen vier Wänden gucken und trafen sich in der Münchner Schrannenhalle zum gemeinsamen Mitfiebern und Daumen drücken. Mehr als 2.000 Zuschauer waren am Mittwoch beim Schicksalsspiel Deutschland gegen Ghana mit dabei. Bei Würstl, Brezn und einem kühlen Bier steuerte Münchens bekannteste Public-Viewing-Location mit einem Umfang von knapp 2.600 Quadratmetern einem weiteren Höhepunkt entgegen. Die Fans waren perfekt ausgestattet, um die deutsche Mannschaft ordentlich anzufeuern. Fast jeder Besucher trug ein Deutschland-Trikot, eine Blumenkette in den Nationalfarben, oder hatte sich wenigstens die deutsche Fahne auf die Backen gemalt. Vuvuzelas waren allerdings ausdrücklich verboten und mussten zum Wohlbefinden der meisten Zuschauer draußen gelassen werden. Schon vor dem Anpfiff wurde die Stimmung in der Halle von einem DJ kräftig angeheizt, der die gesamte Palette der aktuellen und klassischen Stadionhits auflegte. Von "Deutschlaaaand, Deutschlaaaand" über "Waka Waka" bis hin zu "Three Lions (Football's Coming Home)" war alles dabei.

Im Verlauf des Spiels konnte man sehr gut die Stimmungsschwankungen der Besucher beobachten. Die Emotionen wechselten von anfänglicher Euphorie, allmählicher Verzweiflung, aufsteigender Wut bis hin zur großen Erleichterung. Die spielerische Leistung der deutschen Mannschaft ließ zeitweilen zu wünschen übrig, und viele Fans saßen gebannt vor der Großbildleinwand. Lange Zeit hieß es zittern und Nerven bewahren. Die Besucher ließen sich das Feiern jedoch nicht vermiesen und stimmten regelmäßig in Fangesänge bzw. -gegröhle ein, um unsere Mannschaft in Südafrika tatkräftig zu unterstützen. Am populärsten waren hierbei die durchdringenden Bassakkorde des Songs "Seven Nation Army" von den White Stripes. Aber auch "'54, '74, '90, 2010" von den Sportfreunden Stiller ist unter den Hymnen nach wie vor sehr beliebt. Es herrschte eine ausgesprochen gute Stadionathmosphäre. Gemeinsam mit unzähligen Fußballbegeisterten feierten, zitterten und schimpften die Fans über den Spielverlauf, den Schiedsrichter und die deutschen und ghanaischen Spieler. Es entstand ein großes Gemeinschaftsgefühl und die Emotionen kochten regelmäßig hoch.

Dank der zwei Riesenleinwände bekam man auch auf den hinteren Plätzen der Schrannenhalle alles vom Spiel gut mit. Dies ist nicht selbstverständlich, beschweren sich bei anderen Public-Viewing-Veranstaltungen die Besucher des Öfteren über die schlechten Sichtverhältnisse. Neben einigen Stehplätzen konnten die meistens Fans auf bewirteten Bierbänken Platz nehmen. Die Veranstaltung war außerordentlich gut organisiert, und anders als beispielsweise in den Bierzelten auf dem Oktoberfest, war es auch kein Problem, zwischendurch aufzustehen, um sich etwas zu essen zu kaufen oder auf die Toilette zu gehen. Trotz des großen Menschenauflaufs war es durch die geräumige Anordnung der Tische problemlos möglich, sich zu bewegen, ohne den anderen auf die Füße zu treten. Ein Nachteil des kollektiven Rudelguckens bestand allerdings darin, dass manche Besucher scheinbar weniger aus Fußballinteresse zum Public Viewing kamen, sondern hauptsächlich um ausgelassen zu feiern und ein Bier nach dem anderen trinken. Je später der Abend wurde, umso häufiger fielen Betrunkene durch gereiztes Verhalten negativ auf und benahmen sich daneben.

Diese weniger schönen Aspekte hielten sich allerdings in Grenzen und konnten die allgemein positive Atmosphäre nicht trüben. Nach dem erfolgreichen Spielausgang war die Stimmung endgültig auf ihrem Höhepunkt angelangt und die Fans sangen, hüpften, tanzten und feierten den Einzug der deutschen Mannschaft ins Achtelfinale. Die ausgelassene Stimmung war unvergleichlich - der heimische Fernseher kann da definitiv nicht mithalten. Public Viewing trägt im besten Fall dazu bei, Menschen zu verbinden, und solange alles friedlich verläuft ist es schön zu sehen, dass es möglich ist, dass Menschen unabhängig von anderen Faktoren miteinander feiern können. Jeder WM-Begeisterte sollte wenigstens einmal die Möglichkeit nutzen und sich ein Spiel bei einem Public-Viewing-Event anschauen, und sich davon selbst überzeugen lassen.

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